All das ist für einige Theologen interessant, aber die einfachen Gläubigen lesen in der Bibel nur das, was im Jetzt in ihr steht. Und dazu sagt die rkK: Es ist sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit, die Gott den Menschen mitteilen wollte. (Katechismus der Katholischen Kirche, Art 107,
https://www.vatican.va/archive/DEU0035/__PV.HTM)
Physiologisch unterscheidet sich der Mensch vom Tier maßgeblich durch dessen Verstand. Ein Anwendungsprodukt desselben ist u.a. die menschliche Fähigkeit daran an etwas zu glauben; und sei es eben der Glaube an eine Religion. Diesen Glauben kann man klassisch auf drei unterschiedliche Arten wahrnehmen: 1. Intuitiv, d.h. mit einem „ich will“ von Stimmungen, Eingebungen und Wahrnehmungen geleitet. 2. Tradiert, d.h. von u.a. erzieherischen Prägungen weitgehend vorurteilsfrei übernommen; denn „es war ja schon immer so“. Sowie 3. Verstandmäßig, d.h. als Quintessenz aus zeitgemäßem Wissen und der Auswertung von Analogien.
Wenn man sich für „3.“ entschieden hat, dann kommt man nicht umhin, Informationsquellen mit Hermeneutik zu begegnen, d.h. mit der Auslegung von Sinnzusammenhängen und verdeckten Absichten. Hierzu erklärender Weise zurück zu meinem Beispiel mit der StVO. Auch hier findet ein Verkehrsrichter nicht immer genau das wieder, was dieser zu einer Urteilsfindung passgenau benötigt. Analog der „Juristischen Methodenlehre“ (oftmals im 2. Semester Jura angeboten) muss dieser nun hermeneutisch ergründen, was der Gesetzgeber wohl für diesen Fall im Rahmen seiner ergangenen Gesetzgebung gemeint haben könnte?
So und nicht anders muss man meiner Meinung nach heutzutage auch mit der Bibel umgehen. Um meine Position hierzu nochmals zu plausibilisieren, füge ich hier ebenso nochmals eine Liste mit an, wie man sich verstandsmäßig der Auslegung von Texten aus der Bibel vorzugsweise annähern sollte:
- Wer hat diesen Text geschrieben?
- Für wen ist dieser Text geschrieben worden?
- Wann ist dieser Text geschrieben worden?
- Welche literarische Gattung liegt vor?
- Welche Aussageabsicht liegt vor?
- Welche sozialen, gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Gegebenheiten haben diesen Text geprägt?
- Wurden ältere Quellen verwendet?
- Was ist die Ursprungsbedeutung dieses Textes?