AW: 11. September 2001
Natürlich erst kürzlich zum "Jahrestag" war es wieder im Gespräch, ich ging abends mit meiner Nachbarin die letzte Gassirunde und auch da sprachen wir darüber, dass wir wohl wie die meisten von uns noch ganz genau wußten, was wir an diesem Septembertag in 2001 gemacht haben.
Meine Tochter war im Kindergarten, mein Sohn gerade 1 Jahr alt, war mit mir zum Einkaufen unterwegs. Auf dem Weg zwischen zwei Geschäften berichtete der Radiosender im Auto, dass ein Flugzeug ins WTC geflogen wäre. Sohnemann, gerade neuer Worte mächtig, brabbelte und ich bekam nicht viel vom Radiosprecher mit, außer dass man es zu diesem Zeitpunkt für einen tragischen Unfall hielt, von Terror erstmal noch keine Rede.
Dann fuhr ich zum Bäcker und im Anschluss sammelte ich meine Tochter im Kiga ein und wir besuchten die Uroma. Dort schaltete ich den Fernseher ein, weil ich doch mal hören wollte ob man schon näheres weiß. Zu diesem Zeitpunkt war die Rede von einem zweiten Flugzeug. Vor lauter "ach wie tragisch" und natürlich wegen der zwei Kids bekam ich wieder kaum was mit.
Die Kinder blieben bis zum Abend bei der Oma zum Spielen und als ich heimkam, war das Pentagon sowie vermisst gemeldete Flugzeuge bereits hinzugekommen. Auf sämtlichen Sendern liefen Sondersendungen, dass es sich um Terrorakte handelte war nun sicher diagnostiziert und kein Journalist hätte an diesen Annahmen noch rütteln wollen.
Abends, als die Kinder im Bett waren, sahen mein Mann, der damals noch hier zu hause arbeitete und ich uns diesen ganzen Wahnsinn in Ruhe an und wußten irgendwie, dass nun nichts mehr so war, wie zuvor.
In unseren Unterhaltungen am Abend wurde sehr deutlich wie er eher politisch und wirtschaftlich an die ganze Sache ranging und wie sehr ich mich emotional mehr mit den Einzelschicksalen der Betroffenen beschäftigte und mit dem Gefühl, dass so etwas nun jederzeit und überall passieren kann.
Ich war eher überrannt von den Gefühlen, wovon der Sicherheitsverlust eher zweitrangig war, sah ich das ganze doch dennoch "sehr weit weg".
Jedes Jahr schaue ich mir Reportagen dazu an, weil immer am Jahrestag auch nochmal was von oder über die Betroffenen bzw. deren Angehörigen gezeigt wird.
Mich beschleicht dabei immer noch ein sehr seltsames Gefühl.