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Bedeutet das Internet das Ende der Privatheit?

AW: Bedeutet das Internet das Ende der Privatheit?

Der Vergleich mit der Straße rückt wiedermal den virtuellen Raum ganz in dem Bereich des reellen Raumes. Auch wenn die Straße sich natürlich außerhalb der vier Wände befindet, es ist das reelle Leben das sich da abspielt. Außerdem denke ich, dass es der Ort ist an dem ich am wenigsten persönlich bin.

Wenn ich das Bild des Balkons gewählt habe, bzw. übernommen habe, dann weil es doch noch ein Ort ist wo man sich sehr persönlich gibt. Natürlich nicht weil man von da aus etwas verkündet, insofern hast du recht, da stimmt wieder der Vergleich nicht.
Nichts ist so unbefriedigd als wenn auf einem Thema, einem Text den man vorgeschlagen hat, keine Reaktion folgt, dann wird er tatsächlich zu einer Art Verkündung. :haare:

Nun denke ich nach, ob überhaupt ein Vergleich stimmen könnte, wenn man vom virtuellen Raum spricht. Es ist schon ein sehr spezieller Ort, ich denke auch, dass die Kommunikation da schwer vergleichbar ist mit der die an anderen Stellen stattfindet. Vielleicht eben wegen der Gratwanderung zwischen Persönlichem und Privatem, die sich manchmal schwierig gestaltet.

Liebe Grüße

Miriam
 
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AW: Bedeutet das Internet das Ende der Privatheit?

Erstmal @Ela: Danke Dir!

Obwohl ich ja wenig dafür kann, daß Du meine Beiträge inspirierend findest, nicht wahr. Das ist Zufall.

Ich geh mal davon aus, daß ihr mich ganz gut (oder gut genug) kennt. Aus den Worten, die ich geschrieben habe, also einen Charaktereindruck von mir habt. Nun suche ich einen zu mir passenden Hut, und erbitte eure Hilfe.

Einen Hut, mit dem ich auf die Strasse gehen kann, wohlgemerkt; einen "reellen" Hut.

Also, welcher Hut, der sich auf google.com und anderswo finden läßt, paßt zu mir? Oder: welchen Hut würdet ihr, würdest du mir aufsetzen wollen?

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@Miriam

Ich finde es ganz unsinnig, zwischen einem "virtuellem Raum", einem "reelen Leben" etc. zu unterscheiden. Tatsache ist: solange wir leben, reden, schreiben, forschen, beschäftigen wir uns mit unseren eigenen Gedanken. Nicht mit denen der anderen. Diese Beschäftigung mit uns selbst unsere Lebenszeit, und wenn wir dann auch noch anderen schreiben, von uns reden, oder von dem, was uns bewegt, erzählen - ist es die reale Zeit unseres Lebens, die wir anderen anbieten (oder aufdrängen?). Wenn wir auf Menschen treffen, die uns zuhören, sollten wir dankbar sein für die Zeit, die die sich nehmen, uns zuzuhören. Denn schließlich haben die schon sich selber und bedürfen unserer nicht.

Dagegen scheint es eine besondere Art des "Schreibbedürfnisses" im Zwischennetz zu geben, sowas haben dann die, denen sonst keiner zuhören will.

Klar ist nur: all diese Schreiberei findet im "Richtigen Leben", dem RL statt, das ich gerne auch die "wirkliche Unwirklichkeit" nenne.

Die Zeit, die du vor deinem Rechner verbringst, ist dein "RL" - mehr nicht; gefällt es dir, dich dort "privat" zu äußern, fahre fort, gefällt es dir nicht, laß es sein.

Wonach genau willst Du also fragen, Miriam? Schlechtes Gewissen wegen dem vielen vorm Computer sitzen, hm?

:clown3:
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Bedeutet das Internet das Ende der Privatheit?

Hallo Miriam und Interessenten an diesem Thema !

Endlich fasse ich den Mut, zu diesem aktuell-brisanten und von Miriam wie üblich brillant formulierten Thema Stellung zu nehmen.

Die millionenfach gelesenen Internetseiten kann ich nicht gleichstellen mit dem kleinen Kreis meiner Freunde oder aber auch der Forumsfreunde die man hier mit der Zeit gewinnt, mit denen man auch privat kommuniziert.
Für die Allgemeinheit beschränke ich mich persönlich auf das Mitteilen meiner politischen Richtung oder der kulturellen Vorlieben.
Meines Erachtens ist auch daraus Vieles über einem Menschen zu vernehmen.

Wenn ich dieses Thema hier eröffne, dann steckt dahinter eben die Neugierde oder das Interesse wie andere hier ihre Beziehung zum Privaten im Rahmen des Internets sehen.
Ich fühle mich deshalb auch angesprochen, weil ich - mit ein paar anderen - zu denen gehöre, die hier mit ihrem richtigen Namen herinnen sind. Würde ich in einer Kleinstadt leben, ich hätte mir sicher einen Nick ausgedacht. In Wien aber gibt es 8 Zeilinger, die im Telefonbuch stehen. Und alle gleichen Namens müssen kein Telefon haben, in Österreich müssen sich auch nicht alle Telefonbesitzer in das Telefonbuch eintragen lassen.

Würde ich in einer Stadt bis 20 000 Einwohner leben und mit meinem richtigen Namen hier sein, wäre das sicher dann leichtsinnig, wenn ich auch Machthaber angreifen würde. Wirklich haarig ist aber m.E. nur die Bekanntgabe von Telefon und Adresse. Lange Zeit lebte ich auch als Single und hoffte sehr wohl auch auf die persönliche "Reality"-Bekanntschaft eines users. Ein weiterer Grund meiner Offenheit ist ein etwas revolutionärer: ich finde, dass man die "Demokratie", zu der ja ein gewisses Maß an Liberalismus und freie Meinungsäußerung (auf welchem Weg auch immer) dazugehört wie die Einlage zu einer klaren Suppe, dass man diese von Politikern immer wieder als tatsächlich gelebt bezeichnete Demokratie auch auf den Prüfstand stellen sollte. MMn muss ein Politiker eines freien, modernen, demokratischen Rechtsstaates Kritik vertragen, sonst ist er fehl am Platze.

Dass man zur Bekämpfung des Terrorismus - bei dem immer wieder völlig unbeteiligte Menschen ihr Leben lassen müssen oder zumindest invalid gebombt werden - eine gewisse Transparenz von privaten Daten braucht, scheint mir klar. Erfundene Horrorszenarien gehören aber in die darstellende Kunst und nicht in die Nachrichten.

Liebe Grüße

ein hoffentlich nicht zu "schreib"seliger Zeili
 
AW: Bedeutet das Internet das Ende der Privatheit?

Hallo, als Neuling in diesem Forum wollte ich mich schon länger zu diesem Thema melden, jetzt tue ich es endlich einmal.
Miriam, du schreibst: „Was ich nicht so gut begreife, sind die sehr intimen Mitteilungen zu denen das Internet manche verführt.“ Das spricht mir aus dem Herzen. Manche privaten Mitteilungen, die man in den Foren lesen kann, sind das, was ich nur noch als „seelischen Exhibitionismus“ bezeichnen kann, es ist geradezu peinlich, welche allerintimsten und -persönlichsten Familiengeschichten zum Teil ausgebreitet werden. Für mich ist es in Ordnung, seine Ansichten zu Themen ungeschminkt und offen darzulegen, das verrät auch schon einiges über den Schreiber/die Schreiberin. Aber muss es wirklich sein, dass Leute ihre kindlichen Traumata oder ihr Sexleben bis ins kleinste öffentlich machen? Ganz abgesehen davon, dass in einigen Fällen auch Angehörige davon betroffen sein könnten, denen dies vielleicht gar nicht recht wäre, wenn sie es wüssten. Ist hier der virtuelle Raum Ersatz für die Couch? Auch unter einem Nicknamen (der nicht immer und für alle absolut geheim bleibt) sollte man ein privates Intimleben weiterhin haben, das evtl. nur die engsten Freunde oder Vertrauten, so man welche hat (vielleicht ein Grund für derartig private Mitteilungen? das Fehlen von Freunden?) etwas angeht. Das würde, Thorsten, deiner Überlegung entsprechen, wenn du schreibst: „Dagegen scheint es eine besondere Art des "Schreibbedürfnisses" im Zwischennetz zu geben, sowas haben dann die, denen sonst keiner zuhören will“, das wird wohl stimmen.
Deiner Bemerkung: „Wenn wir auf Menschen treffen, die uns zuhören, sollten wir dankbar sein für die Zeit, die die sich nehmen, uns zuzuhören. Denn schließlich haben die schon sich selber und bedürfen unserer nicht“ kann ich allerdings nur im ersten Teil zustimmen, im zweiten Teil nicht. Ich glaube, dass Menschen aufeinander angewiesen sind und einander bedürfen. Der Mensch ist „ein soziales Wesen“, wer hat das noch gesagt?
Was du außerdem schreibst: „Ich finde es ganz unsinnig, zwischen einem "virtuellem Raum", einem "reelen Leben" etc. zu unterscheiden. Tatsache ist: solange wir leben, reden, schreiben, forschen, beschäftigen wir uns mit unseren eigenen Gedanken“ sehe ich inzwischen genauso. Eine Zeitlang dachte ich auch, man müsse zwischen virtuellem und realem Raum stärker unterscheiden, und wenn ich mich schonmal geärgert habe (kommt natürlich äußerst selten vor, *grins*), sagte ich mir: Das ist doch nur ein virtueller Raum, wieso ärgerst du dich eigentlich? Inzwischen habe ich mir, auch durch manche persönlichen Begegnungen mit Usern, klargemacht, dass diese „Ausrede“ nicht stichhaltig ist, denn hinter jedem virtuellen Schreiber steckt ein realer Mensch, der seine realen Gedanken zum Ausdruck bringt.
Bei Büchern ist es ähnlich. Wenn es sich um fiktive Geschichten handelt, kann ich mir natürlich immer vor Augen führen, dass die beschriebenen Personen reine Phantasie sind und ich nicht weinen muss, wenn ihnen etwas Trauriges widerfährt, aber wenn es um Autobiographisches geht, denke ich auch nicht jedesmal, dass der Autor nicht real zu mir spricht, denn er spricht mit Hilfe des Mediums Buch durchaus real zu mir. Aber selbst bei fiktiven Geschichten (auch Filmen) kann ich die Grenze zwischen real oder fiktiv nicht immer scharf ziehen und will es auch gar nicht. Ich genieße es auch manchmal, mich damit zu identifizieren und ganz in eine Geschichte einzutauchen, auch wenn die Personen nicht real sind. Eine Gefahr sehe ich allerdings darin, wenn die Unterschiede so verwischen, dass jemand nur noch in virtuellen oder fiktiven Räumen lebt und tatsächlich gar nicht mehr fähig ist zu unterscheiden. Diese Gefahr stelle ich mir vor bei z. B. „Second Life“, wo ich mich allerdings überhaupt nicht auskenne, vielleicht ist es ein reines Vorurteil, ich weiß es nicht.
 
AW: Bedeutet das Internet das Ende der Privatheit?

Wie schon weiter oben einmal gesagt, bin ich der Meinung, dass das jedem selbst überlassen bleibt, was er hier von sich und seinen privaten Geschichten herzeigen will. Wer sollte denn auch hier festlegen, was sein darf und was nicht? Das wäre mir viel zuviel Fremdbestimmung.

Es fällt mir aber auf, dass die Gründe, warum jemand hier anonym und doch öffentlich, über seine Probleme, seine Sorgen, seine Wünsche und seine ganz privaten Geschichten etwas erzählt, überhaupt nochunicht beachtet wurden.

Wenn wir schon wissen, dass hinter den Beiträgen wirkliche Menschen stecken, dann können wir denen ja auch zugestehen, dass sie das Forum deswegen nützen, weil sie andere Möglichkeiten nicht zur Verfügung haben. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Es gibt ja genug körperliche oder seelische Hindernisse, die einen direkten Kontakt mit anderen Menschen unmöglich machen können.

Und dann springt ein Mensch mit solchen Hindernissen endlich über seinen Schatten und schreibt hier von seinenProblemen und Nöten, in der Hoffnung, jemanden zu finden, der ihm wenigstens zuhört und ihm Antwort gibt. Und der wird dann gemaßregelt, er zeige zu viel von sich her und belästige damit Menschen, die die Grenzen der Privatheit dadurch verletzt sehen. Das gefällt mir gar nicht.

Und noch ein Aspekt ist mir wichtig. Ich finde, es ist etwas sehr Kostbares, wenn einem ein Mensch Einblick in sein Herz gewährt. Ich formuliere das jetzt bewusst so, denn wenn jemand von dem erzählt, was ihn in seinem Innersten bewegt, dann öffnet er sich und macht sich verletzbar. Ich lasse mich von einer solchen Begegnung berühren und fühle mich geehrt, dass der andere mir soviel Vertrauen entgegenbringt. :zauberer2

Ich darf einen Blick auf diesen Menschen werfen, und nicht nur auf seine Rolle, die er vielleicht mit Hilfe seiner Klugheit und seiner Belesenheit hier darstellen kann. :reden:

Es gehört manchmal eine Menge Mut dazu, sich so zu zeigen. Ich freue mich, wenn es geschieht und ich würde mir wünschen, dass sowas öfter möglich wäre.

:blume1:
 
AW: Bedeutet das Internet das Ende der Privatheit?

Ich geh mal davon aus, daß ihr mich ganz gut (oder gut genug) kennt. Aus den Worten, die ich geschrieben habe, also einen Charaktereindruck von mir habt. Nun suche ich einen zu mir passenden Hut, und erbitte eure Hilfe.

Einen Hut, mit dem ich auf die Strasse gehen kann, wohlgemerkt; einen "reellen" Hut.

Also, welcher Hut, der sich auf google.com und anderswo finden läßt, paßt zu mir? Oder: welchen Hut würdet ihr, würdest du mir aufsetzen wollen?

Ach je, Thorsten, da hast du jetzt aber wirklich eine Frage gestellt, die mich etwas überfordert. Ich meine, dich unter einen Hut zu bekommen, oder dir einen solchen zu empfehlen ist für einen Modemuffel wie mich fast unmöglich.
Zudem finde ich die Männerhüte, die ich im Netz gefunden habe, alle entweder langweilig oder albern. Und beides passt nicht zu dir.
Zur Not: Mit einer Melone liegt man nie ganz falsch.
Sowohl für den eleganten Herrn von Welt als auch für den Leierkastenmann ein durchaus würdiger Abschluss nach oben.
Weisst du, ich behaupte jetzt einfach mal, dass du keinen auffälligen Hut brauchst. Aber ich werde mich hüten, das jetzt hier weiter auszuführen. :weihnacht
 
AW: Bedeutet das Internet das Ende der Privatheit?

Hallo Leute!

Für mich bedeutet das Intwernet nicht das Ende meiner Privatheit, denn was ich auch entäußere, was ich auch preisgebe, wie ich auch formuliere, ich veröffentliche nur ein Bruchstück meiner selbst.

Niemand kann mich erfassen, auch ich selbst nicht.

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
AW: Bedeutet das Internet das Ende der Privatheit?

Eigentlich sollte dieses ganze Thema im Kontext dessen was ich in meinem Eröffnungsbeitrag schrieb, eher verstanden werden.

Im Allgemeinen wird viel über den Staat geschrieben, der unsere Privatsphäre unterwandert, und über die Tatsache, dass sogar wir gewillt sind ein Teil dieses wichtigen Bestandteils unserer Freiheit zu opfern, für mehr Sicherheit.
Andererseits sollte uns eben unser Recht auf Privatheit abgrenzen gegen den Zugriff von Gesellschaft oder von Staat, auch wenn dies heute nicht mehr hundertprozentig umzusetzen ist.

Auch wenn ich danach sinngemäß schreibe, dass ich erstaunt bin über die Art wie wir selbst Einblick in unsere Privatheit gewähren, geschieht dies in erster Linie wegen des oben aufgeführten Aspektes.

Wenn ich mal im Internet surfe, bin ich immer wieder verblüfft wie sehr die Schreiber Privates mitteilen, bzw. nicht das Maß finden zwischen persönlich und privat, nochmals herzlichen Dank an Ela die dies so gut differenziert hat.

Marina, dein Hinweis, dass man sich fast genau so ärgert im virtuellen Raum wie im realen Leben stimmt genau. Ich kann mir auch hundert mal wiederholen dass dies doch nicht die Wirklichkeit ist – ich ärgere mich hauptsächlich weil ich mich frage ob einige Schreiber eine viel strengere Eigenzensur im RL praktizieren – und sich im virtuellen Raum dann endlich "Freiheiten" leisten die auch ein Missbrauch dieses Unsichtbarem im Grunde genommen ist.

Doch selber legt man leider die eigene Verletzlichkeit doch nicht am Tor des Virtuellem ab.
Weiter sagst du, dass du es genießt ganz in eine Geschichte einzutauchen, die Grenze zwischen fiktiv und real nicht ganz zu ziehen.
Nun, ich genieße es weniger: je älter ich werde(!) rege ich mich immer mehr bei Krimis auf – manchmal habe ich den Eindruck, dass ich mir Krimis gar nicht mehr leisten kann! :weinen2:

Es ist auch sehr interessant zu sehen wie unterschiedlich diese zwei für mich völlig anders gearteten Räume erlebt werden.

Liebe Grüße

Miriam
 
AW: Bedeutet das Internet das Ende der Privatheit?

Ich verstehe das Thema nicht. *g* Um was gehts hier?

dass ich erstaunt bin über die Art wie wir selbst Einblick in unsere Privatheit gewähren

Tja selber schuld. *g* Man wird ja nicht gezwungen das Internet zu nutzen oder etwas von sich preiszugeben. *g*
 
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