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Der Tod ist sicher, die Stunde ungewiss.

M

Marianne

Guest
Mors certa, hora incerta
Die Kunst und Kultur des Abschiednehmens ist eine der ältesten in der Geschichte der Menschheit zu beobachtenden. Grabstätten und Grabbeigaben sind ab der Steinzeit belegt.


Mir sagt in diesem Zusammenhang dieses Zitat viel:


Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern dass man nie beginnen wird, zu leben .Marcus Aurelius
 
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Gutes Thema...

Wer nicht stirbt,bevor er stirbt,
der verdirbt,wenn er stirbt.

Dieser Wahr-Spruch von Angelus Silesius begleitet mich schon etliche Jahre und ist mir Warnung und Aufforderung zugleich....gerade bei langen ,einsamen Waldspaziergängen kann ich ewig über diesen Spruch philosophieren...später mehr.
 
AW: Der Tod ist sicher, die Stunde ungewiss.

Mors certa, hora incerta

Off Topic:

Dieser lateinische Spruch ist auf der Uhr des Neuen Rathauses von Leipzig zu lesen.
Witzige Studenten pflegten diesen Spruch folgendermassen zu übersetzen:

"Todsicher geht die Uhr falsch.":haare:

Ich hoffe, Mariannderl, dass du mir diesen humoristischen Querschläger in dein seriöses Thema verzeihen kannst.

Liebe Grüsse von
Hartmut,
der sich hier mal nicht als Cavaliere zeigte
 
AW: Der Tod ist sicher, die Stunde ungewiss.

Off Topic:

Dieser lateinische Spruch ist auf der Uhr des Neuen Rathauses von Leipzig zu lesen.
Witzige Studenten pflegten diesen Spruch folgendermassen zu übersetzen:

"Todsicher geht die Uhr falsch.":haare:

Ich hoffe, Mariannderl, dass du mir diesen humoristischen Querschläger in dein seriöses Thema verzeihen kannst.

Liebe Grüsse von
Hartmut,
der sich hier mal nicht als Cavaliere zeigte

Aber, aber, cavaliere H. - Dir verzeihe ich immer alles !


Und übrigens finde ich sehr viel skurrile Weisheit in den Studentenspruch.

Das Leben als Uhr gedacht.
Der Tod als die Stunde des Stillstandes.

Schlussfolgerung: Für fast alle Menschen ist sie todsicher die ungewollte.

mit Kratzfüßchen
Marianne, die Verhuschte ...
 
AW: Der Tod ist sicher, die Stunde ungewiss.

Epikur sagte einmal: "Der Tod geht uns nichts an; denn solange wir existieren, ist der Tod nicht da, und wenn der Tod da ist, existieren wir nicht mehr."
 
AW: Gutes Thema...

Wer nicht stirbt,bevor er stirbt,
der verdirbt,wenn er stirbt.

Dieser Wahr-Spruch von Angelus Silesius begleitet mich schon etliche Jahre und ist mir Warnung und Aufforderung zugleich....gerade bei langen ,einsamen Waldspaziergängen kann ich ewig über diesen Spruch philosophieren...später mehr.

Hallo Sibel,

den Spruch verstehe ich echt nicht...

Fortuna
 
AW: Der Tod ist sicher, die Stunde ungewiss.

Erlaubt mir heute an die Tote zu erinnern, die mich seit Jahren begleiten und die für mich, jeder auf seiner Weise, so lebendig geblieben sind.

Gemeinsam ist ihnen, dass sie Schriftsteller waren und auch gemeinsam, dass sie Überlebende der Gräueltaten des zweiten Weltkrieges waren – doch auch, dass es allen dreien letztendlich nicht gelungen ist ihr Überleben auch zu überleben. Sie gingen später freiwillig in den Tod.

Ich spreche von Jean Améry (* 31. Oktober 1912 in Wien – gest. 17. Oktober 1978 in Salzburg),
Primo Levi (*31. Juli 1919 in Turin, gest. 11. April 1987 in Turin) und
Paul Celan (* 23. November 1920 in Czernowitz, gest. 20. April 1970 in Paris).
Alle drei Schriftsteller habe ich schon in einem anderen Thread erwähnt.

Eingehen werde ich aber heute nur auf den Schriftsteller Jean Améry – anders würde dieser Beitrag zu umfangreich.

Jean Améry, der ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof erhielt, hätte es so viel bedeutet, wenn er bei Lebzeiten etwas Anerkennung von seinem früher so geliebten Heimatland, Österreich, erfahren hätte.
Robert Menasse schreibt über Améry:

"Er hat eine so unglaublich kluge, sympathische Art, wahr zu sein, bis ins Allermenschlichste, dass man den Wunsch hat auch so zu sein - obwohl man weiß, wie zutiefst gebrochen und unglücklich dieser Mann war."

Er war ein gebrochener Mensch - durch die Jahre der Flucht, durch Folter, durch seine Deportationen nach Fort Breendonk/Derloven (wo er schwer durch die Gestapo gefoltert wurde), später nach Auschwitz, Buchenwald und Bergen-Belsen.
Dies alles hat er in seinem Buch Jenseits von Schuld und Sühne festgehalten – das ihn 1966 auch beim deutschsprachigem Publikum bekannt machte.
Jean Améry nahm sich das Leben am 17. Oktober 1978 in einem Hotel in Salzburg
Die zehnbändige Werkausgabe konnte dank der finanziellen Unterstützung Jan Philipp Reemtsmas erscheinen - (ich glaube, dass vorläufig erst sechs Bände erschienen sind).

Gruß von Miriam
 
AW: Der Tod ist sicher, die Stunde ungewiss.

Die Kunst und Kultur des Abschiednehmens ist eine der ältesten in der Geschichte der Menschheit.

Mir sagt in diesem Zusammenhang dieses Zitat viel:

Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern dass man nie beginnen wird, zu leben. Marcus Aurelius

Ich habe vergangene Woche an einer Abdankungsfeier für einen holländischen Freund (79-jährig) teilgenommen. Zwei Wochen vor seinem Tod, er litt an einem Gehirntumor, habe ich ihn zuletzt gesehen und gesprochen. Er wusste, dass er nicht mehr lange zu leben hatte. Aber er blickte auf ein glückliches, erfolgreiches Leben zurück. Und dieses Leben wurde an der besagten Feier in bewegender Weise gewürdigt. Ich meine damit nicht in erster Linie die Ansprache der schweizerischen Pfarrerin, sondern vor allem die Beiträge aus der Familie des Verstorbenen. Der älteste Sohn schilderte, was er seinem Vater verdankte, einer der Enkel trug ein selbst verfasstes Gedicht vor und eine Enkelin trug vor, was die "Untergebenen" von ihrem einstigen Chef dachten.

Solch eine Kultur des Abschiednehmens wünsche ich mir.

Es war der Wunsch des Verstorbenen, dass man seine Asche im Rhein, der hier nur 20 km entfernt vorbeifliesst, verstreuen möge. Sie würde dann unvermeidlich in Holland ankommen ...

Gruss
Hartmut
 
AW: Gutes Thema...

Wer nicht stirbt,bevor er stirbt,
der verdirbt,wenn er stirbt.

Dieser Wahr-Spruch von Angelus Silesius begleitet mich schon etliche Jahre und ist mir Warnung und Aufforderung zugleich....gerade bei langen ,einsamen Waldspaziergängen kann ich ewig über diesen Spruch philosophieren...später mehr.

Liebe Sibel,
auch ich bin eine große Liebhaberin des Angelus Silesius.

Ich komme - mal so aufs Erste - klar mit dem Subtext .

Er ist natürlich aus dem , wenn Du so willst, mystischen Paradoxon zu erklären.
Der Tod ist das Leben --- das Leben ist der Tod.



Wer nicht stirbt ( wer noch nicht seinen weltlichen Gelüsten abgesagt hat), bevor er stirbt ( also der Zustandsumwandlung, die am Individuum im Tode geschieht,) unterliegt, der "verdirbt ( kommt von seiner Suche nach dem Leben in Gott ab und verdirbt dann im "Leben", dem Zustand nach dem Tode.

Epikur gibt uns in Bezug auf den Wert des Lebens ähnliche Erkenntnisse mit.

Grüßchen
und gespannt auf Deine Interpretation ...
Marianne
 
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AW: Gutes Thema...

Wer nicht stirbt,bevor er stirbt,
der verdirbt,wenn er stirbt.

Dieser Wahr-Spruch von Angelus Silesius begleitet mich schon etliche Jahre und ist mir Warnung und Aufforderung zugleich....gerade bei langen ,einsamen Waldspaziergängen kann ich ewig über diesen Spruch philosophieren...später mehr.

Ich denke, dass meine Interpretation auch sehr derjenigen von Marianne nahe kommt.
Sterben bedeutet auch aus-leben.

Wir schrieben in einem anderen Thread, dass wir alle unsere Träume nicht ins Reelle umsetzen können. Doch sich ihnen annäheren, versuchen sie auszuleben, das macht wohl den Gedanken an Tod und an das Sterben etwas leichter ertragbar.

Gruß in die nachdenkliche Runde

Miriam
 
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