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Wissen und Glauben - Was ist der Unterschied?

Rhona schrieb:
soll ich es so verstehen, dass beide Seiten, also diejenigen, die sich innerhalb dieser Norm bewegen
und sie akzeptieren, und diejenigen, die sich außerhalb dieser Norm verstehen oder gegen diese sind,
mehr aufeinander zu gehen sollten, bzw.,
dass mehr Toleranz von beiden Seiten gefordert ist?
Das wäre ein weiterer Aspekt einer etwas anderen Situation als ich sie im Hinterkopf hatte.

Ich hatte im Hinterkopf die Situation, in der zwischen "akzeptabel" und "nicht akzeptabel" entschieden wird.
Und da sollte die Bandbreite des Akzeptablen möglichst gross sein.

Du sprichst von der größtmöglichen Bandbreite der Akzeptanz.
Aber wer soll die bestimmen oder festlegen?
Akzeptanz und Toleranz sind nicht per Gesetz zu regeln.
Beides ist eine Frage der Interpretation, der Fähigkeit, den Anderen als das zu akzeptieren,
was er ist und wie er ist.
Die Grenzen des Akzeptablen werden zwar teilweise in geschriebenen Gesetzen festgelegt,
aber es bildet sich in allen Kulturen und Subkulturen ein weit darüber hinausgehendes Einvernehmen
über Selbstverständlichkeiten und Tabus heraus, das sich in Einstellungen, Haltungen, Wertungen, etc.,
niederschlägt.
Dieses Einvernehmen ist reflexionsbedürftig und wandelbar.

Falls ich dich falsch verstanden haben sollte,
dann gehöre ich ebenfalls in die Rubrik der "Andersdenkenden oder Nichtverstehenden"
Ist das bei den Unter-Dreissigjährigen denn nicht die Norm ?

Das war aber jetzt keine Retourkutsche,
nein, ganz bestimmt nicht, sowas würde ich doch niiiiemals nicht machen !


Das musste unbedingt auch einmal gesagt werden.
 
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Neugier schrieb:
Die Grenzen des Akzeptablen werden zwar teilweise in geschriebenen Gesetzen festgelegt,
aber es bildet sich in allen Kulturen und Subkulturen ein weit darüber hinausgehendes Einvernehmen
über Selbstverständlichkeiten und Tabus heraus, das sich in Einstellungen, Haltungen, Wertungen, etc.,
niederschlägt.
Dieses Einvernehmen ist reflexionsbedürftig und wandelbar.

Hi Neugier,

wie es damit aussieht, das sieht man am deutlichsten in USA und Südafrika, wo per Gesetz geregelt ist, dass es keine Rassendiskriminierung oder Apartheit mehr geben darf. Die Farbigen werden weiterhin diskriminiert, sei es von öffentlicher, wie auch privater Seite. Chancengleichkeit existiert nur auf dem Papier.

Die Grenze zwischen akzeptabel und inakzeptabel wird in den Köpfen der Menschen gezogen.
Oft denke ich, dass sich die pers. Toleranzschwelle an der Gesellschaftsschicht, in der man verkehrt, oder an der Altersgruppe, der man zugehört, orientiert. Manchmal ist es eben "in", etwas zu tolerieren, und manchmal "out". Mit den Wölfen zu heulen, das macht uns vieles angenehmer.
Die Bandbreite des Akzeptablen wird mMn niemals von Einzelnen festgelegt, sondern ist generell gesellschaftsabhängig.
Die Akzeptanzbereitschaft oder Toleranzschwelle einen Junkies ist sicher eine andere, als die eines Bankers. Der Florist toleriert etwas anderes, als der Beamte u.U. täte, usw.....
Wären alle Menschen gleich in ihrer Denkweise, ihrem Intellekt und der Bildung, dann wäre es sicher einfacher, die Toleranz oder Akzeptanz in Bahnen zu lenken.

Rhona

PS: Woher sollte ich den wissen, dass du Ü-30 bist??? Oder biste gar nicht??? :autsch:
 
Rhona,

anscheinend sind wir in dieser Frage ja weitgehend einer Meinung.

Jetzt müssen wir uns nur noch unserer Missionarsstellung bewusst werden, und eifrig unsere Botschaft
in die grosse weite Welt hinaustragen.

Ab sofort lautet unser Toleranz-Mantra: Verwechselt nicht das Bevorzugte mit dem Akzeptablen !


Das musste unbedingt auch einmal gesagt werden.
 
Man weiß etwas (hat etwas sinnlich wahrgenommen),

kann sich etwas vorstellen (was nichts anderes ist, als dass man etwas glauben kann) oder

es herrscht eben totale Leere und Finsternis.

Zeili
 
wissen und glauben, akzepieren und tolerieren,....

Also was wissen wir nun wirklich? Ich weiß nur, dass ich gar nicht wissen kann, was die anderen wissen. Worte und Erklärungen zeigen mir nur einen Teil dessen, was der andere als sein Wissen empfindet. Ich kann nur interpretieren, ich weiß also immer nur subjektiv. Und das auch nur begrenzt. Jede Erkenntnis zieht eine neue Sichtweise nach sich, die meine Wahrnehmung verändert und wieder neues "Wissen" möglich macht.

Erforschte und erkannte Gesetzmäßigkeiten gelten nur in einem bestimmten Rahmen, Wissen ist damit begrenzt auf einen bestimmten Raum und eine bestimmte Zeit.

Ist das, was wir WISSEN nennen, nicht nur ein Strohhalm, an den wir uns klammern, um uns selbst vorzumachen, dass es irgendetwas gibt, das uns Stabilität und Sicherheit geben kann?

Es ist ja nichts dagegen einzuwenden, denn es hilft uns, uns zu orientieren. Aber wirklich stabil und sicher ist gar nichts.

Zeilinger schrieb:
Man weiß etwas (hat etwas sinnlich wahrgenommen),

kann sich etwas vorstellen (was nichts anderes ist, als dass man etwas glauben kann) oder

es herrscht eben totale Leere und Finsternis.

Zeili

Du weißt etwas (subjektiv, nur du nimmst es so wahr), vorstellen kannst du dir alles, wenn du dir nur eine schöne Geschichte dazu konstruierst, also glauben kannst du, was du willst (subjektiv, Wahrscheinlichkeiten sind nichts als Argumente für die Stimmigkeit deiner Konstruktion), Leere und Finsternis sind außerhalb deiner Wahrnehmbarkeit, also in diesem Zusammenhang vernachlässigbar.

Rhona und Neugier:
Toleranz und Akzeptanz meinen nicht dasselbe. Was ich toleriere muss ich nicht zwangsläufig akzeptieren. Toleranz übe ich bei jenen (Menschen bzw. Verhaltensweisen), die aus mir verständlichen Gründen und Umständen zu Entscheidungen finden, die ich so nicht getroffen hätte. Ich verstehe und respektiere sie, aber ich nehme sie nicht an.

Akzeptanz ist auch Annahme.

Intoleranz beinhaltet Nicht-Verstehen/Nicht-Respektieren-Können und dadurch Ablehnung, Ignoranz will gar nicht verstehen. (Bleib mir bloß vom Leib mit deinen blöden, unsinnigen Ansichten!)

Was die Gesellschaftsschichten betrifft, die hier so verallgemeinert aufgeführt wurden (Junkies, Banker, U-30er, ...): Sowas gibts nur von außen besehen und hineininterpretiert, Strohhalme, um die Illusion einer Ordnung zu erzeugen. Dazu gehören auch nur einzelne Menschen, die sich in der Menge sicherer fühlen.

Soweit mein Beitrag, um die
...totale Leere und Finsternis
ein wenig zu beleuchten. :zunge 5:

herzlich
lilith
 
:zunge 5: Lilith!

Deinen Beitrag toleriere ich!
Deine :zunge 5: akzeptiere ich!
Den umfangreichen Inhalt *kopfschwirr* ignoriere ich :zunge 5: !

Deine :zunge 5: kathi

P.s: Ich glaub´mich tritt ein Pferd!
Ich weiß, mich knutscht kein Elch! :zunge 5: :zunge 5:
 
lilith51 schrieb:
Toleranz und Akzeptanz meinen nicht dasselbe. Was ich toleriere muss ich nicht zwangsläufig akzeptieren.
Toleranz übe ich bei jenen (Menschen bzw. Verhaltensweisen), die aus mir verständlichen Gründen
und Umständen zu Entscheidungen finden, die ich so nicht getroffen hätte.

Ich verstehe und respektiere sie, aber ich nehme sie nicht an.
lilith, da begeben wir uns jetzt zwar auf das Feld der Wortklaubereien,
aber wenn es denn sein muss, um die totale Leere und Finsternis mit Beleuchtbarem zu füllen ......

Im allgemeinen Sprachgebrauch hat "akzeptieren" sehr wohl neben "etwas annehmen" auch die Bedeutung
von "billigen, hinnehmen", wie sie oben für "tolerieren" umrissen wurde.

Die Gegenprobe mit "inakzeptabel" sollte das schnell bestätigen,
notfalls beseitigt ein Blick in den Duden etwaige trotzdem verbliebene Restzweifel.

Wenn das Bedeutungsfeld des Begriffes "akzeptabel" enger als üblich gefasst werden sollte, müsste dazu
eine entsprechende spezielle Übereinkunft getroffen werden.

Hiemit sei klargestellt, dass ich "akzeptabel" nicht in einer speziell eingeengten Bedeutung verwendet habe,
sondern eben in der üblichen Bedeutung "annehmbar, hinnehmbar".


Das musste ausnahmsweise einmal nicht gesagt werden.
 
Hi Neugier!
Ich finde deinem Einwand akzeptabel :) , Toleranz wird im allg. Sprachgebrauch oft mit Akzeptanz gleichgesetzt.

Ich beschäftige mich sehr gern und sehr intensiv mit Sprache, vor allem mit den unterschiedlichen Nuancen, die durch großzügigen Gebrauch der Begriffe schnell verschwimmen. Im geschriebenen Text ist es oft schwierig, Unterschiede, die durch die Tonalität hörbar wären, wahrzunehmen. Da bin ich dann manchmal direkt pingelig. Aber nur auf dem Papier. :zunge 5:

herzlich
lilith
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Beispiel

Im heutigen Teletext (ORF, 07.6.2006) ist zu lesen:

Von der Fussball-WM in Deutschland profitiert auch die Wiener Wirtschaft.

Niemand kann das wissen, weil die Fußball-WM noch gar nicht angefangen hat. Der obige Satz kann frühestens nach Ablauf der WM stimmen und auch nur dann, wenn man die Umsätze eindeutig zuordnen kann.

Wir - zumindest wir in Wien - wünschen uns das aber und glauben es daher.

Liebe Grüße

Zeili
 
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Zeilinger, im Prinzip hast du recht und doch muss man den allgemeinen Sprachgebrauch hier ausreichend berücksichtigen. Gemeint ist mit deinem Beispiel – ganz im Sinne juristischen Sprachgebrauchs – ein „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“.

Per definitione kann das also noch immer „falsch“ sein oder vielleicht auch nur für manche „falsch“ sein, da diese Formel ein letztes Maß an Unsicherheit berücksichtigt.

Wissen im Sinne von sicher sein, tun wir eigentlich nichts. Ich gehe über die Straße und vertraue auf meine Einschätzung, die ich über viele Jahre gebildet habe – ich kann aber doch noch überfahren werden.

Ohne dieses Restrisiko könnten wir nicht leben.

Empfehlenswertes Buch:
Against the Gods
The remarkable Story of Risk
Peter L. Bernstein
 
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