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Wozu brauchen wir Wissenschaftsphilosophie?

Hartmut

Well-Known Member
Registriert
15. August 2005
Beiträge
3.007
In Hannover trafen sich die Wissenschaftsphilosophen, um über die Aufgaben und die Leistungsfähigkeit ihrer Disziplin zu diskutieren:

http://www.faz.net/aktuell/wissen/physik-chemie/wissenschaftsphilosophie-forschung-ueber-wahrheiten-12119901.html

Als Wissenschaftsphilosoph sollte man ein dickes Fell haben:

""Wissenschaftsphilosophie ist für die Wissenschaftler ähnlich nützlich wie die Ornithologie für die Vögel", wird der berühmte Physiker Richard Feynman zitiert. Sein Kollege Stephen Weinberg widmete ein ganzes Kapitel seines Buches "Dreams of a Final Theory" dem Schlachtruf "Against Philosophy", in dem er feststellt, dass seit dem Zweiten Weltkrieg Fortschritt innerhalb der Physik durch philosophische Ideen nie befeuert und meist gebremst worden ist. Der theoretische Physiker Freeman Dyson schreckt nicht einmal vor persönlicher Beleidigung zurück. Im Vergleich zu den Riesen der Vergangenheit seien die heutigen Philosophen ein jämmerlicher Haufen Zwerge."

Besonders interessant wäre, was unser Wissenschaftsphilosoph moebius dazu meint.
 
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Die Philosophie als Augenarzt


Hartmut schrieb:
Besonders interessant wäre, was unser Wissenschaftsphilosoph moebius dazu meint.
Hartmut,
zur Überbrückung der Wartezeit auf unser Amöberl könntest du darlegen,
was du von der Position von Margaret Morrison hältst.

...
Margaret Morrison von der Universität Toronto schlug dagegen vor,
nach der Rolle der Wissenschaft innerhalb der Wissenschaftsphilosophie zu fragen.

Auf der einen Seite können wissenschaftliche Fallbeispiele dazu benutzt werden,
philosophische Positionen zu stützen
und damit zu legitimieren, wie über die Welt gedacht werden soll.

Morrison sieht im Gegensatz dazu aber die interessantesten philosophischen Fragen
aus den Wissenschaften selbst entspringend.

Die Rolle der Philosophen kann dabei nur so weit normativ sein,
als dass sie zu kritischer erkenntnistheoretischer Reflexion beitragen.

„Die normative Rolle kann nicht sein, den Wissenschaftlern zu sagen:
so solltet ihr arbeiten, denn das wäre anmaßend.
Vielmehr ist interessant, die Forscher dazu zu bringen,
darüber zu reflektieren, was sie tun.“

Philosophen können dabei helfen, Betriebsblindheiten der wissenschaftlichen Praxis
aufzudecken, genau wie andersherum Wissenschaftler naive Sichtweisen der Philosophen
entkräften können.

Morrisons eigene Forschung zu wissenschaftlicher Modellbildung und Simulationen
und deren Anwendung auf Probleme der Physik kondensierter Materie und der
Teilchenphysik können als Beispiele einer solchen an Wissenschaftler adressierten
Philosophie gesehen werden.

Mir gefällt diese Position recht gut.


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.

 
AW: Wozu brauchen wir Wissenschaftsphilosophie?

Halte Philosophie in allen Bereichen für förderlich, auch für die Wissenschaften, weniger materiell und finanziell als viel mehr um sich den ideellen Sinn
einer Sache bewusst zu machen. Dafür ist jedoch Denken notwendig das etwas über das glückselig machende Bier mit Chips beim Fußball hinaus geht.
Deshalb bedeutet Philosophie übertragen so viel wie 'Liebe zur Weisheit' und weise sein im hohen Alter ist für mich ein Ziel.
Um 'nur' glücklich zu sein ist Dummheit bzw. Volltrottel besser und die ganze Philosophie absolut überflüssig wie das Vögeln auch, die Menschheit stirbt aus, na und?
 
AW: Wozu brauchen wir Wissenschaftsphilosophie?

Um 'nur' glücklich zu sein ist Dummheit bzw. Volltrottel besser und die ganze Philosophie absolut überflüssig wie das Vögeln auch, die Menschheit stirbt aus, na und?

Offensichtlich bist du nicht glücklich. Trotz aller Voraussetzungen...
 
AW: Wozu brauchen wir Wissenschaftsphilosophie?

In Hannover trafen sich die Wissenschaftsphilosophen, um über die Aufgaben und die Leistungsfähigkeit ihrer Disziplin zu diskutieren:

http://www.faz.net/aktuell/wissen/physik-chemie/wissenschaftsphilosophie-forschung-ueber-wahrheiten-12119901.html

Als Wissenschaftsphilosoph sollte man ein dickes Fell haben:

""Wissenschaftsphilosophie ist für die Wissenschaftler ähnlich nützlich wie die Ornithologie für die Vögel", wird der berühmte Physiker Richard Feynman zitiert. Sein Kollege Stephen Weinberg widmete ein ganzes Kapitel seines Buches "Dreams of a Final Theory" dem Schlachtruf "Against Philosophy", in dem er feststellt, dass seit dem Zweiten Weltkrieg Fortschritt innerhalb der Physik durch philosophische Ideen nie befeuert und meist gebremst worden ist. Der theoretische Physiker Freeman Dyson schreckt nicht einmal vor persönlicher Beleidigung zurück. Im Vergleich zu den Riesen der Vergangenheit seien die heutigen Philosophen ein jämmerlicher Haufen Zwerge."

Besonders interessant wäre, was unser Wissenschaftsphilosoph moebius dazu meint.

:ironie: Im Auftrag von moebius :ironie: soll ich dazu mitteilen, das er zu diesem Treffen in Hannover nichts meint ..., denn wer "persönlich beleidigt", hat's wahrscheinlich nötig ...:lachen:
Und hoffentlich ist wenigstens der theoretische Physiker Freeman Dyson kein "jämmerlicher Zwerg" ...:lachen:
 

Forschung über Wahrheiten

Dr Amoebius schrieb:
Im Auftrag von moebius soll ich dazu mitteilen,
dass er zu diesem Treffen in Hannover nichts meint ...,
denn wer "persönlich beleidigt", hat's wahrscheinlich nötig ...

Amöberl,
der von Hartmut zitierte Tagungsbericht in der FAZ "Forschung über Wahrheiten"
ist insgesamt bei weitem nicht so negativ, wie der zitierte Absatz vermuten lässt.

Meiner Meinung nach tut ein "kleiner Grenzverkehr" zwischen Philosophie und
Naturwissenschaften sowohl der Philosophie als auch den Naturwissenschaften
recht gut.

Dazu möchte ich, stellvertretend für andere, nur zwei positive Beispiele erwähnen:

Einerseits C.F. von Weizsäcker,
der von der Physik kommend auch auf den Weiden der Philosophie gegrast hat,

und andererseits Thomas Metzinger,
der von der Philosophie kommend kräftig in die Neurowissenschaften hinüberlangt.


Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.

 
AW: Wozu brauchen wir Wissenschaftsphilosophie?

bei den Umweltauswirkungen einer Technologie scheitern die theoretischen und praktischen Physiker

die Maschinenbauer sind aber darauf angewiesen,
daß ihre Maschine vom Staat erlaubt wird
insofern bedarf es einer Technikfolgenabschätzung
und die klappt ohne philosophische Diskussion nicht
 
AW: Wozu brauchen wir Wissenschaftsphilosophie?

SCIACCA 1964: Akt und Sein

Wie das bis zum Humanismus hin vorherrschende 'theologische' Interesse bewirkte,
daß die Philosophie als ancilla fidei
(jedoch unter Respektierung der Grenzen ihrer Eigengesetzlichkeit) begriffen wurde,
so strebt das heute vorwaltende und fast ausschließlich 'weltliche' Interesse danach,
aus ihr die ancilla scientiae, die untertänige Deuterin ihrer Methoden und Resultate zu machen.
 
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