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Endspurt: Bush oder Kerry

PhilippP schrieb:
Tja, ich habe es auch soeben im TV erfahren, dass Kerry nun bereits kapituliert hat.

Schade, hoffentlich bleibt er wenigstens als Senator im Amt :regen:

Grüßle,

Philipp

Seine Kapitulation ist sicher auf seine Kriegs-Erfahrung zurückzuführen. Wenn ein Kampf aussichtslos ist, dann gibt man sich geschlagen und gratuliert. Bush hingegen hätte seine Truppen verheizt.

Die Crux mit Kerry war wohl auch, daß er ein Verlegenheitskandidat war und nicht rüberbringen konnte, was er wie verändern wollte.
 
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Was für eine geistige Überheblichkeit, die Bushwähler als schlicht dumm hinzustellen. Waren die Schröderwähler klüger ?
Besser, sich mal mit den echten Gründen zu befassen, die zur Wahl von Bush führten, ohne diese flachen Schablonen zu verwenden. Nach den Ergebnissen der Pisa-Studie haben wir in Deutschland keinen Grund, auf andere zu zeigen. Schon gewusst, jeder zweite Novelpreisträger kommt aus der USA. Was man seit Rot/Grün über die USA hört und liest, hat mit der Realität dort nur partiell zu tun,ein völlig verzerrtes Bild. Cui bene ?
Übringens, die Frau von Kerry, Alleinerbin der Heinz-Ketchup-Gruppe, beliefert die US-Armee im Iraqu mit Fertigmenüs und anderen Fast-Food-Produkten.
 
Guten Abend mavaho,

nun ja, zugegeben, meine obige Äußerung war nicht sonderlich differenziert, aber ich unterbreite dir gerne, weshalb ich die Wähler von Bush als etwas einfacher strukturiert ansehe.

Erste Meinungsumfragen zeigen auf, dass die meisten Bushwähler als hauptsächliche Gründe für ihre Wahl nennen:

- Verbot der Schwulenehe (Wahlversprechen)
- diverse moral. Gesichtspunkte

Mit deutlichem Abstand folgen dann Punkte wie Wirtschaft, Bildung, Soziales und Außenpolitik. Dies zeigt auf, dass die Menschen aus dem Bauch heraus gewählt haben und nicht etwa verstandesmäßig nachvollziehbare Überlegungen anstellten, weshalb ich ihnen auch gewisse intellektuelle Schwächen unterstelle, selbst wenn es sich überheblich anhören mag. Natürlich hat die Wahlkampagne gezielt berücksichtigt, dass die Menschen sich gefühlsmäßig entscheiden und nicht etwa tiefergehend reflektieren oder hinterfragen.

Ironischerweise wurde Bush gerade von den Amerikanern gewählt, die ihm, abgesehen von den Wahlen, ansonsten relativ am A... vorbeigehen ;)

Noch nie war die Arbeitslosenquote in den USA nach der Amtszeit eines Präsidenten höher als zuvor und noch nie wurden die Reichen derart steuerentlastet und das Ganze bei einem rekordverdächtigen Staatsdefizit.

ps. Übrigens, ich mag zwar die deutsche Staatszugehörigkeit haben, dennoch darf ich mir auch zu den Geschehnissen in anderen Ländern eine eigene Meinung bilden und muss hierbei nicht Permanentvergleiche mit dem augenscheinlich eigenen Staat anstellen, denn, ich werte die US-Wahlen nicht als Deutscher, sondern als ganz eigener Mensch. Zudem hat die Technisierung und Wissenschaft gerade mit den US-Wahlen nicht sonderlich viel zu tun, ich sehe hier keinen Zusammenhang. Und was die Frau von Kerry macht ist mir ehrlichgesagt ziemlich egal, viel wichtiger ist mir z.B. die wohldurchdachte und schlüssige Argumentation ihres Mannes, wenn er darlegt, weshalb man Schwulenehe nicht einseitig vorverurteilen sollte und immer verschiedene Gesichtspunkte in einer Entscheidungsfindung miteinbeziehen muss.

Grüßle, :buegeln:

Philipp
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch ich bin gegen die Schwulenehe und befinde mich damit in guter Gesellschaft. Bin ich deshalb auch etwas dümmlich ?
Es gibt gute Gründe dafür und dagegen, es ist keine Frage der Intelligenz sondern ein Frage der persönlichen Einstellung zu verschiedenen Werten.
Wieweit sind wir denn schon gekommen, dass eine christliche Einstellung etwas Schlimmes ist. Muss man denn heutzutage Atheist sein, um als intelligent angesehen zu werden ? Auch das ist nur Zeitgeist, dieser Pendel schwingt auch wieder in die Gegenrichtung, wie jetzt in den USA.
Andere für Dümmer zu halten, weil sie die eigene Meinung nicht teilen, ist immer das denkbar schlechteste Argument, da erspart man sich die inhaltliche Auseinandersetzung.
Fest steht, dass es in den USA eine starke christlich-religiöse Strömung gibt, die ausreichend breit war, um Bush zum Sieg zu verhelfen. Warum dies so ist, darüber sollte man sich Gedanken machen. Unsere fast wertelose Gesellschaft hat es schwer, zu verstehen, dass es noch Gesellschaften gibt, in denen Werte eine Bedetung haben. Ein Stück davon würde ich mir auch für unsere Gesellschaft wünschen.
 
Hallo mavaho,

ich gestehe ganz offen und unverhohlen, dass ich einen Menschen schon als verstandesmäßig etwas einfacher strukturiert vermute, wenn er eine Meinung nicht argumentativ fundiert darlegen kann und stattdessen irgendwelche niemals hinterfragten Wertemuster als alleinige Entscheidungsgrundlage heranzieht. Das, was außerhalb des Verstehenshorizontes eines Menschen befindlich ist, wird oftmals kurzerhand verurteilt, worin ich auch die hauptsächliche Problematik sehe.

Wenn ein Mensch es nicht vermag sein Wertedenken, was ihn z.B. an der Akzeptanz der Lebensbedürfnisse anderer Menschen hindert, zu hinterfragen und stattdessen felsenfest davon ausgeht, dass das, was allein er denkt und fühlt, allgemeine und einzige Realität zu sein hat, dann empfinde ich dies als Rückschlag für eine auf gegenseitigem Verstehen und Toleranz aufbauende menschliche Gemeinschaft.

So hat - um zumindest etwas am Thema zu bleiben - zum Beispiel Bush vornehmlich Schlagwortargumentation betrieben und kaum fundiert-differenziert argumentiert, ich kann mich jedenfalls nicht entsinnen. Er hat sich auch dazu bekannt, dass er schwarz/weiß Entscheidungen trifft und eher nicht kompromissbereit ist, während Kerry sehr schlüssig aufzeigte, dass man - in meinen Worten - der Vielfalt des Seins nicht dadurch gerecht werden kann, indem man lediglich eine Sicht der Dinge als daseinsberechtigt zulässt und die Restlichen somit als nicht seinswert verurteilt.

Natürlich hilft es nicht weiter, wenn man andere Menschen etwa vorschnell als dümmlich, wie du dich ausdrückst, abstempelt, insofern gebe ich dir vollkommen Recht, ich habe ja bereits eingesehen, dass diese von mir abgegebene Wertung in dieser Hinsicht etwas zu undifferenziert war. Auch kann ich schließlich nicht wissen, wie es in den Köpfen der Bush-Wähler tatsächlich aussieht, aber das, was ich bislang erfahren habe, stützt mich eher in meinen Vermutungen und damit stehe ich nun wiederum keineswegs alleine da ;)

Viele Grüße,

Philipp
 
Zuletzt bearbeitet:
PhilippP schrieb:
(...)

Auch kann ich schließlich nicht wissen, wie es in den Köpfen der Bush-Wähler tatsächlich aussieht, aber das, was ich bislang erfahren habe, stützt mich eher in meinen Vermutungen und damit stehe ich nun wiederum keineswegs alleine da ;)

Viele Grüße,

Philipp

Philipp,
ich gehe mal davon aus, daß Du nicht die republikanischen Stammwähler meinst, sondern die Wechselwähler, die sich für Bush entschieden haben. Und ein Grund für solche Leute ist es sicher, daß man in Kriegszeiten seinen Präsidenten nicht wechselt. Denn eine Einarbeitung einer neuen Regierung braucht mindestes ein halbes Jahr.
Die deutsche unter Schröder hat da noch länger gebraucht *grins*
 
Hallo Baerliner,

ich habe mich eigentlich eher weniger auf die Wechselwähler bezogen, sondern auf diejenigen, die eben nicht auf Grund politischer Erwägungen ihre Entscheidung - womöglich gar differenziert - trafen, sondern vornehmlich aus moralischen und religiös motivierten Wertevorstellungen heraus - welche ja die Bush-Kampagne ganz bewusst zu vermitteln und in den Vordergrund zu rücken suchte.

Das Argument bezügl. des Kriegspräsidenten ist auch eine dieser alten und unhinterfragten Denkmuster, man macht es eben so, weil es immer schon so war - eben aus einem Pflichtgefühl heraus. Aktuelle und situativ naheliegende Gesichtspunkte werden schlicht nicht wahrgenommen, als da wäre der Fakt, dass dieser Krieg nicht nur - bis heute völkerrechtswidrig - von der Bush-Regierung selbst bedingt wurde, sondern dass selbst die eigene Legitimation dieses Krieges niemals nachgewiesen wurde.

Die Gefahren, die von einem solch unbedarften Verhalten gegenüber Krieg und Einsatz von Gewaltmitteln von präsidentialer Seite ausgehen sind wesentlich größer als die möglichen Umstellungen, die von einem Regierungswechsel ausgegangen wären. Zum anderen sind Regierungswechsel in den USA relativ komplikationslos möglich, da diese seit 200 Jahren verfassungsmäßiger Bestandteil sind, sozusagen eine reine Routineangelegenheit. Herr Kohl war 16 Jahre im Amt, doppelt so lange, wie ein US-Präsident längstenfalls amtieren könnte. *grins zurück*

:schaf:

Grüßle,

Philipp
 
Also ich gehöre zu den Bush-Wählern (im Staat North Carolina). Da ich in Deutschland Abitur gemacht und auch studiert habe, außerdem recht starke Interessen in vieler Hinsicht verfolge, sehe ich mich nicht gerade als einfach struturiert an. Aber sei´s drum.

Ich habe ihn aus folgenden Gründen gewählt
1. Bush ist ein ehrlicher, grundguter Charakter, wie es nur noch wenige auf dieser Welt gibt.
2. Der Krieg gegen den Terrorismus kann nur mit der Entschlossenheit gewonnen werden, die Bush auszeichnet.
3. Ich kenne kaum einen Politiker, der gegen den unglaublichen Druck der Medien im eigenen Land und dem Haß in der gesamten Welt soviel Stehvermögen bewiesen hätte wie er.
4. Ich halte niedrige Steuersätze, Freihandel und eine eher langfristig angelegte Wirtschaftspolitik für sinnvoll, die sich weniger um die Glättung von Konjunkturschwankungen bemüht. Das Konzept Bushs war dem kerrys vorzuziehen.
5. Die Verlogenheit und Dummheit des populären Anti-Bushismus war für mich ein emotionales Motiv. Michael Moore, seine Freunde gerade in Deutschland, die niederträchtige Arroganz, mit der die Menschen in Deutschland mir meinen Präsidenten als einen "idioten" verkaufen wollten, hat mich stark bewegt. Diese Leute durften einfach nicht belohnt werden.

Ich habe auch Respekt vor Kerrys gestriger Entscheidung und ziehe meinen Hut vor seinem harten Wahlkampf und den Anstrengungen seiner Unterstützer. Kerry hat sicher ein wenig mehr Stil bewiesen als vor vier Jahren Al Gore. Hingegen zu behaupten, es sei umgekehrt anders gewesen, ist mal wieder nur eine von Unkenntnis über die Person Bush geprägte Aussage.

Ach, übrigens: Die Homo-Ehe wäre für mich wirklich das letzte Motiv gewesen.
 
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Hallo Man-at-Arms,

vielen Dank erstmal vorneweg für deinen Beitrag.

Sicherlich bist du nicht der typische Bush-Wähler, den ich zuvor beschrieben habe, aber auch deine Wahlgründe bestätigen mir insgesamt, dass Bush-Wähler nicht verstandesmäßig und durchdacht, sondern eher emotional entscheiden.

1) Du wählst aus einem unbegründbaren Symphatieempfinden heraus und behauptest obendrein, dass Bush ein grundguter Mensch sei, und das, ohne ihn näher zu kennen. Somit neigst du offenbar zu den klassischen stark vereinfachenden gute/böse Menschen Vorstellungen und verbindest mit Busch unreflektiert genau die Werte, die er oberflächlich vermitteln möchte und die dir selbst nahestehen.

2) Der Terrorismus ist ein hoch komplexes Thema und benötigt vor allem sehr viel Weitblick und Feingefühl. Erstmal muss man erkennen, dass man nicht einen Krieg gegen etwas führen kann, dass garnicht konkret greifbar ist. Der Irak-Krieg ist kein Krieg gegen den Terrorismus, sondern er zeigt auf, dass die Bush-Regierung weder verstanden hat, was Terrorismus eigentlich bedingt, noch, dass sie eine Idee hat, wie sie dem Problem angemessen und vor allem längerfristig sinnvoll begegnen kann. Erfahrene Leute in der amerikanischen Regierung sind zurückgetreten, weil sie frühzeitig erkannten, dass der Irak-Krieg nicht etwa den Terrorismus bekämpft, sondern im Gegenteil, diesen sogar zusätzlich begünstigt, indem Hassgefühle gegen beherrschende Machtstrukturen weiter vorangetrieben und vertieft werden.

3) Ich frage mich, was es als Politiker für einen Sinn macht, wenn man sich allen Einflüssen gegenüber verschließt. Als Politiker sollte man den Menschen offen gegenüberstehen und viele Meinungen und Ansichten an sich heranlassen und sich damit auseinandersetzen. Sich abzuschotten und Ignoranz zu beweisen zeugt meineserachtens nicht von Stärke, sondern von dem Unvermögen, sich kontroversen Standpunkten und anderen Ansichten zu stellen.

4) Bush hat kein vorzeigbares Wirtschaftskonzept. Er hat bislang lediglich versprochen, das Defizit bis in vier Jahren um die Hälfte zu reduzieren. Konkrete Pläne liegen aber meines Wissens bisher nicht vor. Desweiteren ist wohl fraglich, ob es Sinn macht, offensichtliche Signale der Wirtschaft zu ignorieren und ins Blaue hinein zu planen.

5) Moore finde ich auch nicht sehr ansprechend. Er versteht es zwar gewisse Problematiken (z.B. Waffengesetz) anzusprechen und Diskussionen hierrüber zu entfachen, aber er tendiert sehr zur Einseitigkeit und neigt stark zu konstruierten Verschwörungstheorien. Ich denke aber nicht, dass es Sinn macht, wenn man auf Grund solcher Darstellungen irgendwelche Trotzreaktionen entwickelt und dann erst recht das tut, was der andere nicht will - das mutet mir irgendwie doch etwas kindisch an.

Ich respektiere deine Entscheidung dennoch und möchte dich keinesfalls mit meiner Kritik persönlich angreifen. Du identifizierst dich mit Bush offenbar sehr stark und diese Gefühle möchte ich nicht verletzen.

Viele Grüße,

Philipp
 
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