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Kastensystem = kultureller Niedergang

scilla

Well-Known Member
Registriert
19. April 2003
Beiträge
6.927
ich habe am eigenen Leibe erfahren,
(und auch später bei MONTAIGNE gelesen)
daß
sich die Gesellschaft in drei Gruppen aufteilen lässt

Gruppe 1
das sind die einfachen Menschen,
die das tun und glauben, was ihnen gesagt wird

Gruppe 2
das sind diejenigen,
die gerne andere für sich instrumentalisieren
sie wissen, daß sie intelligenter sind als Gruppe 1,
aber sie nutzen ihre Intelligenz nur,
um ihren Willen durchzusetzen
(mit Hilfe von Maschinen und durch Zweckbündnisse)

Gruppe 3
das sind diejenigen,
die noch eine Spur intelligenter sind
und deshalb irgendwann vor sich selbst
bzw. vor den Möglichkeiten der Welt erschrocken sind
ihr Streben gilt nicht sich selbst oder einem Ideal sondern einer Sache,
nämlich Gottes Schöpfung, dem künstlerischen Akt, dem Wunder des Lebens, dem Schlichten von Streit etc.


man könnte nun behaupten,
Gruppe 3 bildete die oberste Kaste,
Gruppe 2 die mittlere Kaste,
Gruppe 1 die unterste Kaste
der gesellschaftliche Haken ist jedoch die Statistik:

die Mehrzahl der Bevölkerung gehört zu Gruppe 1
und diese Masse wird gezielt von Gruppe 2 blöd gehalten
(Gruppe 2 besetzt alle gesellschaftlich relevanten Positionen)
Gruppe 3 versucht Gruppe 1 vor Übergriffen zu schützen

FAZIT
am kulturellen Niedergang sind die Leute der zweiten Gruppe (mit IQ 130) schuld
die Idee eines Kastensystems ist ein nicht verwirklichbares Ideal
und gehört meiner Ansicht nach mit zum kulturellen Niedergang


Von eitelen Spizfindigkeiten
Autor: Michel de Montaigne (1533 - 1592)
Essais: 1. Buch, LIV. Hauptstück

Aus einfältigen, nicht so gar neugierigen und nicht so gar gelehrten Seelen werden gute Christen, die aus Ehrfurcht und Gehorsam einfältig glauben, und den Gesetzen folgen.
Mittelmäßig muntere und mittelmäßig fähige Geister fallen leicht in Irrthum. Sie folgen der ersten Meynung auf die sie fallen; und haben einigen Vorwand, uns für einfältig und tumm zu halten, weil wir bey dem Alten bleiben, weil wir nicht studiret haben.
Die großen Geister, welche gesetzter und erleuchteter sind, machen eine andere Gattung von Rechtgläubigen aus. Sie gelangen durch eine lange und ehrerbietige Untersuchung endlich zu einer größeren und tiefern Einsicht in die Schrift, und erkennen das göttliche Geheimnis ...

Die einfältigen Bauern sind ehrliche Leute und die Philosophen sind auch ehrliche Leute, oder wie man sie jetzo nennet, starke und erleuchtete Geister, die sich durch einen ausführlichen Unterricht mit nützlichen Wissenschaften bereichert haben. Diejenigen aber, so zur Mittelgattung gehören, denen der erste Platz der völligen Unwissenheit in den Wissenschaften zu schlecht gewesen ist, und sie dennoch den anderen nicht haben erreichen können, (sondern zwischen zween Stühlen sitzen, unter welche ich und so viele andere gehören) diese, sage ich, sind gefährlich, ungeschickt, beschwerlich. Diese verwirren die Welt.

MONTAIGNE zitiert aus (Band 1, Seite 616f): Michaels Herrn von Montagne Versuche, nebst des Verfassers Leben, nach der neuesten Ausgabe des Herrn Peter Coste ins Deutsche übersetzt von Johann Daniel Tietz.- Neuauflage 1992 in 3 Bänden. Zürich, Diogenes Verlag.
 
Zuletzt bearbeitet:
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Findest du es nicht problematisch, Naivität und Intelligenz so polar gegeneinander zu stellen?
Sicher kann man charakterliche Unterscheidungen treffen, aber der gesamte Part mit der Intelligenz scheint mir sehr zweifelhaft und vor allem nicht wesentlich für die Differenzierung der drei Gruppen.

Was den "kulturellen Niedergang" angeht, vermute ich irgendeine Modeerscheinung, letzt Zeit war das hier öfter zu lesen (Evola?). Irgendwie habe ich da keinen Zugriff, vll. hat ja jmd. Lust mich aufzuklären. Ich habe den Verdacht, dass das etwas in die "postmoderne" Kiste greift, wäre das möglich?
Ich sehe diesen Untergang bislang zumindest nicht, eigentlich ist doch gerade die "postmoderne Kunst" (der Begriff ist sehr platt, ich weiß) eine Kunst, die mit der Möglichkeit von Kultur spielt, die eine Anspielung auf alles sein will und sich doch immer davon lossagt. Ich empfinde eine Kultur, die mit jeder kulturellen Entwicklung der Vergangenheit spielt und sie durchaus in sich aufnimmt keines Falls als untergehende Kultur, sie wird nach und nach den pluralistischen Gesellschaftsstrukturen gerecht, die doch völlig real sind, oder nicht?

lieben Gruß

cf
 
Hat er damit die Politikerkaste beschrieben?

Zitat Montaigne: „Diejenigen aber, so zur Mittelgattung gehören, denen der erste Platz der völligen Unwissenheit in den Wissenschaften zu schlecht gewesen ist, und sie dennoch den anderen nicht haben erreichen können, (sondern zwischen zween Stühlen sitzen, unter welche ich und so viele andere gehören) diese, sage ich, sind gefährlich, ungeschickt, beschwerlich. Diese verwirren die Welt.“


Hat er damit die Politikerkaste beschrieben?
Denn m.E. sind es gerade die Politiker, die immer mehr den kulturellen Niedergang beschleunigen.

MfG J.A.
 
>scilla

scilla schrieb:
Deinen Beitrag von:

ich habe am eigenen Leibe erfahren, ........ über Gruppe 1 ...... Gruppe 2 ...............Gruppe 3 ........bis ..... kulturellen Niedergang
finde ich recht interessant.

Wahrscheinlich ist letztes Endes jede Hierarchie unvernünftig und nur ein Auswuchs des Geltungstriebes. Wir haben mit der Verschiedenartigkeit der Menschen genug zu tun, wir brauchen nicht immer krampfhaft eine Verschiedenwertigkeit zu konstruieren.

Viele Grüße
 
Zeilinger schrieb:
Wahrscheinlich ist letztes Endes jede Hierarchie unvernünftig und nur ein Auswuchs des Geltungstriebes.
Ach ja? Hier ein Dialogausaschnitt aus einem anderen Thread:
Gysi: Stimmt, für Moral bist ja du hier verantwortlich. Und wer duldet als Christ schon andere Götter (Moral) neben sich.
Zeilinger:Falls die Mehrheit der Forumsbenützer dieser Meinung ist, werde ich das Kreuz wohl tragen müssen.
Jede Hierarchie ist also vom Teufel (die parlamentarische Demokratie auch?) und Auswuchs des bösen Geltungstriebes. Aber der Geltungstrieb des Users Zeili(nger), der sich selbst als "Moralphilosoph" bezeichnet, ist in der Art kaum zu bändigen, dass er sich gerne in der Rolle des Wiederauferstandenden versteht... :rolleyes:

Gysi
 
>Gysi

Gisbert Zalich schrieb:
Ach ja? Hier ein Dialogausaschnitt aus einem anderen Thread:

Jede Hierarchie ist also vom Teufel (die parlamentarische Demokratie auch?) und Auswuchs des bösen Geltungstriebes. Aber der Geltungstrieb des Users Zeili(nger), der sich selbst als "Moralphilosoph" bezeichnet, ist in der Art kaum zu bändigen, dass er sich gerne in der Rolle des Wiederauferstandenden versteht... :rolleyes:
Bleib' beim Thema, bitte. Bist Du jetzt für ein Kastensystem oder nicht ? Bist Du für eine Hierarchie, ja ? Wieviele Stufen soll sie haben ? Wenn ja, nach welchen Kriterien sollen diese Stufen festgelegt werden ?
----------------------------
Kommst Du Dir gegenüber den anderen Forumsbenützern nicht unkollegial vor ? Für persönliche Angriffe haben wir ja eh' einen eigenen Thread !
 
Zeilinger schrieb:
Bleib' beim Thema, bitte. Bist Du jetzt für ein Kastensystem oder nicht ? Bist Du für eine Hierarchie, ja ? Wieviele Stufen soll sie haben ? Wenn ja, nach welchen Kriterien sollen diese Stufen festgelegt werden ?
Ich bin nicht für ein Kastensystem, Herrgott! Steht die hier in Europa real zur Debatte? Ich bin für eine strukturierte Organisation unseres gesellschaflichen Lebens und der Arbeitsteilung, die nach Möglichkeit uns allen guttut. Und die braucht einen Ober-Chef und ein Middle-Management usf.
Ich bin gewiss nicht für eine unstrukturierte Gesellschaft. Eine Gesellschaft ohne hierarchische Strukturen ist amorph. Können wir auch gleich die Anarchismus-Debatte weiterführen.
"Bist du für eine Hierarchie?" Die Frage zeigt entweder, wie dünn deine Vorstellung von einer solchen ist - oder du verwischst bewusst dein Interesse, als Ober-Moralo hier dein Geltungsbedürfnis durchzusetzen. Deine "Philosophie" und deine Taten und Bestrebungen passen nicht zusammen. Von daher war mein Zusatz aus einem anderen Thread für diesen Thread nur recht.

Gysi
 
Gisbert Zalich schrieb:
Ich bin nicht für ein Kastensystem, Herrgott! Steht die hier in Europa real zur Debatte? Ich bin für eine strukturierte Organisation unseres gesellschaflichen Lebens und der Arbeitsteilung, die nach Möglichkeit uns allen guttut. Und die braucht einen Ober-Chef und ein Middle-Management usf.
Ich bin gewiss nicht für eine unstrukturierte Gesellschaft. Eine Gesellschaft ohne hierarchische Strukturen ist amorph. Können wir auch gleich die Anarchismus-Debatte weiterführen.
Liest sich recht vernünftig.

Zeili
 
An Gysi und Zeilinger

Ich finde es so etwas von kindisch, dass ihr euren albernen Dauerstreit hier auf alle threads ausweitet.
Ihr Zwei: Ihr verbraucht unnötigen Speicherplatz, ihr schüttet alles zu, bitte, im Namen der Idee dieses Forums: Lasst es sein!

:wut1:
 
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Zum Thema:
Ich kenne den Begriff der Kaste - wie wohl die meisten - nur aus dem indischen System. Dort sind die Kasten meines Erachtens durch Geburt festgelegt. Eine Durchlässigkeit ist wenn überhaupt nur schwer möglich.
Montaigne gilt als Erfinder des Essays und kluger Kopf. Allerdings lebte er zu einer Zeit, als die Gesellschaft noch stratifikatorisch, also nach Schichten, festgelegt war. Auch hier war man von Geburt an zu einer Schicht zugehörig. Geistige Beschäftigung fiel praktisch nur den Adligen zu, die nicht arbeiten mussten.
Es ist fraglich, ob man aus den Betrachtungen Montaignes Erkenntnisse über die heutige Gesellschaft gewinnt.
Heutzutage sprechen wir von einer funktional ausdifferenzierten Gesellschaft. D.h. Gesellschaftsteile werden anch ihrer Funktion (Recht, Wirtschaft, Kunst, Medien etc.) definiert. Wer ihnen zugehört, wird nur noch schwach von Abstammung oder Geburt bestimmt. Aber auch Intelligenz oder Naivität sind keine geeigneten Kriterien, wie Coeur froid richtig sagte, um gesellschaftliche Gruppen oder Schichten zu definieren. Ich kann mit solch einer Vereinfachung nichts anfangen. Den Begriff "Kaste" finde ich völlig irreführend, der würde ja bedeuten, dass sich Mitglieder der Kaste auf irgendwelche Kriterien geeinigt hätten, wer zu inen gerechnet wird, und was von Nichtmitgliedern der Kaste zu halten sei. Ich glaube nicht, dass das so ist.

Das was ich in einem Thread über Evola gelesen habe, fand ich absolut erschreckend. Mir unverständlich, wie man sich mit solch faschistoider Theorie ernsthaft auseinandersetzen kann.
Die Postmodernen, wer er immer das genau sei, stehen meines Wissens nicht gerade im Ruf, Träger einer "kulturellen-Niedergangsstimmung" zu sein. Es geht eher mit einer Art spielerischen oder auch "eklektizistischen" Art, mit allen möglichen Formen umzugehen, von der Kunst bis hin zum individuellen Lebenstil. Ich glaube, das Thema ist im Thread "Ausdifferenzierung und Identität" ausführlich behandelt worden. Allenfalls kann man einer solchen Lebenshaltung einen gewissen Fatalismus vorwerfen.

Hoffe, bin nicht zu weit vom Thema weggeschwiffen. ;)
 
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