Bernd
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von Ziesemann:
Doch unter diesen Sklaven gab es gewaltige, hierarchische Unterschiede. Auf der untersten Stufe standen die in Käfigen gehaltenen ad bestias. An der Spitze rangierte der gebildete, zumeist griechische Haussklave, der eher die Stellung eines vornehmen Hauslehrers hatte. Rein rechtlich waren sie alle Sklaven, aber mit welchen Unterschieden der „Sklavenhaltung“!
Lieber Ziesemann,
was du hier beschreibst, ist sicher korrekt, nur das ist garnicht mein Anliegen gewesen. Unterschiede in der Hierarchie von Sklaven sind m.E. ein pädagogisches Mittel um auch einem so lebenden Menschen ein von außen aufgesetztes „Entwicklungsschema“ an die Hand zu geben, welches ihn „bei der Stange hält“.
Das Resultat war, dass sich ein Sklave auch unter Gleichen als etwas besonderes fühlte. Er (der höhere) war „ein richtiger Sklave“ (und doch ein Sklave). Aus solcher Selbsteinordnung in ein fremdes System leitete sich sogar ein gewisser Stolz ab. Ich setze diesen Stolz übrigens mit dem Stolz eines aufgrund von Geld, Wissen oder Macht exponierten Menschen gleich. Der Übergang mag jetzt verwundern, aber m.E. ist Stolz allenfalls aus der innerhalb eines Menschen entstandenen Verbindung von Körper und Persönlichkeit, "Herz und Kopf" bzw. dem damit verbundenen Selbsterkennen oder des sich ausdehnenden Bewusstseins berechtigt.
Jetzt lassen wir lieber mal die Sklaven weg, denn der Begriff ist doch recht gemein und für (uns) heute doch etwas übertrieben,... siehe mein Beitrag zu „Arbeit und Sklaverei“ . So mancher angesehene erwachsene Mensch befindet sich m.E. in ähnlichem Verhältnis, beispielsweise in seiner Beziehung zu Arbeit oder in seiner Beziehung zu seiner Mutter oder Partner...oder in der Beziehung zu Macht oder „angenommen sein“ selbst... . Auch da erkennt er die Verhältnisse oft nicht und akzeptiert manches sogar. Ich würde daher von diesem Thema lieber wieder zurücklenken wollen
Mit der „Frage der Definition“ macht man Menschen schnell vor, man wüsste mehr und macht sie oberflächlich mundtot. Das ist jedoch nicht meine Absicht.
...womit man den Menschen vorspielt, es könne jeder zu etwas bringen, wenn er nur tüchtig arbeitet und „will“...und sich später anhand seines Konsumverhaltens hochdient. Das ist ein sehr filigraner und m.E. gemeiner Weg, um Menschen auszunutzen. Bitte nicht vergessen, dass diese Meinung „jeder hat heute alle Chancen“ zumeist von Menschen geäußert wird, die eine privilegierte „Stellung“ haben, für andere ist sie mitunter zynisch. Historische vergleiche dienen hier eher der Gewissensberuhigung der privilegierteren. Eine Momentaufnahme aus dem Leben einer alleinerziehenden Frau die mit 32 noch keine Ausbildung abschließen konnte,... eines 20-jährigen Ausbildungssuchenden, der über Jahre in Verwahrungswarteschleifen vertröstet wird oder eines 55-jährigen arbeitslosen Mannes, dessen Lebenswerk mit Füßen getreten und dessen Lebensberechtigung mit dem Wert von Almosen gleichgesetzt wird kann den geschichtlichen Vergleich nicht mit einbeziehen.Wir leben in einer Gesellschaft höchst durchlässiger Schichten mit großer horizontaler und vertikaler Mobilität, in der es, um nur ein Beispiel zu nennen, ein ehemaliger Straßenkämpfer und Taxifahrer ohne Abitur und Studium zum Außenminister bringen kann.
Mein Anliegen ist: Bin ich der einzige, der bemerkt, dass es gerade einen Trend zurück zum „Hauspersonal und Gutsherr“ gibt, der den Leuten gerade so seicht schmackhaft gemacht wird, dass sie (m.E.) sehr bald wieder stolz darauf sein werden, beim Herrn „von Blonkewitz“ für Essen und Unterkunft zu arbeiten (der vielleicht einige Jahre vorher ihren Tante-Emma-Laden verdrängt und seine Gammelfleischwahrenkette statt dessen etabliert hat...sie also ihrer wirtschaftlichen Existenz erst beraubt hat). Die Menschen müssten doch merken, wie hier unmerklich gelenkt und „auf Züge aufgesprungen“ wird. Oder haben sie sich auch damit schon abgefunden?
Viele Grüße
Bernd