Leider haben evolutionäre Modelle noch in allen Aspekten menschlicher Existenz eine Bedeutung. Wären sie vernachlässigbar, hätten wir weder Kriege, Überbevölkerung, gegenseitige Ausbeutung und was noch alles, das postulierter Intelligenz widerspricht.
Das halte ich alles für zu einfach gedacht, oder vielmehr: Eine billige, wenngleich intellektuelle Ausrede für unerwünschte Prozesse.
Ein Postulat im Grunde, wo jemand, auch in ganz anderen Zusammenhängen feststellt: "XYZ ... ist die natürliche Art, Form, Verhalten des Menschen". Und dann nicken alle brav mit dem Köpfchen, denn "natürlich", das ist ja immer gut, und Menschen, das sind wir ja schließlich alle.
Solche Aussagen lassen aber im Grundsätzlichen zwei Fragen außen vor:
1. Wie man "den Menschen" als solchen überhaupt definieren will.
2. Was eine Kategorie wie "Natur" für den Menschen überhaupt bedeuten soll.
zu 1.: Nach dem derzeitigen Stand der Anthropologie, durch die Ergebnisse der Paläo-Genetik besser untermauert als je zuvor, ist der Homo Sapiens die einzig übrig gebliebene Spezies aus mindestens fünf direkten Vorläufern - die sich noch dazu zwischenzeitlich und je nach Region auch untereinander immer wieder einmal mit einander vermischt haben. Der evolutionäre "Baum" von unseren Vorfahren zur "Krone" Homo Sapiens ist passé: Vielmehr gleicht die menschliche Entwicklungsgeschichte mehr einem verwachsenen "Busch", von dem am Ende nur ein Ast übrig blieb.
zu 2.: Konzentriert man sich auf den Homo Sapiens und seine Entwicklungsgeschichte, dann ist die zivilisatorische Schicht äußerst dünn. Unterscheidet man grob Altsteinzeit (= Jäger & Sammler), Jungsteinzeit (= Ackerbau & Viehzucht) und historische Epoche (= Erfindung der Schrift), dann stellt man fest: Mehr als 95% seiner Zeit lebte der Mensch in der Altsteinzeit, war also Jäger & Sammler.
Denn mittlerweile blicken wir auf min. 300.000 Jahre (archaischer) Homo Sapiens zurück, die Landwirtschaft und historische Epoche gibt's aber erst seit rund 11.000 Jahren.
Die gefundenen menschlichen Relikte sprechen eine eindeutige Sprache: Kriege, die gibt's erst seit der Erfindung der Landwirtschaft.
Denn die erheblichen Spuren von Gewalt, die tragen die Knochen der ersten Bauern, während sie an den Jägern & Sammlern fehlen. Denn die gingen sich, sofern sie sich überhaupt begegneten, wohl lieber aus dem Weg.
So gesehen ist der Krieg kein Aspekt eines evolutionären Modells des Menschen. Denn evolutionär gesehen ist der Mensch eher ein Jäger & Sammler und kein Bauer. Der Krieg ist somit eine kulturelle Folge eines kulturellen Fortschritts: Dem der Landwirtschaft.