Giacomo_S
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Natürlich gibt es alternative Menschen im Kapitalismus, ich lebe auch eremitisch aber ich werde von Autobesitzern ausgelacht, nicht offen und ehrlich, sondern ganz subtil und versteckt, aber entscheidend für die Haltung ist, was im Kopf passiert, nicht was beteuert wird, weil es im Trend gerade schick ist.
Sollen sie lachen.
Und wenn sie morgens in der Stadt im Berufsverkehr im ewigen Stau stehen, und ich lässig mit meinem Fahrrad an ihnen vorbei fahre und sie dabei fluchen: Dann lache ich.
Es gibt auch Menschen, die kaufen sich einen High-End-Rechner, dessen Leistung sie gar nicht benötigen, mit einem Netzteil von 1.000 Watt ... und jammern dann im Anschluss herum, warum ihre Stromrechnung so hoch ist. Es geht nicht um "alternativ" oder nicht, sondern um unreflektiert oder nicht.
Es steht mir nicht an, darüber zu urteilen, was die Leute mit ihrem Geld anfangen, und ehrlich gesagt ist es mir auch herzlich egal.
Das Gejammer von Leuten, die dauerhaft über ihre Verhältnisse leben, das mag ich mir aber auch nicht mehr anhören.
Das Leben des 20. Jh. war dadurch geprägt, dass jemand seine Berufsausbildung macht, vorzugsweise in einem großen Unternehmen anfängt und da bleibt, bis er in die Rente geht - um es einmal klischeehaft auszudrücken. Und wenn er nicht irgendwann ganz schräg agierte, dann funktionierte das auch so. Mit einem regelmäßigen Gehaltscheck kann man auch regelmäßig laufende Kosten tragen, und das eigene Auto, womöglich neu, ist so ein laufender Kostenfaktor.
Das Auto als laufender Kostenfaktor, das gab es schon immer, nur sind weitere laufende Kosten hinzu gekommen: Handy, Internet und einiges mehr.
Das funktioniert alles, solange sich die Kosten, das Arbeitsverhältnis oder Einkünfte nicht ändern. Die Leute denken immer, es ginge alles immer so weiter wie bisher - aber das ist im 21. Jh. nicht mehr der Fall. Heutzutage können selbst große Firmen mehr oder weniger von einem Tag auf den anderen den Bach herunter gehen, oder ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, nur weil China gerade keine Chips liefern kann.
Das interessiert andere, an die man Gebühren oder Raten abzudrücken hat aber herzlich wenig, und wenn man, mehr oder weniger von einem Tag auf den anderen, nur noch 60% seiner Einkünfte zur Verfügung hat, dann gerät man mit hohen laufenden Kosten schnell in Schieflage, wenn nicht Schlimmeres. Wenn im Anschluss der Beruf überhaupt noch existiert, auch das kann es geben.
Wer einigermaßen schlau ist, der hält seine laufenden Kosten auf einem Niveau, dass sie auch dann noch zu stemmen sind, wenn es mal nicht so gut läuft. Denn wenn man das große, schicke und teure Auto auf einmal nicht mehr bezahlen kann, dann ist das Glück durch Besitz und das Renommée durch Posieren auch ganz schnell Schnee von Gestern.