Fördern Geschichtsrevisionisten die Wahrheitsfindung ?
Blacksheep schrieb:
Aber wie stellen wir jetzt fest,
was das Richtige bzw. das Falsche ist?
Und was glaubst du jetzt? ...
Elisabeth,
"wir" können das nur mit sehr starken Einschränkungen fetstellen.
Die Zeitgeschichte-Historiker versuchen es zwar, zumindest einige von ihnen
bemühen sich tatsächlich um eine unvoreingenommene Sichtweise,
aber auch diese Leute müssen die vorgefundenen unvollständigen,
und einander teilweise widersprechenden Belege ergänzend interpretieren,
und dabei von Grundannahmen ( = vorherrschende Paradigmen ) ausgehen.
Auf diesen Sachverhalt weist z.B. der Holocaust-Forscher Raul Hilberg
in seiner Abhandlung über
"Die Vernichtung der europäischen Juden durch den Nationalsozialismus"
recht eindringlich hin.
Hilberg betont, dass trotz jahrzehntelanger intensiver Recherchen,
die von ihm genannten Opferzahlen
notwendigerweise grobe Schätzungen
sein müssen, denen ein großer Fehlerspielraum innewohnt.
Hilberg gibt auch Anhaltspunkte für die Größenordnung des Fehlerspielraumes,
indem er eine seiner Schätzungen mit der Schätzung eines anderen (jüdischen)
Experten kontrastiert, die um mehrere hundert Prozent von seiner Schätzung
abweicht.
Schon allein wegen dieses spekulativen Anteiles an der notwendigen Interpretation
von Belegen sind recht unterschiedliche Darstellungen historischer Ereignisse
zu erwarten, je nachdem, von welchen Grundannahmen ausgegangen wird.
Nimmt man dazu noch den Umstand, dass Kriege immer mit Propagandalügen
vorbereitet werden (siehe die amerikanische Propagandalüge über die irakischen
Massenvernichtungswaffen), und ein Krieg erst dann als endgültig gewonnen gilt,
wenn die Propagandalügen des Siegers in der Geschichtsschreibung des Verlierers
ihren Niederschlag gefunden haben, dann sind unsere Chancen auf eine unanfechtbare
Erkenntnis der historischen Wahrheit nur mehr unter dem Mikroskop sichtbar.
Uns bleibt nur die Erkenntnis, dass wir beim Bemühen um Wahrheitsfindung nie
leichtgläubig die Darstellung aus einem Lager für bare Münze nehmen dürfen,
sondern immer auch die Darstellung aus dem gegnerischen Lager berücksichtigen
müssen.
Aus dieser Perspektive können die Aktivitäten der Geschichtsrevisionisten
als ein positiver Beitrag zur Wahrheitsfindung gesehen werden.
Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.