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ein offener Brief an AUGSTEIN jr

scilla

Well-Known Member
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19. April 2003
Beiträge
6.927
Christian Berkel hat einen offenen Brief an Jakob Augstein geschrieben,
den ich beim Überfliegen sehr verwirrend empfand
und deshalb durchgearbeitet habe

http://www.welt.de/kultur/article112913611/Die-Geschichte-verdient-mehr-Behutsamkeit.html

dieser Brief zielt darauf ab,
via Medienpräsenz dem Medienmacher Augstein zu schaden

1)
Schon allein deshalb,
weil ich solche Listen ebenso fragwürdig finde wie den Ton Ihrer Kolumnen.

die Fehleinschätzung des Simon Wiesenthal Centers,
Augstein jr. sei ein TOP-TEN-Antisemit,
wird auf Augstein ausgeweitet

2)
Im Kampf gegen eine feindliche Natur sah [der Staat Israel] sich alsbald umgeben von natürlichen Feinden, wobei die Natur nachgiebiger war als der Mensch.

diese Formulierung passt gut in die Zeit vor den beiden Weltkriegen

3)
In ihrer langen Geschichte hatten die Juden viele "natürliche" Feinde,
sodass sich die Frage aufdrängt,
inwiefern die Juden,
die sich stärker als jede andere Gruppe mit der Kultur des jeweiligen Landes identifizierten,
in dem sie lebten und dem sie sich in der Regel ebenso zugehörig fühlten wie dem Judentum,
in ihren Mitbürgern einen Widerstand gegen jenen eigenen Anteil auslösten,

den sie durch die Juden verkörpert sahen: die eigene Andersartigkeit.

der Autor beantwortet seine Frage selbst!
Frage: warum eckten die Juden an?
Antwort: weil sie anders waren

das Problem dabei ist,
daß seine Antwort eine Unterstellung ist,
die richtig oder falsch sein kann

man müsste nachfragen:
  • wie waren die Juden anders?
  • waren alle Juden gemeint oder nur bestimmte?
  • war ein irgendwie geartetes jüdisches Prinzip ('Judaismus') gemeint?
  • warum haben schließlich die Nazis alle Juden gehasst?

4)
Aber sie waren nicht nur anders,
sie konnten sich auch dazu bekennen,
ohne die Zugehörigkeit zu dem Land, in dem sie lebten, aufzugeben.
Im Gegenteil,
häufig zeichneten sie sich durch einen besonderen Einsatz für dieses Land aus. Das war vielen zu viel.

der Autor wiederholt, daß die Juden anders waren
und verteidigt ihre Andersartigkeit
aufgrund der Leistungen bestimmter Juden

man müsste wieder nachfragen:
  • haben diejenigen Juden, die offenkundig anders waren, etwas geleistet?
  • sind diejenigen Juden, die etwas geleistet haben,
    aber nicht offenkundig anderes waren, angeeckt?
  • sind diejenigen Juden, die offenkundig anders waren und etwas geleistet haben, angeeckt


5)
ob es tatsächlich darum gehe,
dass die Juden den Deutschen den Holocaust verzeihen,
oder ob die Frage nicht vielmehr sei,
inwiefern die Deutschen den Juden den Holocaust verzeihen können.
Durch den Holocaust wurden sie zum "Symbol des Bösen" (C. K.Williams in "Die Zeit").


das ist eine tiefenpsychologische Aussage
dazu kann ich nur dazu sagen,
daß ich unter anderen Folgeerscheinung des 2. WK leide
  • dem Verlust der historischen Stadtbilder
  • der Einschüchterung durch eine pro-jüdische correctness

6)
Diese nachfolgende Generation in Deutschland beschloss: nie wieder Krieg.
In Israel war die Lehre aus der Geschichte,
Dieter Graumann hat es in Ihrem Streitgespräch klar ausgedrückt:
"Wir werden uns nie wieder der Gefahr der Vernichtung aussetzen,
diese Lehre brennt in uns allen."

habe ich das, wie folgt, zu verstehen?
  • Deutschland: nie wieder Krieg
  • Israel: wenn nötig, sofort wieder Krieg

wenn das die Grundeinstellung in Israel sein sollte,
so ist diese grottenfalsch

7)
Beide Positionen sind nur im Kontext einer schweren Traumatisierung zu verstehen ...
Verdient sie es nicht, dass Sie, als Journalist, behutsam damit umgehen?
Damit meine ich keinesfalls nachgiebig.
Ich denke eher an einen Satz von Franz Kafka:
"Jedes Wort, ehe es sich von mir niederschreiben lässt, dreht sich zuerst nach allen Seiten um."

wenn ein Land kriegerisch veranlagt ist,
dann läuft in dem Land was falsch

8)
Auf die "moralische Asymmetrie" angesprochen,
die in Ihren Kolumnen durch die Konzentration auf Israel und seine Fehler
bei gleichzeitigem Verschweigen der syrischen und der iranischen Taten entstehe,
entgegnen Sie, dass,
wenn Sie über etwas nicht schreiben,
der Umkehrschluss, dort ginge es weniger schlimm zu, abwegig sei.

das jüdische Israel möchte offenkundig als Teil Europas, als westliche Demokratie, anerkannt werden
Syrien und Iran wollen das nicht

was wäre, wenn Israel als waffenbepackte Macho-Kultur betrachte würde?
wäre das dann symmetrisch?

9)
Sie wollen keinen neurotischen Journalismus betreiben.
Der Mensch Augstein soll dem Journalisten Augstein nicht ins Handwerk pfuschen.

...

Sehr geehrter Herr Augstein, wir haben eine Geschichte,
wir können daran arbeiten, die disparaten Teile zu integrieren,
aber zu glauben, wir könnten damit unneurotisch umgehen,
egal ob jüdisch, deutsch oder deutsche Juden, das erscheint mir absurd.

Ihr

Christian Berkel

damit gibt Christina Berkel zu,
daß er unter einer Neurose leidet

ob das stimmt, kann ich nicht bewerten
jedenfalls ist die Tränendrüsengeschichte,
die er kurz vor dem Ende in seinen Brief eingeflochten hat,
komplett daneben

Es war einmal ein kleiner Junge, der gerne spielte. Im Garten seiner Eltern stand ein Apfelbaum. Wenn Besuch kam, nahmen alle unter dem Baum Platz und hörten zu. Meistens erfand er irgendeinen Blödsinn, schaute, wie lange er die Geduld seiner Zuschauer damit strapazieren konnte, und beendete seine Vorstellung mit einem unerwarteten Sprung in die Menge. Danach gab es Kaffee und Kuchen. Eines Tages kam Besuch aus Amerika. Der Junge war auf dem Apfelbaum herumgehüpft und hatte immerfort gerufen: "Alle Amerikaner haben einen Riesenarsch."

Die Gespräche bei Kaffee und Kuchen wollten nicht so recht in Gang kommen. Plötzlich fragte der Junge: "Warum ist Onkel Walther Amerikaner, er spricht doch Deutsch wie wir." Walther war nicht sein Onkel, aber er hatte gelernt, alle erwachsenen Freunde seiner Eltern "Onkel" zu nennen. "Onkel Walther ist in Deutschland geboren und aufgewachsen, aber er musste das Land verlassen."

Die Stimme seiner Mutter klang sanft und unecht. Ihr Blick war abwesend. Der kleine Junge kannte diesen Blick. Er mochte ihn nicht. Er machte ihm Angst. "Warum?" "Onkel Walther ist Jude." Warum klang das mit einem Mal so anders? Die Augen der Mutter hatten bei diesem Wort doch immer geleuchtet, warum waren sie jetzt so stumpf? Der Junge wollte, dass sie leuchten. Jetzt. "Aber dann gehört er doch zum auserwählten Volk." Da war es, das Leuchten. Alle Augen leuchteten auf einmal. Alle lachten. Aber es war komisch.
 
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AW: ein offener Brief an AUGSTEIN jr

Christina = Christian

ein unbeabsichtigter Buchstabendreher
 
AW: ein offener Brief an AUGSTEIN jr

Christina, Christian, Christin, Christ = beabsichtigte :ironie: Buchstaben:dreh: (= Dreher) ...
:lachen::lachen::lachen::lachen:


ich habe mir den Artikel nun in aller Ruhe durchgelesen und habe dazu folgende Anmerkungen:

schon die Wortwahl in der Überschrift empfinde ich als nicht korrekt......
"die Geschichte" verdient keine Behutsamkiet - Menschen aber sehr wohl…..

bis zum "Symbol des Bösen" finde ich den Brief sehr gelungen und würde die aufgeworfenen Fragen über die sog. Andersartigkeit einfach mit dem Verweis auf die, zur damaligen Zeit noch fehlende "Religionsfreiheit" beantworten......

das in dem o.a. Absatz angesprochene Schuldgefühl des Überlebenden ist nicht auf die Shoah beschränkt und daher kein Merkmal der Menschen jüdischen Glaubens......
ich kann das deshalb behaupten, weil auch ich - nach dem plötzlichen Tod meines Bruders - lange Zeit von diesem "Schuldgefühl der Überlebenden" gepeinigt worden bin.....

sprechen konnte und wollte ich darüber nicht - mit wem auch ......
mit meinen Eltern, die ihren einzigen Sohn verloren hatten....
mit meinem Lebenspartner - er hat sich damals sehr um mich angenommen hat - ohne mir allerdings wirklich helfen zu können.....
wenn mich etwas ganz tief im Innersten trifft, spreche ich mit niemandem darüber......das geht wohl anderen Menschen auch so – das innere Verstummen vor dem, was wir eigentlich nicht annehmen bzw. akzeptieren wollen, weil es mit “unvorstellbaren Schmerzen” verbunden ist….

Diese nachfolgende Generation in Deutschland beschloss: nie wieder Krieg.

das ist – nach meiner Erfahrung - so nicht korrekt....

mein Vater, der als sehr junger Mensch am 2. WK teilgenommen hat, sagte später oft zu mir:

"Nie wieder Krieg, Mädchen".....

also könnte man durchaus sagen, dass schon die Generation der sog. "Täter" (oder waren sie vielleicht selbst nur Opfer eines menschenverachtenden und zynischen Systems in Deutschland, das so - oder ähnlich - auch heute noch in anderen Teilen der Erde funktioniert) wenigstens teilweise beschlossen hatte, sich nie wieder in sinnlose kriegerische Auseinandersetzungen verstricken zu lassen......

Zitat Dieter Graumann:
Wir werden uns nie wieder der Gefahr der Vernichtung aussetzen, diese Lehre brennt in uns allen.

das ist die Schlussfolgerung, die die Mitmenschen jüdischen Glaubens aus der grossangelegten Vernichtungsaktion der Nazis gezogen haben......
und die konnten sie nur deswegen so vehement äussern und auch vertreten, weil - und da pflichte ich Christian Berkel durchaus bei - durch diesen, zwar nicht nicht einzigartigen - aber in Ausmass und Auswirkungen eben aussergewöhnlichen Vorgang – nämlich der systematischen Vernichtung und Verfolgung eines Volkes bzw. von Volksgruppen (kommt auch heute noch vor - siehe Kurden) sie (die Juden) erstmals seit ca. 2000 Jahren wieder einen eigenen Staat gründen konnten und somit "Souverän" wurden......

Beruflich hat sich eine Reise nach Israel nie ergeben und privat möchten Sie nicht in Tel Aviv am Strand liegen, solange die Lage dort ist, wie sie ist. Ist der Strand in Tel Aviv der entscheidende Ort, um zu verstehen, was die Menschen in Israel nahezu täglich erleben?

warum nur die Frage nach dem Strand in Tel Aviv und den Verweis darauf, was die Menschen dort täglich erleben......warum nicht auch ein Hinweis auf die jüdischen Siedlungen, die unrechtmässig im Westjordanland erbaut werden.....und warum auch kein Hinweis auf die "Mauer", die Israel zwar schützen soll, aber eben nicht ausschliesslich auf deren Staatsgebiet errichtet wurde, sondern das Gebiet der Palästinenser einfach und ohne deren Einverständnis, durchschneidet.....

warum keine Frage nach dem Leid der Palästinenser.....

ach ja - es geht ja nicht um Palästina als Ganzes sondern nur um Israel.....

abschliessend würde ich Christian Berkel folgendes mitteilen:

Sehr geehrter Herr Berkel,

es wäre nett, wenn Sie ihre Anschauung der Dinge nicht verallgemeinernd auf Deutsche und Israelis und auch auf die Menschen jüdischen oder eben auch anderen Glaubens übertragen würden.....
Sie können gerne für sich sprechen - für mich brauchen Sie das nicht zu tun - ich kann nämlich durchaus – wie viele andere auch – für mich selbst sprechen .....

mit grossem Verständnis für Ihre Position und herzlichen Grüssen

medusa aus dem denkforum

(sollte Interesse an meinem Namen bestehen – bitte klar sagen – aber Namen sind ja kanntlich nur Schall und Rauch)
 
AW: ein offener Brief an AUGSTEIN jr

ein Vertreter des Simon Wiesental Centers,
Rabbi Abraham Cooper, sagte in Berlin

http://www.welt.de/kultur/article113283175/Das-ist-ganz-klassischer-Judenhass.html

Basierend auf seinem Verhalten und seinen Worten seit der Veröffentlichung dieser Liste können wir sagen:
'Ja, wir haben es mit einem Antisemiten zu tun'

...

Das – ist – ganz – klassischer – Judenhass.

...

Doppelter Standard, Dämonisierung und Delegitimation.

so soll AUGSTEIN jr die Gesellschaft in Israel diffamiert haben

man müsste nun den Rabbi fragen,
welche Gesellschaft er denn meint

  • das Volk Israel?
  • das israelische Volk?

SPIEGEL ONLINE ist unentschieden

Augstein habe die Möglichkeit gehabt, über seine Aussagen zu reflektieren
und sich bei seinen deutschen Lesern sowie dem jüdischen Volk zu entschuldigen.
Dies habe er jedoch nicht getan.

http://www.spiegel.de/politik/deuts...akob-augstein-einen-antisemiten-a-880761.html


Cooper said Augstein has had the opportunity to reflect on his statements
and to apologize to his German readers and to the Jewish people,
which he has not done.

http://www.spiegel.de/international...erman-journalist-an-anti-semite-a-880831.html


die ZEIT hakte nach (5. Januar 2013)

ZEIT ONLINE:
Augstein schreibt in Spiegel Online wörtlich:
"Israel wird von den islamischen Fundamentalisten in seiner Nachbarschaft bedroht.
Aber die Juden haben ihre eigenen Fundamentalisten. Sie heißen nur anders:
Ultraorthodoxe oder Haredim.
Das ist keine kleine, zu vernachlässigende Splittergruppe.
Zehn Prozent der sieben Millionen Israelis zählen dazu."
Ist das ein Beleg für Augsteins Antisemitismus?

Cooper:
Mit den islamischen Fundamentalisten meint Augstein eindeutig Hamas, Hisbollah und so weiter.
Er sagt dann über die Haredim:
"Diese Leute sind aus dem gleichen Holz geschnitzt wie ihre islamistischen Gegner. Sie folgen dem Gesetz der Rache."
Bringt Herr Augstein irgendeinen Beweis dafür,
dass die Gemeinschaft der Haredim Selbstmordattentäter unterstützt, lehrt, bezahlt, trainiert oder für sie predigt?
Die Gemeinschaft mag abgeschottet sein, aber sie ist nicht gewalttätig.
Das Gesetz der Rache? Das sind aufwiegelnde Anschuldigungen ohne Grundlage.
Ist es nicht an der Zeit,
dass deutsche Medien einen der ihren in die Pflicht nehmen, der deutschen Öffentlichkeit Fakten vorzulegen?


http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2013-01/antisemitismus-augstein-abraham-cooper

damit ist das Problem gelöst

AUGSTEIN verortet den jüdischen Faschismus an einer ganz bestimmten Stelle,
bringt hierfür aber keine Beweise
COOPER kritisiert dieses Vorgehen als antisemitisch,
ohne den eigentlichen Vorwurf 'jüdischer Faschismus' zu thematisieren

COOPER möchte also ein real existierendes Problem totschweigen
vielleicht glaubt er ja selber daran,
daß es ein jüdisches Volk gibt
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: ein offener Brief an AUGSTEIN jr

Vielleicht kann mir jemand helfen.
Ich suche eine Seite, auf der ich von den auflagenstärksten deutschen Zeitungen die Auflagen aktualisiert nachlesen kann? Oder wengstens von Spiegel/Focus/Bild.

Viele Grüße zur stürmisch schneienden Lichtmess.
Bernd
 
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AW: ein offener Brief an AUGSTEIN jr

Ahh, hab mich da durchgefuchst und die Seite verstanden. Man muss nur auf "Details" klicken, und die Kreuzchen bei den anzuwählenden Quartalen wählen. Leider geht die Historie nur 2 Jahre zurück, aber weiter zurückliegende Zahlen findet man anderswo.

Man sieht deutlich, dass eigentlich alle Zeitungen, die ich gesucht hatte, über kurz oder lang schließen werden.

Danke.
Bernd
 
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