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Endspurt: Bush oder Kerry

Bush ein grundguter Mensch ? Politiker jedes Landes mit einem solchen Anspruch wären ein Widerspruch in eo ipso.
Trotz Iraqukrieg und sonstiger Umstände, die man in Deutschland als vermeintlich Wahlentscheidend ansah, hat sich eine deutliche Mehrheit nicht nur für Bush, sondern auch die politische Ausrichtung der Republikaner entschieden. Das Land will diesen Präsidenten und diese politische Richtung. Respektieren wir es, bessere Politker haben wir in unserer Regierung auch nicht zu bieten.
Wesentlich ist jetzt, wieder ein vernünftiges Verhältnis zu dieser Regierung aufzubauen und mitzuhelfen, dass das Experiment Iraqu am Ende positiv ausgeht. Ein Anfang mit der Ausbildung von iraquischen Sicherheitskräften durch deutsche Behörden ist gemacht. Auch mit deutscher Recht- und besserwisserei ist keine Weltpolitik zu machen. Etwas konstruktiever wäre angebracht.
 
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Ich fürchte, dass meine eigenen Kommentare zum Endergebnis allzu stammtischhaft simpel ausfallen. Deshalb lasse ich Hans Rauscher sprechen.


04. November 2004
17:42 "Heilung" von RAU
Kerrys "Heilungs"-Träume zur Wahlniederlage beweisen noch nachträglich, dass er nicht der richtige Kandidat war .



Jetzt sei die Zeit gekommen, mit dem Heilungsprozess zu beginnen – und er werde sich kräftig daran beteiligen – so John F. Kerry bei seiner Rede zur Wahlniederlage. Und das ist einer der Gründe, warum Kerry die Wahl verloren hat. Die Bush-Leute haben ihn mit allen dirty tricks, die ganz unten in der Kiste lagen, bekämpft – sie haben versucht, seinen Dienst in Vietnam und seine Tapferkeit zu entwerten; Bush wird jetzt ein Programm durchziehen, um die USA in eine Hochburg der Bigotterie zu verwandeln; die USA stehen aller Wahrscheinlichkeit nach vor einem bitteren Kulturkampf – aber Kerry redet von "Heilung". Sein gutes Recht und menschlich großartig.

Aber es beweist noch nachträglich, dass er nicht der richtige Kandidat war, um sich gegen eine hartgesottene Bande von ideologischen Ultras im Wahlkampf durchzusetzen. "Democrat, heal thyself", paraphrasiert die brillante Polemikerin Maureen Dowd in der New York Times einen alten Spruch ("Doctor, heal thyself") in einer Kurzvernichtung von Kerrys "Heilungs"- Träumen. Die Demokraten sind jetzt wohl mit internem Streit beschäftigt. Aber die Zivilgesellschaft ist noch da, um die totale Fundamentalisierung der USA zu bekämpfen. (DER STANDARD, Printausgabe, 5.11.2004)


Mit fremden Zugen redend

Marianne
 
Aus unseren eigenen Wahlkämpfen sollten wir doch gelernt haben, dass Reden von Politiker gerade in Wahlkampfzeiten nur geringe Bedeutung beizumessen ist. Dirty tricks ? Ich kenne keinen Wahlkampf, der ohne ausgekommen wäre, in keinem Land. Realpolitik hat sich noch nie an Wahlreden orientiert. Wenn jemand glaubt, Wahlreden wäre das, was dann tatsächlich umgesetzt wird, glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten. Ich staune immer wieder, für wie dumm man den amerikanischen Wähler hält, etwas weniger moralische Überheblichkeit täte gut angesichts unserer eigene Lage. Die Deutschen haben n i c h das Weltmonopol auf Moral, auch wenn sie es seit Jahren vorspiegeln. Beispiele dafür aus den letzten Jahren dafür gibt es genug.
 
Wertlose values

Philipp,

ich schliesse mich an mavaho an, wenn er meint, dass wir Europäer mit pauschalierenden Verurteilungen
des amerikanischen Volkes etwas vorsichtiger sein sollten.

Ich glaube zwar nicht, dass die jetzt so viel strapazierten "values" wirklich eine grosse Rolle bei der
Wahlentscheidung gespielt haben, weil ja doch jeder halbwegs intelligente Mensch erkennen konnte und
musste, dass die Bush-Administration diese values nicht wirklich vertritt (siehe verlogene Begründungen
für den Irak-Krieg, etc.).

Was wir Europäer aber leicht unterschätzen, sind die Nachwirkungen der Attentate vom 9/11.

Selbst wenn die Bush-Administration diese Ereignisse in schamloser Weise instrumentalisiert hat,
so waren es doch REALE Ereignisse.

Dieser Schock sitzt tief, und man muss nicht unbedingt ein grosser Dummkopf sein, um angesichts solcher
Ereignisse empfänglich für Botschaften zu werden, die einen Schutz vor solchen Bedrohungen versprechen.

Die Spekulationen, dass hinter diesen Attentaten in Wahrheit die amerikanische Rüstungsindustrie steckt,
sind halt bisher auch nicht wirklich überzeugend bergründet worden. Das schreibe ich, obwohl ich fest
davon überzeugt bin, dass der Rüstungsindustrie diese Attentate keineswegs ungelegen gekommen sind
(deshalb auch meine Beschäftigung mit Andreas von Bülows Spekulationen über CIA und 9/11).

Auch ist Michael Moore nicht gerade ein Ausbund an Seriosität.


lg nase
 
Warum wurde Bush gewählt?

Angaben aus einer Wahlanalyse von CNN:

  • Die Fähigkeit zur klaren Stellungnahme
  • Starke Führerpersönlichkeit
  • Ehrlichkeit und Vertrauenswürdigkeit
  • Der Glaube
 
Mavaho, zwei Zitate zur Spaltung im amerikanischen Volk:

Das Schwierigste wird es sein, die tief gespaltene Bevölkerung zusammenzuführen
David Gergen, Berater von vielen US-Präsidenten (großteils Republikaner, aber auch Bill Clinton)

und

Wie können eine weiße verheiratete gläubige Christin im ländlichen Süden und eine ledige Afroamerikanerin aus einer großen Stadt an der Ostküste jemals zueinander finden? Diese Kluft zu überbrücken sei wohl die größte Aufgabe des nächsten Präsidenten.
New York Times, Autor mir nicht bekannt.
 
Hallo Neugier und mavaho,

ich sehe es als problematisch an, wenn ich, bevor ich zu etwas, dass auf unserem Planeten geschieht und damit auch in meiner Realität - wenn auch nicht direkt erfahrbar - stattfindet, erst dann Stellung beziehen, bzw. mir eine eigene Meinung dazu erlauben darf, wenn ich zuvor die gesamte "Weltgeschichte" umfassend berücksichtigt habe und mir dadurch dann eine Berechtigung als Deutscher bzw. Europäer (als den ich mich ja, sofern ich euch richtig verstehe, unbedingt zu sehen habe) bezogen auf bestimmte Wertungen irgendwie herleiten soll. Das wäre in meinen Augen ein Pseudo-Verhaltensmaßstab (da schlicht unmöglich) und ich sehe keinerlei Grund, weshalb ich mich zuerst fremdidentifizieren sollte, nur um meine persönlichen und eigensten Ansichten zu vertreten.

Es tut mir wirklich Leid, aber dem verweigere ich mich, da ich dies als unsinnig erachte. Ich denke - wie ich auch weiter oben schon erklärte - als ganz eigener Mensch und äußere mich auch entsprechend, ich argumentierte zudem in keinster Weise so, dass man dies als großspurig in Hinsicht auf die Gesellschaft, in der ich gerade lebe, hätte deuten können.

Ich habe mich außerdem nie in irgend einer Form für M. Moore ausgesprochen, im Gegenteil. Schock auf Grund des (sich vor 3 Jahre ereigneten) 9/11 hin oder her, eine Entschuldigung für nicht objektiv getroffene Wahlentscheidungen ist dies keinesfalls, da kein Handeln im Affekt vorliegt. Von "großer Dummheit" habe ich, um meine Verteidigung hiermit abzuschließen, zudem nie gesprochen, sondern lediglich, wie mehrfach erklärt, die zu emotional geprägte Wählerentscheidung als aus meiner Sicht problematisch dargestellt.

Viele Grüße, :zauberer1

Philipp
 
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So schreibt mir ein amerikanischer emeritierter Geschichtsprofessor

Gerhard Rempel schrieb:
Hallo Rainer,

Nun jah es war noch eine lange Zeit her seitdem ich mit Dir emails getauscht habe, aber Ich wusste das Du dort noch immer bist wo Du einmal warst. Mein Deutsch is ganz kommish, was?
Der Kerry, Europa's Lieblingskandidat and ausgewachsener Vietnam Kriegprotester konnte auch nich gewinnen , da er doch keine grundliche Position hatte uber Krieg oder Frieden, oder irgend etwas anderes. Seine etwas andere Frau mit Geld hat Ihn auch nicht viel geholfen!

Ich stelle mal hier die Meinung eines ehemalig demokratisch wählenden Professors der Geschichte rein (lebte vor dem Krieg in der Ukraine und ist auf abenteuerlichen Wegen über Deutschland in die Staaten nach Massassuchets gekommen, wo er bis zu seiner Emeritierung am WNEC-College unterrichtete.)

Mehr über ihn kann man mit GOOGLE oder von mir erfahren; er ist einer meiner ersten BITNET-Freunde (BITNET = Vörgänger des Internet). Wir haben uns kennengelernt, als ich sofort nach dem Mauerfall eine Mailingliste (darüber wurde früher diskutiert) 9nov89-l initiert habe.

Ich habe ihn vor einigen Jahren während eines Amerikaaufenthalts besucht; im nächsten Jahr habe ich eine Einladung nach Florida. Wie ihr seht, können virtuelle Kontakte im Netz reales Kennenlernen zur Folge haben. Ich habe ihn zuvor während seiner Recherchen über die Hitlerjugend in Berlin durch Brandenburg gefahren, später auch von Dresden über Leipzig nach Berlin gelotst, als er seinen Fluchtweg aus dem Kriege noch einmal nachvollzogen hat.
 
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Es gibt in Deutschland eine seit langem bestehende Tendenz, die Präsidenten der USA für dümmlich zu halten, einschliesslich ihrer Wähler. Was heute hier über Bush geschrieben wird, habe ich schon sinngemäss über Nixon, Reagon und alle anderen gelesen. Die einizge Ausnahme war Kennedy. Dieses Klische, der US-Bürger sei ungebildet, denke nur an Dollars und ernährt sich von Hamburgern, scheint sich festgesetzt zu haben. Im krassen Gegensatz dazu kommt die Mehrzahl der Nobelpreisträger der letzten Jahre aus USA und Forscher aus der ganzen Welt wandert dorthin ab.
Ich glaube, dass übermächtige Staaten oder auch Einzelpersonen bei vielen eine Art Ödipuskomplex auslösen und dadurch emotionale Ablehnung entsteht.
Auch Kerry hatte für den Iraqukrieg gestimmt und im Wahlkampf keinerlei Alternative erkennen lassen, die bestehende Situation anders oder besser zu lösen. Ich bin überzeugt, dass er nach kurzer Zeit in Deutschland nicht anders beurteilt worden wäre als Bush.
Ohnehin frage ich mich, aus welchen Quellen das Urteil über die USA gespeist wird. Der Normalbürger kennt von amerikansicher Innenpolitik nichts ausser einigen Schlagzeilen und orientiert sein Urteil alleine an seiner Zustimmung bzw. Ablehnung des Iraqukriegs. Das ist zu wenig.
Die Wirkung von 9/11 wird bei uns immer noch weitgehend unterschätzt. Es ist das erste Mal in der Geschichte der USA, dass das Land einem direkten Angriff ausgesetzt war.
Der Iraqukrieg hat durchaus eine Wirkung im Kampf gegen den internationalen Terrorimus. Die USA haben gezeigt, dass kein Land ungestraft davonkommen wird, wenn es Terrorismus unterstützt, so wie es die Talibanregierung getan hat. Die Voraussetzungen, ein gut organisiertes weltweites Terrornetz zu spannen, haben sich deutlich verschlechtert und die Staaten, wie z.B. Pakistan, sind ausserordentlich kooperationsbereit geworden. Dies war vorher nicht der Fall.
Die USA-Politik neigt eher dazu, schnell aus der Hüfte zu schiessen, während die Deutschen erstmal einen Ausschuss bilden, um dann mit langen Analysen zu einer Handlungsgrundlage zu kommen( wenn nicht am Ende alles zerredet ist). Was davon die bessere Handlungsweise ist, hängt vom Einzelfall ab.
Am Ergebnis und der aktuellen Lage gemessen, ist Deutschland damit nicht gut gefahren. Probleme werden durch handeln gelöst. Unsere Neigung, Probleme zu zerreden anstatt zu handeln, ist keine Alternative zur Politik der USA.
Hört man deutsche Politiker reden, so dominieren Worte wie " .. man sollte, ... man müsste, ... wir haben geplant.
Die Politik der USA orientiert sich mehr an dem Chinesischen Sprichwort: " Eine Tat ist mehr wert als tausend Worte."
 
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