Es kann halt nicht jeder ein Universalgelehrter sein. Ich versuche mir zu merken, diese beiden schlechten Beispiele nicht mehr zu bringen.
Erstens bin ich kein Universalgelehrter, sondern nur vielseitig interessiert. Über diese schlechten Beispiele gibt es u.a. eigene Bücher, eines dieser Art las ich vor Jahren.
Es gibt Stories, die man so oft erzählt und nachgeplappert hat und die sich uns so in die Hirne eingebrannt haben, dass ein jeder sie ganz sicher zu wissen meint. Das würde ich einmal "Narrativ" nennen, allerdings sind sie mit den heutigen Möglichkeiten sehr leicht zu überprüfen.
Dazu gehören:
- Die Idee der Flachen Erde
- Die Hexenverfolgung durch die katholische Kirche oder Inquisition, im Mittelalter
- Die Massenpanik nach Orson Welles Hörspiel "Krieg der Welten"
- Hildegard von Bingens medizinisches Werk
- Die europäische Neuerfindung des Porzellans durch "Zufall"
- Der astronomische Bezug der heutigen Astrologie
- Diverse Ernährungsirrtümer, z.B. zum Schälen von Gemüsen ö.ä.
- uvm.
Manches davon wird sogar von angesehenen Publizisten immer wieder ohne Überprüfung nachgeplappert, oder ist Bestandteil schlechter Infotainment-Sendungen im Fernsehen, inklusive Inszenierung (insbesondere: Hildegard von Bingen). Es ist mir schon passiert, dass anlässlich ganz banaler Gespräche manche Gesprächspartner wutentbrannt hochgegangen sind wie eine Rakete, nur wenn man ganz sachlich über diese kulturellem Missverständnisse etwas Abweichendes behauptete.
Es gibt irgendeine ZDF-History-Folge, die ja auf ZDF-Info unentwegt wiederholt werden, die, wie viele andere Folgen auch, von Guido Knopp anmoderiert wird. Auch diese Anmoderation wird immer wieder wiederholt und gesendet. In ihr sagt Knopp: "Und wie der alte Goethe schon wusste, gibt es mehr Dinge zwischen Himmel & Erde, als unsere Schulweisheit uns träumt."
Das Zitat gibt es, nur stammt es nicht von Johann Wolfgang von Goethe.
Vielmehr ist es eine (ungenaue) Übersetzung aus Shakespears Hamlet ("There are more things between heaven and earth that are dreamt in your philosophy, Horatio."), in der Übersetzung von Schlegel/Tieck.
Und jedes Mal, wenn ich Knopp das sagen höre, dann denke ich mir: Hat das eigentlich noch immer keiner gemerkt beim Sender - oder ist dies der Running Gag, um Guido Knopp zu ärgern?
In jedem Fall ist das aber peinlich für Guido Knopp, denn wenn man so ein Zitat schon bringen will, dann sollte man sich halt
vorher informieren, von wem es denn stammt.
Insbesondere werden solche Stories gerade auch gern von jenen bedient, die sich gegen vermeintliche "Narrative" sträuben, je nachdem, aus welcher Ecke sie denn kommen. Da bringen die Feministinnen Hildegard von Bingen und die Hexenverfolgungen ins Spiel und andere Orson Welles. Das kann man schon tun, nur sollte man dann auch wissen, worüber man da eigentlich redet, denn sonst sind das alles nur phantasievolle Geschichten für verrauchte Stunden.
Andere Themen, mit denen ich mich intensiv und tiefschürfend auseinander gesetzt habe, die erwähne ich gegenüber bestimmten Zeitgenossen überhaupt gar nicht erst. Bildende Künstler (oder die, die sich dafür halten) werden allein durch die Erwähnung des einzigen Wortes "Farbtheorie" derartig aggressiv, dass ich es mittlerweile lieber lasse, es überhaupt zu erwähnen. Der Kneipenspaß ist dann vorbei, es ist wie in einem Asterixcomic, wo einer das Wort "Alesia" sagt.