Gaius schrieb:
Wenn wir soetwas wie aufkeimende oder bereits bestehende Totalitarismen / Faschismen NICHT bekämpfen, liefern wir uns und unsere freiheitlich-demokratischen Grundrechte über kurz oder lang ans Messer. Es geht dabei zunächst nur um Verteidigung des Erreichten - dazu haben wir ein gutes Recht.
Aber wir sehen aus lauter demokratischer Toleranz großzügig darüber hinweg, daß "Befreiungsbewegungen" wie die nordirische, die baskische und die korsische mit Waffengewalt und Terror operieren, daß Staaten wie Syrien, Iran, Saudi-Arabien, Nordkorea ihre Bevölkerungen mit Gewalt in Unfreiheit halten, von der Situation in den zerfallenden Staaten Afrikas ganz zu schweigen, daß auch in Deutschland Gruppen mittlerweile auf Parlamentsebene operieren, die die Demokratie kurzerhand abschaffen würden und unsere Nachbarn aus rassistischen Gründen und haarsträubender Argumentation überfallen würden, um das "Vaterland" in den Grenzen von 1937, 1938 oder am liebsten noch 1939 wiederherzustellen.
Davor versagt die Argumentation, daß wir, wenn wir uns bloß mit allen Mitteln dagegen wehren, uns ja mit "denen" gleichmachen würden. Das Gegenteil ist der Fall. Die meinungsfreie Toleranz verbündet sich in ihrer Passivität insgeheim mit ihren Feinden: da liegt das Sich-Gleichmachen. Augen auf!
Hallo Gaius!
Wenn ich sage, dass das "Bekämpfen" von dem, was ich nicht "haben will" für bedenklich halte, meine ich damit nicht eine "meinungsfreie" Toleranz bzw. Passivität.
Im Gegenteil: ich bin der Meinung, in gewisser Weise sogar dazu verpflichtet zu sein, diese - meine - Meinung im Sinne der Demokratie kundzutun - mich einzubringen, um der Vielfalt der vorhandenen Meinungen Ausdruck zu verleihen. Der Ausdruck "Zivilcourage" verdeutlicht am besten, wie ich das sehe.
Doch: mich selbst auszudrücken - kundzutun, was meine Meinung ist, hat mit "gegen etwas kämpfen" oder "für etwas kämpfen" noch nichts zu tun.
Kämpfen käme für mich erst dann in Frage, wenn vorherige Dialoge nicht fruchten. Aus meiner Sicht besteht nämlich schon das Recht, mich und meine Meinung zu verteidigen.
Nur habe ich den Eindruck, dass nicht unbedingt sehr viele Dialoge gesucht werden, wenn man gleich beim Kämpfen anfängt.
Aber gerade das Phänomen der willfährigen Masse und wie die Deutschen zu einer solchen werden konnten, ist heute für mich so rätselhaft.
Solche Rätsel gilt es zu lösen, wenn gute Politik betrieben werden will.
Ebenso, warum Teile der dt. Bevölkerung rassistische Wesenszüge an den Tag legen oder "alte Ordnungen" wiederhergestellt haben wollen.
Hier wäre es demokratisch, zu ergründen, was dem Mißbehagen von Bevölkerungsgruppen zugrunde liegt und wie in der Folge Abhilfe geschaffen werden kann, bevor mit Säbel und Kanone vorgegangen wird.
Demokratie schließt für mich auch jene Bevölkerungsgruppen mit ein, die nicht der gleichen Meinung wie ich sind.
Es ist ein Frage der Reife, wie mit diesen Menschen umgegangen wird.
Für mich ist dabei die Suche nach dem Dialog und das Verstehen der Beweggründe sowie die Behebung von Verständnisschwierigkeit und jegl. Versuch einer Annäherung das Wichtigste.
So habe ich meine von Dir zitierte Aussage gemeint.