Walter schrieb:
Ein schönes Ziel.
Aber warum nicht im Rahmen der UNO?
Du verkennst mich, ich bin ein ausgesprochener USA-Freund
Das freut mich! Von mir aus soll die Zusammenarbeit gerne im Rahmen der UNO geschehen - in der jedoch auch Vertreter allerhand sehr zweifelhafter Regimes ein Mitspracherecht haben. Strebt nicht auch Nigeria, ein hochgradig von Korruption und Gewalt geschütteltes Land, einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat an - um nur ein drastisches Beispiel zu nennen? Die Effektivität der in sich gespaltenen UNO hat gewisse Grenzen.
Wenn ich es recht erinnere, gab es im Vorfeld des zweiten Irakkrieges eine ziemlich abstruse Debatte über ein UN-Mandat, das irgendwie incl. der USA alle wollten, das es dann aber doch nicht gab. Für mich steht jedenfalls fest, daß im Falle eines UN-Mandats auch deutsche Soldaten mit in den Irak einmarschiert wären. Ohne Mandat galt nur:
GG Artikel 26
(1) Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.
Vgl. auch §§ 80 und 80a des Strafgesetzbuches. Das ist für mich der eigentliche Hintergrund deutscher Nicht-Beteiligung: der Kanzler hätte sonst offen die Verfassung brechen müssen. So aber hat er lediglich den deutschen obligatorischen Pazifismus (der ja nur zu verständlich und berechtigt ist) zu populistischen Zwecken ausgenützt. Wie immer dem sei, die Zersplitterung des transatlantischen Bündnisses auf deutsches und französisches Betreiben hin erfüllt mich mit Sorge.
Neugier schrieb:
Dieses Neigung birgt die Gefahr in sich, dass bei etwas naïven,
aber dafür umsomehr überzeugten Antifaschismus-JüngerInnen die Vorstellung entsteht,
man müsse nur den Nationalsozialismus unmissverständlich verurteilen, und schon sei alles paletti.
Neugier, ich stimme Deinem Beitrag #7
voll und ganz zu! Diese "antifaschistischen" Lippenbekenntnisse finden wir ja nicht nur in gewissen linksradikalen Grüppchen, die andererseits stante pede die USA überfallen würden, wenn sie nur könnten, sondern bis tief in die Mitte der Gesellschaft hinein.
Ich habe am 8. Mai im Kino einen sehr eindringlichen Dokumentarfilm von 1953 gesehen, den es mittlerweile auf DVD gibt, Titel: "Bis fünf nach Zwölf".
http://www.haikosfilmlexikon.de/untedoku/ab/bisfuenf.htm
Ein großer Fehler Adenauers war, diesen Film damals zu verbieten. Er hätte in allen Schulen gezeigt werden sollen, und gerade heute wäre das wieder an der Tagesordnung. Die filmischen Originaldokumente zeigen deutlicher als jedes filmische geschichtsklitternde Aufarbeitungswerk, wer dieser "Führer" war und wie die Masse ihm zujubelte. Lauter Verführte? Ich glaube kaum. Aber gerade das Phänomen der willfährigen Masse und wie die Deutschen zu einer solchen werden konnten, ist heute für mich so rätselhaft.
kathi schrieb:
Wenn wir etwas BEKÄMPFEN, machen wir doch das gleiche!
Nämlich: etwas, das wir nicht wollen, soll NICHT sein - es soll weg sein - soll verschwinden - soll tot sein!
Und das halte ich schon wieder für bedenklich! (Spiegelverhalten - aber unter anderem Namen!)
Wenn wir soetwas wie aufkeimende oder bereits bestehende Totalitarismen / Faschismen NICHT bekämpfen, liefern wir uns und unsere freiheitlich-demokratischen Grundrechte über kurz oder lang ans Messer. Es geht dabei zunächst nur um Verteidigung des Erreichten - dazu haben wir ein gutes Recht.
Aber wir sehen aus lauter demokratischer Toleranz großzügig darüber hinweg, daß "Befreiungsbewegungen" wie die nordirische, die baskische und die korsische mit Waffengewalt und Terror operieren, daß Staaten wie Syrien, Iran, Saudi-Arabien, Nordkorea ihre Bevölkerungen mit Gewalt in Unfreiheit halten, von der Situation in den zerfallenden Staaten Afrikas ganz zu schweigen, daß auch in Deutschland Gruppen mittlerweile auf Parlamentsebene operieren, die die Demokratie kurzerhand abschaffen würden und unsere Nachbarn aus rassistischen Gründen und haarsträubender Argumentation überfallen würden, um das "Vaterland" in den Grenzen von 1937, 1938 oder am liebsten noch 1939 wiederherzustellen.
Davor versagt die Argumentation, daß wir, wenn wir uns bloß mit allen Mitteln dagegen wehren, uns ja mit "denen" gleichmachen würden. Das Gegenteil ist der Fall. Die meinungsfreie Toleranz verbündet sich in ihrer Passivität insgeheim mit ihren Feinden: da liegt das Sich-Gleichmachen. Augen auf!