Vernunft als ein Faktor unter vielen ?
Kaawi schrieb:
[...]
Ach was, nur weil Neugier auf seinen Kriterien der Einteilung
besteht, ist das Thema doch nicht abgeglitten.
[...]
Kaawi,
vielleicht sollte ich doch noch etwas ausführlicher darlegen,
wie das mit den Natur-Wesen und Kultur-Wesen gemeint ist.
Für mich sind das die zwei Achsen (oder Dimensionen)
eines kartesischen Koordinatensystemes
(horizontale/vertikale, x/y, Abszisse/Ordinate).
Dieses Koordinatensystem bildet den Ordnungsrahmen, in den
die verschiedenen Merkmale des Menschen einzuordnen sind.
Dabei kann jedem Merkmal
sowohl ein naturbedingter (angeborener)
als auch ein kulturbedingter (gelernter)
Anteil zugeschrieben werden.
Schauen wir uns das an der Einordnung von zwei Merkmalen an.
Die Agressivität von Menschen hat einen großen naturbedingten
Anteil, aber nur einen eher kleinen kulturbedingten Anteil.
Die Entwicklung der angeborenen Neigung zu Agressivität
wird in einer friedfertigen Kooperationskultur weniger stark
gefördert als in einer kriegerischen Wettbewerbskultur.
Ganz anders liegen die Verhältnisse bei der Vernunft,
die einen großen kulturbedingten Anteil, und einen
eher kleinen bis mittelgroßen naturbedingten Anteil hat.
Die Standards im sozialen Umfeld für Verhalten, Erziehung
und Bildung bestimmen sehr stark die Entwicklung von Vernunft.
Die naturbedingten Voraussetzungen für die Entwicklung von
Vernunft sind zwar eine gewisse Mindest-Leistungsfähigkeit ,
sowie eine bestimmte Feinstruktur des Gehirnes,
die aber bei den meisten Individuen gegeben sind.
An der Darstellung der Autoren des zitierten Buches irritiert
mich, dass sie die Vernunft nicht als ein Merkmal des Menschen
betrachten, das in den Ordnungsrahmen eingeordnet wird,
sondern als eine zusätzliche Dimension der Ordnungsrahmens.
Die Autoren schlagen anscheinend einen
dreidimensionalen
Ordnungsrahmen vor.
Nun lässt sich zwar prinzipiell jedes zweidimensionale Gebilde
als eine Ebene eines dreidimensionalen Gebildes begreifen
(wenn die Werte von einer Dimension immer gleich sind),
nur drängt sich dann halt die Frage auf,
wozu denn die dritte Dimension überhaupt eingeführt wird.
Was soll denn beschrieben werden?
Werden die Wesensmerkmale des Menschen beschrieben,
oder die verschiedenen Verhaltensweisen von Menschen?
Bei einer Beschreibung der verschiedenen Verhaltensweisen
kann natürlich eine Vielzahl von Einflussfaktoren identifiziert
werden, und jeder dieser Faktoren kann dann ein Parameter
eines entsprechend vieldimensionalen Beschreibungssystemes sein.
In einem solchen Beschreibungssystem wäre dann die Vernunft
einer von vielen Faktoren / Parametern / Dimensionen.
> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <