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BAWAG wird verkauft

den verkauf der bawag seh ich von 2 seiten.

einerseits find ich es unsinnig, wenn die bawag nicht verkauft werden würde. denn die verstrickungen zwischen ögb und spö sind so weitreichend und nutzenbringend für beide seiten, dass sie wohl nicht so bald aufgelöst werden.

andrerseits muss man auch sehen, was durch den verkauf auf uns zukommt. im rennen um den zuschlag stehen erste bank, die ba-ca und die rzb (die versicherungen lass ich mal weg, da sie sowieso nur einem kauf gemeinsam mit einer bank zustimmen würden). das die rzb den zuschlag bekommt, kann ich nicht glauben. und sowohl die erste als auch die ba-ca sind marktführer am mitteleuropäischen bankensektor. was das bezüglich konzentration bedeuten würde, brauch ich wohl nicht näher zu erläutern.

also ich hab für mich noch nicht entschieden, welche der zwei seiten mir besser gefällt. :haare:
 
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diethelm schrieb:
Was den ÖGB hindern wird, ist die Undurchführbarkeit Deines Vorschlags.
Möglich, diethelm. Inzwischen sind ja die Vorschläge der
  1. Mitarbeiterbeteiligung,
  2. dass man einen Teil der BAWAG behält,
aufgetaucht.

Zu hoffen ist, dass man aus den gemachten Fehlern lernt,

meint Zeili
 
Auf jeden Fall verspricht diese Diskussion wirklich spannend zu werden und wenn die Gewerkschaft einen Teil der BAWAG behält und diesen genossenschaftlich führt - also alle Gewerkschaftsmitglieder und Bankangestellte dürfen Aktien erwerben -; und auch Kontrollorgane zulässt, die nicht aus dem Parteien - und Gewerkschaftsfunktionäredschungel stammen, dann käme mir das sinnvoller vor als der Totalverkauf - an welche österreichische Bank auch immer. (Ich habe gelesen, die Wiener Städtische ist auch interessiert.)


unmaßgebliche Meinung einer von Ökonomie wenig Ahnung Habenden

Marianne

@ Diethelm:

Mir ist das Verhalten Leitls auch obskur. Und die viel gepriesene Sozialpartnerschaft scheint eher im Sinne der Wirtschaft gewesen zu sein als - zumindestens mitunter - im Sinne der Arbeitnehmer.Ich habe jetzt die Statistik nicht im Kopf, aber in Österreich wird/wurde signifikant weniger gestreikt als in allen anderen EU-Ländern.
 
Bei dieser Diskussion um den Verkauf der Bawag hat sich jetzt ja die Frage nach der Neuordnung der Gewerkschaft ergeben.

Anstelle eigener Worte - hier ein Artikel, der zur Gänze meine Bedenken um die Vorgänge, die wir gerade besprechen, darstellt.
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Alles neu - oder nur neue Fassade? Der ÖGB ändert sich und zeigt dabei sein altes Antlitz

Vielleicht tun wir Rudolf Hundstorfer nur Unrecht. Vielleicht entwickelt ausgerechnet der neue ÖGB-Chef beim Vorantreiben jener Veränderungen, die der Gewerkschaftsbund jahrelang verschlafen hat, dieselbe Zähigkeit, mit der er als Vertreter der Wiener Gemeindebediensteten bisher österreichweit einmalige Privilegien verteidigt hat. Stur kann er sein.

Hundstorfer kann uns überraschen, und zwar genauso, wie seine provisorische Verlängerung als Übergangskandidat nicht erwartet worden war. Zuvor hatten sich alle favorisierten Kandidaten für den Vorsitz aus dem Staub gemacht. Es war dies die Flucht vor einem Sanierungsposten und vor existenziellen Fragestellungen: Wie schafft es der ÖGB, seine Finanzen zu sanieren, ohne seinen Prinzipien untreu zu werden? Wie kann er den Personalstand reduzieren, ohne in jene Praktiken zu verfallen, die Gewerkschafter sonst nicht müde werden, zu kritisieren?

Wie kann der Mitgliederschwund gestoppt werden, wie der Gewerkschaftsbund von einer Lobby der Arbeitsplatzbesitzenden zu einer auch für Arbeitslose werden? Und wie kann er als Gesamtblock mächtig bleiben - und zugleich die Teilgewerkschaften stärken, denen sich die Mitglieder eigentlich zugehörig fühlen? Das sind große Fragen und Aufgaben. Rudolf Hundstorfer hat sich dazu bisher überraschend offen geäußert.

Wäre da nicht die Art und Weise der Ernennung des großen Vorsitzenden gewesen, die uns an der Reformbereitschaft zweifeln lassen könnte. Ein kleiner Kreis von Gewerkschaftsgrößen - überwiegend Männer - sitzt in Wien zusammen, storniert die geplante demokratische Abstimmung und ernennt freihändig einen aus ihrem Kreis. Diskussion? Nicht erwünscht. Kritik? Auch nicht. Auswahl aus mehreren Bewerbern? Erst recht nicht.

Die Basis, auch die Funktionäre aus den Bundesländern, blieb unbeteiligt, ja durfte nicht einmal in die Zuschauerloge. Sie konnte hinterher abnicken oder sich ärgern. Zentralismus anno 2006. Und hoffentlich doch der Beginn einer Wende.

vom 08.04.2006


http://www.nachrichten.at/wirtschaft/436466
 
@ Marianne:Eine AG ist keine Genossenschaft. Allein vom Stimmrecht her hat jeder Genosse eine einzige Stimme, Der Aktionär aber so viele, wie er Aktien hat.

Ein Verkauf hätte nur einen Sinn, wenn mit der Erlös mehr angefangen werden kann, als mit dem Betrieb, oder wenn der Eigentümer den Betrieb aus irgend einem Grund nicht mehr fortführen kann. Nun ja, hier stellt sich wieder die Frage, „WER“ ist der ÖGB.

Weil Du mich fragst: Leitls Verhalten ist gar nicht so ´dunkel´. Man muss doch loben, wenn dem Arbeitnehmer eine weitere Möglichkeit genommen wird sich zu wehren und die Gewerkschaftsbonzen sich auch auf Bankenebene dem kapitalistischen Gefüge angleichen. Es ist somit aus der Sicht kapitalistischer Wirtschaft absolut zielgerichtet, richtiggehend erforderlich, und wie immer wirksam. Irgendwo hat die österreichische Linke einen gehörigen Knacks. Ich kann mich noch der letzten „Vorgespräche“ zu etwaigen Koalitionsverhandlungen Schüssel ÖVP und Grüne erinnern. Da haben die Herren Lopatka und Schüssel die Grünen gelobt und ihnen professionelles Verhandeln und Agieren bescheinigt. Darauf sind die grünen Verhandler so koalitionsgeil geworden, dass sie die Hosen am liebsten noch weiter runtergelassen hätten, obwohl sie ohnehin schon drauf standen. Dass es dann orangeblau –schwarz wurde haben sie bis heute nicht ganz verwunden und den bösen Wiener Fundis die Schuld gegeben. Auch die SPÖ braucht scheint’s immer wieder das Lob der Bürgerlichen, dass sie staatstragend seien.

Die Sozialpartnerschaft machte die letzen Jahre nichts anderes als die grün-rote Regierung Deutschlands. nur - dank der Wirtschaftstreibenden - nicht ganz so krass. Die „oligarchischen Bonzen“ der Gewerkschaft haben völlig übersehen, dass sie durch die Ausgrenzung der Gewerkschaftsmitglieder vom innergewerkschaftlichen Geschehen, zwar ihre Macht nach innen insofern vermehrt, als sie möglichen Widerspruch ausgeschaltet haben, aber nach außen haben sie ebenso der Unterstützung durch die Mitglieder und deren Vertrauen sich entäußert. Was zuletzt dazu führte, dass sie zwar noch mit den Wirtschaftstreibenden "reden" durften, aber im Endeffekt eher von ihnen getrieben wurden und ihre Zustimmung zum Verhandlungsergebnis in erster Linie dazu diente, die Arbeiterschaft ruhig zu halten. Natürlich ist die Wirtschaft bestrebt, sich eine derartige Gewerkschaftsführung zu erhalten.

Hundstorfer, so wie er sich bis jetzt zeigte, wird eher nur an Symptomen herumkurieren und versuchen die denkmalgeschützte Fassade des ÖGB zu erhalten. Dass er nicht wirklich an grundlegenden Änderungen interessiert ist, zeigt, dass er keineswegs Willens ist sein politisches Mandat aufzugeben. Politische Herrschaftsansprüche, und die stellte er ja als Repräsentant einer politischen Partei, sind unvereinbar mit der Wahrnehmung des Auftrags, „Beherrschte“ zu vertreten. Auf ihre Art reagiert die Führungsspitze des ÖGB genauso wie die katholische Kirche und merkt gar nicht, dass inzwischen die Abstimmung mit den Füßen gemacht wird.

In der innenpolitischen wie geopolitischen Situation heute gehört Gewerkschaft und (Partei) Macht genau so getrennt wie Kirche und Staat!

bin ich überzeugt! und liebe Grüße, diethelm
 
auch andere

Liebe Marianne,

inzwischen meinen auch ATTAC, Greenpeace, ja selbst die Katholische Sozialakademie, dass ein Bawag Verkauf nicht gerade ideal sei und haben dafür auch noch gewichtigere Gründe
http://www.attac.at/2795.html : Bawag soll größte Sozial-Ökologische Bank Europas werden

Liebe Grüße, diethelm
 
Mit dieser Entwicklung in der BAWAG-Affaire . . .

. . . haben wir wohl alle nicht gerechnet. Jetzt bedarf es eines Kraftaktes; die Absicht ist erkennbar. Da in den meisten Miseren auch der Keim von etwas Gutem oder Nützlichen steckt: Jetzt werden wir sehen, wie fair wir in Österreich wirklich wahlkämpfen können. Ob wir fähig sind, auch dem Angeschlagenen noch eine Chance zu geben oder ob wir ihm noch eine draufgeben müssen ?!

Bewusst, dass der letzte Satz den "hardlinern" nicht gefallen wird, verbleibe ich

mit hoffnungsvollen Grüßen

Zeili
 
Zeilinger schrieb:
. . . haben wir wohl alle nicht gerechnet. Jetzt bedarf es eines Kraftaktes; die Absicht ist erkennbar. Da in den meisten Miseren auch der Keim von etwas Gutem oder Nützlichen steckt: Jetzt werden wir sehen, wie fair wir in Österreich wirklich wahlkämpfen können. Ob wir fähig sind, auch dem Angeschlagenen noch eine Chance zu geben oder ob wir ihm noch eine draufgeben müssen ?!

Bewusst, dass der letzte Satz den "hardlinern" nicht gefallen wird, verbleibe ich

mit hoffnungsvollen Grüßen

Zeili

Mir kannst Du ja alles erzählen. Ich bin kein "hard- und kein softliner", was Bankwesen anlangt.

Aber irgendwie erinnert mich das an die Konsum-Affäre. Da wie dort sind mehr oder weniger Menschen mit denselben politischen Ansichten am Werk gewesen. Haben dort nur die unwissenden Parteihengste das Sagen gehabt?

So stellt es sich dem Laien dar.

Mfg suche
 
Mit dieser Entwicklung in der BAWAG-Affaire . . .

Du hast in einem früheren Beitrag ghemeint: >> … dass eben wegen des herrschenden Neoliberalismus, gepaart mit einem Turbokapitalismus nicht der Eindruck entstehen soll, dass jetzt die Sozialdemokratie und die Gewerkschaft entzweit wären; dieser Eindruck würde aber entstehen, hätte der ÖGB dem Wunsch von Gusenbauer nicht entsprochen. << Nun, ich glaube, es ist der grundlegende Denkfehler, dass Arbeitnehmervertretung „ persönliches Eigentum politischer Parteien sein dürfte, könnte sollte, oder gar müsste, egal welcher, weder als Gewerkschaftsfraktion, schon gar nicht als ÖGB insgesamt.

Politische Parteien als Partei haben schon die wesensmäßige Neigung zur Machtausübung. Gewerkschaften aber haben wesensmäßig die Aufgabe (ungerechtfertigte) Machtausübung zu verhindern. Natürlich dürfen, sollen sich Gewerkschaftsfraktionen zu politischen Zielen bekennen, dürfen Parteimitglieder auch Gewerkschaftsmitglieder sein oder umgekehrt, doch wären Mandate, Funktionen jeweils streng zu trennen. Wie schnell es da zu unlösbaren Interessenskonflikten kommt, haben wir in der sozialistischen Geschichte unserer 2. Republik gesehen. Der Skandal um den Multifunktionär Rechberger, Anker, Konsum, es ist schon vieles, was da zusammenkommt.

Die BAWAG Katastrophe hat ja erst entstehen können, weil so viele auch persönliche Macht- und auch finanzielle Interessen quer durch Partei, Gewerkschaft und Bank sich verfilzen konnten. (So bald „nutzbare“ Möglichkeiten vorhanden sind, finden sich sehr schnell Menschen, die sie nutzen) Es wird nicht nur höchste Zeit, dass Gewerkschaft, der ÖGB, sondern auch sozialistische Partei transparent wird. Aber noch sieht es nicht so aus.

Wenn die ÖVP klug ist, wird sie sowohl den ÖGB als auch die SPÖ (so ziemlich zertrümmert sind sie ja beide schon) weiterhin mit Samthandschuhen angreifen, ja sogar so manches (schleimige) Lob erübrigen, denn dann sehen sich beide nicht zu jenen notwendigen grundlegenden und radikalen Reformen gezwungen, die „um der Sache“ und der Österreicher willen notwendig wären und sie könnten sich so eine weiterhin immer schwächer werdende Gewerkschaft und eine in ihrer Sinnkrise verhaftet bleibenden und dort herum tümpelnden SPÖ erhalten. Ja, sie dann hätten nach der Wahl sogar einen recht handzahmen Koalitionspartner, der wahrscheinlich noch weniger Probleme macht, wie das BZÖ.

Für mich wäre also nichts schlimmer, als wenn sich dergestalt Deine Hoffnung auf diese „Fairness“ erfüllt. Aber vielleicht bedürften wir ohnehin einer völlig neuen und nicht einer reformierten Gewerkschaft, sowie auch einer ganz anderen neuen Partei, die sozialistische Ideale wieder aufnimmt.

Liebe Grüße, diethelm
 
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diethelm schrieb:
Nun, ich glaube, es ist der grundlegende Denkfehler, dass Arbeitnehmervertretung „ persönliches Eigentum politischer Parteien sein dürfte, könnte sollte, oder gar müsste, egal welcher, weder als Gewerkschaftsfraktion, schon gar nicht als ÖGB insgesamt.
Für mich wäre eine Partnerschaft denkbar, ohne voneinander abhängig zu sein, geschweige denn, dass der ÖGB der SPÖ "gehört." Das ist ein Lehensherrendenken, das eigentlich im 20. Jahrhundert schon überholt war. Es ist natürlich einfach, alles in "besitzen und besessen werden", Menschen einbezogen, einzuteilen.

Gewerkschaften aber haben wesensmäßig die Aufgabe (ungerechtfertigte) Machtausübung zu verhindern.
Gewerkschaften haben in erster Linie die Aufgabe, im Notfall die unselbständigen Erwerbstätigen rechtlich zu vertreten und sie im Kampf um ihre Rechte zu unterstützen. Hätte es nie die Feudalherren gegeben, für die es selbstverständlich war, dass 90 % der Menschen hauptsächlich leiden, damit 10 % in Privatjets mit goldenen Löffeln essen können, wären auch keine Gewerkschaften nötig gewesen. Es war aber so, ist leider großteils noch immer so und ein Extrem fordert einmal das andere heraus.

Die BAWAG Katastrophe hat ja erst entstehen können, weil so viele auch persönliche Macht- und auch finanzielle Interessen quer durch Partei, Gewerkschaft und Bank sich verfilzen konnten.
Kann schon sein; ich könnte mir aber auch eine großangelegte Wahlkampfmasche der ÖVP in Verbindung mit dem konservativen Bush-Amerika vorstellen. Auch beide Gründe sind denkbar. Die Gerichte werden Recht sprechen.

(So bald „nutzbare“ Möglichkeiten vorhanden sind, finden sich sehr schnell Menschen, die sie nutzen) Es wird nicht nur höchste Zeit, dass Gewerkschaft, der ÖGB, sondern auch sozialistische Partei transparent wird. Aber noch sieht es nicht so aus.
Ich würde sagen, die Partie ÖVP/SPÖ punkto Transparenz steht mindestens unentschieden.

Wenn die ÖVP klug ist, wird sie sowohl den ÖGB als auch die SPÖ (so ziemlich zertrümmert sind sie ja beide schon) weiterhin mit Samthandschuhen angreifen, ja sogar so manches (schleimige) Lob erübrigen, denn dann sehen sich beide nicht zu jenen notwendigen grundlegenden und radikalen Reformen gezwungen, die „um der Sache“ und der Österreicher willen notwendig wären und sie könnten sich so eine weiterhin immer schwächer werdende Gewerkschaft und eine in ihrer Sinnkrise verhaftet bleibenden und dort herum tümpelnden SPÖ erhalten. Ja, sie dann hätten nach der Wahl sogar einen recht handzahmen Koalitionspartner, der wahrscheinlich noch weniger Probleme macht, wie das BZÖ.
Wenn das österreichische Volk klug ist - und ich bin guter Hoffnung - wird es trotz der BAWAG-Affaire der pseudo-patriotischen ÖVP keine Mehrheit mehr geben.

Für mich wäre also nichts schlimmer, als wenn sich dergestalt Deine Hoffnung auf diese „Fairness“ erfüllt.
Jaja, diethelm, kann man bereits mit den Winterhandschuhen angreifen.

>suche: Seit 1970 hat es keine Partei gegeben, die keine Fehler machte. Den Parteien dürfen (dürften) die Banken sicher nicht egal sein. In jeder Entscheidungsfindung gibt es hardliner und softeys; daraus ist nicht unbedingt ein Werturteil abzuleiten.

Demokratische Grüße

Zeili
 
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