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Killt die "Killerspiele"

AW: Killt die "Killerspiele"

Hallo an alle.

Zitat von p1:
deine texte hier sind große klasse, sunny!

Danke schön :blume1: , gleichfalls.

Zitat von p1:
wenn man killerspiele verbietet, was schwachsinnig wäre, müsste man die tagesschau streichen. denn das wissen um die realität der gewalt ist gewaltverherrlichender als solche virtuellen spiele.

Das stimmt in der Tat. Als ich während des Libanonkrieges das Bild eines Vaters in den Nachrichten sah, der seine tote Tochter auf dem Arm hielt, als ob sie nur schlafen und er sie wiegen würde, habe ich eine solche Agressivität in mir gespürt, wie ich sie noch nie vorher oder nachher erlebt habe. So etwas habe ich bei "Counterstrike" nie gehabt.

Zitat von p1:
das arsenal an waffen herunschleppen, ohne aufzufallen in dieser gesellschaft ist nicht schwer, selbst wenn es nur eine 36000-einwohner-stadt ist. sie zu bekommen auch nicht schwieriger.

Das ist einfach nur schockierend. Auch, dass sich niemand beim Amokläufer gefragt hat, was ein Achtzehnjähriger mit Schusswaffen will, als er sie im Internet bestellt hat.

Was nützen uns denn alle Anti-Terror Maßnahmen, was nützt es, das unsere Soldaten im "Kampf gegen den Terror" in Afghanistan auf den Straßen Streife laufen oder die libanesische Küste vor Waffenschmuggel schützen, wenn gleichzeitig hier in Deutschland sich jeder sein Arsenal selbst zusammenbasteln kann, indem er sich Waffen in Ungarn oder sonst wo bestellt?

Was könnte ein Terrorist alles für Verbrechen begehen, wenn er seine selbstgebaute Rohrbombe (mit via Internet bestellten Einzelteilen) auf einem Bahnhof oder in einer Innenstadt zur Explosion bringt?


Aber nein- die Computerspiele sind's. Wahrscheinlich, weil die Lobby der Computerspiele-Industrie noch nicht so gut funktioniert wie die der Waffenhändler.
Diese Ignoranz ist für uns alle gefährlich.

Zitat von Bernd:
Die gab es übrigens auch in der für uns alle rückschrittlichen DDR.
Jetzt erfinden wir es als etwas positives neu. *lächel *

Auch wenn das System der DDR ohne Zweifel nicht funktionsfähig war, und auch wenn die Führung der DDR oft zu brutalen Verbrechen gegriffen hat, um den Einfluss auf das Volk nicht zu verlieren und um Kritiker einzuschüchtern oder auszuschalten- nicht alles in der DDR war schlecht. Gerade was die Bildung und die Betreuung von Kindern anging, wurde und wird die DDR oft als Beispiel angeführt.
Ein Freund meines Vaters kaufte beispielsweise in Ost-Berlin ein Physikbuch für seinen Sohn, weil die Naturwissenschaftsbücher in der DDR um einiges besser waren als die in der BRD. Und der Freund meines Vaters hat viel riskiert, denn er war Polizist in der BRD und hätte gar nicht über die Grenze gedurft.

Zitat von p1:
ich meine allerdings, u.a. aus eigener erfahrung, sie bringen nicht viel bei nicht zensurbewussten schülern, denen schulische leistungen also egal sind. wenn sie eine 4 in ordnung bekamen, haben die damit noch eher angegeben als sich geschämt und sich nicht im geringsten gebessert. die eltern dieser schüler waren und sind zwar nicht erfreut, aber haben keinen nachdruck auf die verbesserung der noten.

Vielleicht würde es helfen, wenn man die Kopfnoten auch versetzungsrelevant oder abiturrelevant machen würde, wenn also soziales Verhalten nicht nur schön und erwünscht wäre, sondern eine Vorrausetzung für schulischen und damit später auch beruflichen Erfolg.

Fragt sich,
Sunnyboy
 
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AW: Killt die "Killerspiele"

Hallo!

Der Kriminologe und ehem. nds. Justizminister Pfeiffer hat Feldstudien zu diesem Thema vorgenommen. Ich habe ihn dazu mal gehört, war sehr beeindruckt und neulich stand dazu auch ein Artikel in der Zeit.

Das Ergebnis ist erschreckend. Man darf es, denke ich, als erwiesen erachten, daß Computerspiele, insbesondere Gewaltspiele verheerende Wirkung auf das Leistungsvermögen von Kindern und Jugendlichen haben und auch Gewalt verursachen. Wegen der Einzelheiten lege ich jedem die Studien nahe. U.a. hier ist etwas dazu nachzulesen:

http://www.welt.de/data/2006/11/22/1119638.html

Vieles, was in dem thread gesagt wurde erscheint mir richtig aber:

Es kommt schon darauf an, wer bestimmte Gewaltspiele spielt. Ein Freund von mir arbeitet in der Führungsetage einer bekannten Firma. Er spielt leidenschaftlich gerne Counter Strike usw., trifft sich sogar zu Spieletreffs, seine Passion sind PC und Glotze. Er ist trotzdem ein liebenswerter, extrem ausgeglichener und gebildeter Mensch. Anderen Charakteren hingegen bekommen deratige Spiele mit Sicherheit nicht, ihnen fehlt die Fähigkeit zur Reflektion und Einordnung. Und da werden Gewaltspiele zur Bedrohung.

Für mich als Vater zweier Kinder steht fest, daß ich sowohl
- Playsations
- Daddelcomputer
- eigene Fernseher

in den Kinderzimmern verhindern möchte. Ob mir dies gelingt, ist allerdings höchst fraglich. Noch sind die Kinder nicht so alt, daß ein solcher Konflikt hätte ausbrechen müssen. Aber ich denke, ich kann viel erreichen, wenn ich es schaffe, den Kindern und später Jugendlichen spannende Alternativen anzubieten. Wir dürfen nicht erwarten, daß sich derlei gewünschte Verhaltensweisen von selbst entwickeln. Wer die Kinder abschiebt, vor den Fernseher oder PC, dürfte kaum eine Chance haben. Na mal sehen, ob´s klappt...

Viele Grüße
Zwetsche
 
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AW: Killt die "Killerspiele"


hallo, walter!

der link war sehr nützlich. ich finde, er unterstützt die position von sunnyboy, da auch der dortige autor behauptet, gewaltspiele sind keine amokläuferbrüter.

Das Ergebnis ist erschreckend. Man darf es, denke ich, als erwiesen erachten, daß Computerspiele, insbesondere Gewaltspiele verheerende Wirkung auf das Leistungsvermögen von Kindern und Jugendlichen haben und auch Gewalt verursachen.

@zwetsche
ich bestreite nicht, dass bestimmte computerspiele, v.a. online-rollenspiele süchtig machen können und so das schulische leistungsvermögen von jugendlichen senken!
aber zu behaupten, dass gewaltspiele allein ein gewaltpotential auslösen, halte ich für sehr gewagt.
 
AW: Killt die "Killerspiele"

hallo, walter!

der link war sehr nützlich. ich finde, er unterstützt die position von sunnyboy, da auch der dortige autor behauptet, gewaltspiele sind keine amokläuferbrüter.



@zwetsche
ich bestreite nicht, dass bestimmte computerspiele, v.a. online-rollenspiele süchtig machen können und so das schulische leistungsvermögen von jugendlichen senken!
aber zu behaupten, dass gewaltspiele allein ein gewaltpotential auslösen, halte ich für sehr gewagt.

Hallo psbvbn1,


ich halte Pfeiffer für absolut integer. Ich habe mich während des Studiums mit seinen Auffassungen befaßt und kenne auch einen der Orte, in dem er u.a. seine empirischen Studien durchgeführt hat, äußerst gut. Deshalb teile ich seine Auffassungen, auch aus eigener Anschauung. Er kann sie ja auch belegen.

Ich habe ja mit dem Beispiel meines Freundes die von Dir vertretene Ansicht gar nicht widerlegen wollen. Im Gegenteil gibt es sehr wohl Menschen, denen diese Spiele nichts auszumachen scheinen. Ob sie allerdings irgendjemanden irgendetwas außer Action bringen, wage ich zu verneinen. Ich habe einmal bei meinem Freund (ist allerdings lange her) ein paar dieser Spiele gespielt. Ich fand sie widerlich und mir war komisch danach zumute, obgleich ich mit Gewalt ja durchaus vertraut bin. Und ich glaube, daß alles was wir in einer gewissen Häufigkeit tun, auch unser Denken und Empfinden prägt.

Und wenn bestimmte zB. sensible Menschen sich in eine Computerwelt oder gar brutale Killerspiele flüchten, anstatt die realen Probleme anzugehen, kann dies - wie im Falle Steinhäuser - zu einer gefährlichen Mixtur werden. Denn die Artikulationsfähigkeiten reduzieren sich immer mehr auf das "Augen zu und durch" Prinzip. Natürlich gibt es da auch andere Formen, nicht alle hängen mit Gewaltspielen zusammen, aber äußerst viele mit dem Verlust von Artikulationsfähigkeiten. Ob im Zusammenhang mit Killerspielen ein unmittelbarer Zusammenhang oder nur ein mittelbarer über den Verlust dieser Fähigkeiten (und auch zB. schulischer Leistungen) einhergeht, ist gar nicht so entscheidend.

Übrigens: Lobbyismus, der sich teilweise dagegen stellt (nicht von Dir), kann mich von jeher wenig beeindrucken. Derlei Interessenvertretungen gibt es auch im Bezug auf das Rauchen, was deren Ansichten mMn. nicht richtiger macht. Es wird sich immer jemand finden, der auch die abstrusesten Thesen vertritt, wenn er nur gut dafür bezahlt wird.

Viele Grüße
Zwetsche
 
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AW: Killt die "Killerspiele"

hallo, walter!


ich bestreite nicht, dass bestimmte computerspiele, v.a. online-rollenspiele süchtig machen können und so das schulische leistungsvermögen von jugendlichen senken!
aber zu behaupten, dass gewaltspiele allein ein gewaltpotential auslösen, halte ich für sehr gewagt.

Die Computerspiele alleine sind es ganz sicher nicht - es scheint mir eher, dass es sich hier um einen ganzen Komplex von Faktoren handelt. So wird auch im Gespräch mit dem Pädagogen Wolfgang Bergmann in der gestrigen "Die Zeit" das angesprochen, was eigentlich den Kindern sowohl zuhause als auch in den Schulen fehlt. Der Titel des Gespräches mit Bergmann ist m.E. irreführend und einseitig.

http://www.zeit.de/online/2006/47/Interview-Bergmann

Was die Computerspiele betrifft: Kinder und Jugendliche übernehmen daraus ein gewisses Verhaltensmuster, welches eigentlich nur die Erscheinungsform ihrer Aggression prägt.

Für mich liegt die Hauptverantwortung bei der Politik, die die Mittel für Kinder- und Jugendarbeit den Bedürfnissen nicht anpasst - im Gegenteil, diese kürzt. Auch kann ich dieses letzte tragische Geschehnis nicht ganz trennen vom gewaltsamen Tod von Kindern wie Kevin, oder dem Folterskandal mit Todesfolgen von Siegburg.

Der gemeinsame Nenner bei all diesen Vorkommnissen ist eine falsche Politik, die nicht genügend Mittel für einem so wichtigen Bereich wie soziale Betreuung, Resozialisierung, etc., zur Verfügung stellt.

Gruß

Miriam
 
die wurzel liegt woanders!

ja, so wie miriam sehe ich es auch: es ist ein ganzer KOMPLEX an problemen, die als eisberg der auswüchse zu einem selbstmordattentat an einer schule führen.
der abschiedbrief dieses jungen geht mir überaus nahe. spürt man daraus ganz deutlich seine seelenqual, mit der er sich völlig alleingelassen fühlt in einer gesellschaft, die das wichtigste verloren zu haben scheint, nämlich die freude am leben und dich menschlichkeit.

auch dem interview mit herrn bergmann stimme ich völlig zu - danke miriam, es war balsam für meine seele zu lesen, dass jemand genauso denkt wie ich und offensichtlich das problem in seiner gesamten tragweite auch schon von anderen menschen gesehen wird.

ich möchte daraus gerne zitieren:
Interview in ZEIT online: Wenn mich jemand lobt oder lobend anguckt, den ich respektiere, dann geht das unmittelbar ins Selbstwertgefühl über.
ZEIT online: Gibt es solche Menschen denn?
Bergmann: Wir haben diese Lehrerpersönlichkeit äußerst selten. Wir haben wenn, dann eher ganz weiche, therapeutisch einfühlende, das hilft diesen Schülern überhaupt nicht. Man muss denen vermitteln: Ich stehe hier und erkenne dich, auch mit deinen Möglichkeiten, du bist etwas Besonderes - das können sie jedem Menschen sagen, es stimmt jedes Mal - und hier ist jemand, mit dem zusammen du auch Notsituationen bewältigen kannst. Das ist unmittelbare Krisenintervention, denn hat dieser junge Mensch erstmal wieder Hoffnung, dann ist auch die Selbstzerstörung aufgelöst und die Rachsucht mindestens getröstet.

dieser aspekt erscheint mir in jeder hinsicht am relevantesten:

es geht darum, dass das kind, der teenager, der jugendliche --> der MENSCH endlich einmal GESEHEN wird als der, der er ist.
und es geht auch darum, dass ihm endlich einmal vermittelt wird, dass er zu allererst einmal in ordnung ist, so wie er ist.

die ganze sache mit der scheiß-benotung geht doch in jeder hinsicht an dieser grundwichtigkeit vorbei!!!
denn dadurch wird das konkurrenzdenken, das ja sowieso in der lebensphase der kinder an der tagesordnung ist (zur Frage: was kann ich, was kann ich besser, was kann ich am besten und wer bin ich also?) noch über die maßen gefördert statt es ein wenig einzudämmen und zu relativieren.

...und trost, annahme und würdigung des einzelnen menschen hat im schulischen und sonstigen erziehungssystem ab dem schuleintritt keinen platz mehr sondern fällt zur gänze dem konkurrenzdruck durch das notensystem zum opfer.

das schrecklichste aber an dem abschiedsbrief von sebastian b. ist für mich die tatsache, dass mir der inhalt seiner worte mehr als vertraut ist.
denn allerschrecklichster weise kann ich mich sehr gut an meine eigene schulzeit erinnern und die gefühle, die dieser junge mann hatte, kenne ich aus leidvoller erfahrung selbst.
so lange ist das nun schon her, seit ich in der oberstufe war und nichts - aber auch gar nichts - hat sich in positiver weise verändert. ganz im gegenteil: es wurde noch unmenschlicher und entwürdigender für das einzelne individuum.


es ist wirklich an der zeit, dass sich da grundlegend etwas ändert!


wie lange wollen wir unsere kinder noch in ihrer schwierigsten zeit - in der zeit der individualisierung und selbstfindung - alleine lassen?

wie lange wollen wir noch alle schwierigkeiten, die für diese menschen mit ihrer ureigensten entwicklung verbunden sind, ihnen selbst und ihren eltern zuschieben?

wie lange wollen wir noch WEGSEHEN, um nicht an unsere eigenen wunden und kränkungen erinnert zu werden?

wie lange wollen wir wirklich noch zu allem, was uns ängstigt SCHWEIGEN?
 
AW: die wurzel liegt woanders!

es ist wirklich an der zeit, dass sich da grundlegend etwas ändert!

wie lange wollen wir unsere kinder noch in ihrer schwierigsten zeit - in der zeit der individualisierung und selbstfindung - alleine lassen?

wie lange wollen wir noch alle schwierigkeiten, die für diese menschen mit ihrer ureigensten entwicklung verbunden sind, ihnen selbst und ihren eltern zuschieben?

wie lange wollen wir noch WEGSEHEN, um nicht an unsere eigenen wunden und kränkungen erinnert zu werden?

wie lange wollen wir wirklich noch zu allem, was uns ängstigt SCHWEIGEN?

ja, schweigen ist nach kurzer zeit die typische reaktion. damit du wieder etwas mehr aufmerksamkeit auf das thema lenken willst, musst du dich schon umbringen, schlimm, schlimm.

das ist die kehrseite der meinungsfreiheit: die medien berichten über alle grusligen details der durch gerichtsshows verblödenden menge, die diese news gierig wie ein schwamm aufsaugt, im glauben an die schöne freie meinung und die objektivität der presse.
das internet, wo niemand weiß, ob ich ein hund bin, stellt das werkzeug zu solchen amokläufen bereit.
doch der plan entsteht durch soziale konflikte und ungefilterten informationsfluss.
entfernungen, die scheinbar immer kürzer werden, wachsen indirekt proportional zwischen den individuuen, die sich in der anonymität eher verwirklicht sehen.
 
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AW: Killt die "Killerspiele"

Den Abschiesbrief fand ich wirklich bewegend. Und wie kathi schon bemerkte:
Das was Sebastian B. schreibt kommt auch mir bekannt vor.

Zitat aus dem Abschiedsbrief von Sebastian B., nach Heise.de:
"[...]Ich habe in den 18 Jahren meines Lebens erfahren müssen, das man nur Glücklich werden kann, wenn man sich der Masse fügt, der Gesellschaft anpasst. Aber das konnte und wollte ich nicht. Ich bin frei! Niemand darf in mein Leben eingreifen, und tut er es doch hat er die Konsequenzen zu tragen![...]"

oder:

Zitat aus dem Abschiedsbrief von Sebastian B., nach Heise.de:
"[...]Aber die Gesellschaft hat nunmal keinen Platz für Individualisten. Ich meine richtige Individualisten, Leute die selbst denken, und nicht solche "Ich trage ein Nietenarmband und bin alternativ" Idioten![...]"

Dieses Gefühl kennen viele Jugendliche.
Und wo gibt es in unserer Gesellschaft denn noch wirklich jemanden, der sich dagegen auflehnt?
Jeder Versuch wird von diesem System, dass die Menschen zur Anpassung und zum Bücken zwingt, außerem aufgesogen und kommerzialisiert.

Das beste Beispiel ist doch Che Guevara:
Che hat versucht Südamerika und Gebiete in Afrika von der kapitalistischen Unterdrückung zu befreien. Ich gebe zu, man kann sich über die Art und Weise wie er es versucht hat, nämlich mit Waffengewalt, streiten, ebenso, ob alle seine Ideen so genial waren, wie er glaubte, aber Fakt ist, er hat versucht diese Welt, in der so viele in Armut und Unterdrückung leben, zu verändern.
Und was ist heute?
Heute wird sein Gesicht auf T-Shirts gedruckt und an Möchtegern-Revolutionäre verkauft, die es tragen, während sie vielleicht gerade das neuste Lehrbuch über Marktwirtschaft lesen oder wie man am schnellsten ein erfolgreicher Manager wird.

Oder nehmt den US-amerikanischen Hip-Hop:
Früher ein politisches Sprachrohr der farbigen Amerikaner in den Ghettos.
Und heute? Heute tragen viele Hip-Hopper teuren Schmuck, fahren teure Autos oder bringen selbst Markenklamotten heraus.
Das betrifft sicher nicht alle, aber viele.
Und wer ist schuld an dieser Perversion des Hip-Hop? Die Musikindustrie, die an dem "Gangsta"- und Revolutions-Image der Hip-Hopper massig Geld verdient.
Gleiches gilt beispielsweise auch für den Punk- Rock.

So werden heute Revolutionen beseitigt. Nicht mit Waffengewalt, sondern in dem sie gepackt und in die Wirtschaft gezwängt werden.
Der Revolutionsgeist wird aus ihnen herausgesogen, die leere Hülle mit Kommerz gefüllt.

Na klar fühlt man sich da als Jugendlicher für dumm verkauft.

Gleiches gilt auch für die Schule.
Leistung, Leistung, Leistung. Dabei geht man in die Schule um zu lernen. Ja, sicher soll der Schüler Leistung beim Lernen erbringen, aber nicht weil der Lehrer das will und ihn mit guten Noten belohnt, oder, wenn er es nicht tut, mit schlechten Noten bestraft, sondern weil er Interesse an der Welt hat, weil er wissen will wie sie funktioniert, weil er sich die Fähigkeiten aneignen will, diese Welt zu verbessern. Weil er ein denkender, aufgeklärter Mensch sein will, und kein körperliches und mentales Wrack, das sich vom Fernseher vollquatschen lässt und jeden Mist glaubt, nur weil die Medien es sagen.

Doch die Chance, dies alles zu erreichen, wird uns nicht gegeben.

Wieviele Jugendliche sind ohne Lehrstellen, obwohl sie arbeiten wollen?

Wieviele Jugendliche leiden an Depressionen oder Minderwertigkeitsgefühlen, weil sie nicht mit den erlogenen Schönheitsidealen aus den Medien mithalten können, oder weil sie die falschen Statussymbole nicht besitzen, von denen die Werbung uns glauben machen will, dass wir sie brauchen?

Wieviele Jugendliche leiden an Ängsten vor der Schule und der Gesellschaft, weil sie das Gefühl haben, dort als Verlierer abgestempelt zu werden?
Und wieviele kreative Ideen werden von diesen Ängsten zerstört, wieviel Potenzial, diese Welt zu verbessern, geht durch sie verloren?

DAS sind fragen, die man im Zusammenhang mit Emstdetten eher stellen, sollte und nicht plump und oberflächlich:
"Machen Killerspiele aggressiv?"

Viele Jugendliche, so glaube ich, und nicht nur Jugendliche, sehnen sich nach Veränderung.

Nach einer gerechteren Gesellschaft.

Nach einer Gesellschaft, in der man zusammenhält, für einander einsteht, und nicht den, der am Wegrand liegen geblieben ist, ignoriert.

Eine Gesellschaft, die nach Wahrheit strebt, und sich nicht mit Lügen und politischer Propaganda abspeisen lässt.

Eine freie Gesellschaft, in dem es jedem möglich ist, unabhängig von Geschlecht,Alter, Nationalität, Hautfarbe, Religion, sexueller Ausrichtung etc., seine Fähigkeiten und sein Wissen dazu einzusetzen, nach seinem persönlichen Wohl, dem Wohl seiner Familie und dem Wohl der Gesellschaft zu streben.

Die, die in unserer Gesellschaft das Sagen haben, haben zwei Möglichkeiten:

Sie können dafür sorgen, dass den Menschen reiner Wein eingeschenkt wird, und dass auch endlich einmal junge, idealistische Menschen an Führungspositionen kommen.

Oder aber sie können "Counterstrike"& Co. verbieten und ansonsten alles so lassen wie es ist.
Das würde die Gesellschaft wahrscheinlich zunächst einmal beruhigen.
Zumindest bis zum nächsten Amoklauf an einer Schule...Verzeihung, "School-Shooting", wie der in Sozialwissenschaften gebildete verharmlosenderweise sagt.

LG,
Sunnyboy
 
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