AW: Wovon soll der 'freie Wille' frei sein?
Hallo Sartchi,
kann Dir da nur zustimmen.
Oft wird dann noch den Lehrern der Vorwurf gemacht, sie würden sich nicht ausreichend um die Kinder kümmern und stur den Unterricht durchziehen. Die Schule hat eben nicht die Aufgabe die Erziehung der Eltern zu übernehmen.
Die Verkettung ist eigentlich noch viel schlimmer, als wir uns das bewusst vorstellen können, ohne jetzt schwarz malen zu wollen. Hier in NRW fallen viel zu viele Schulstunden aus, die Sportanlagen sind baufällig und selbst der Schwimmunterricht kann nicht mehr flächendeckend garantiert werden.
Zu den beschriebenen elektromagnetisch hypnotesierenden Betäubungsmitteln Glotze und PC-Games kommen Fast Food und Mangel an Liebe und Geborgenheit hinzu. Aber auch bei den Vorschulkindern fängt es an mit Babysprache und Teletubbi-Blubbi hihi haha hoho - wer soll denn da bitteschöÖön noch normal und mit freiem Geist groß werden.
Es gibt auch die extreme andere Seite, wo Kinder eingeredet wird immer besser zu sein als die anderen, wo man sie in Kleider und Kostüme zwängt und die Eltern das Leben der Kinder verplanen, ohne nur einmal genau hinzuhören, ob es denn auch den Ballettunterricht, die Musikschule, den Sportverein wirklich will. Willen, der sogenannte freie Wille der ist es, der das eigentliche Thema ist.
Es gibt weder den absoluten freien, noch den absoluten unfreien Willen. Der Wille ist lernbar, und damit in gewissen Maße lenk- und steuerbar. Er entspringt aus unseren Unbewusstsein und ist mit unseren Gefühlen elementar verbunden. Wir können uns nur schwer, wenn überhaupt gegen unsere Gefühle stellen, weil auch diese auch den Unbewussten heraus sich entfalten. Auch unser Bewusstsein entspringt dem Unbewussten.
Die von der FAZ vor zwei Jahren gestartete Willenfreiheitsdebatte: "Der Mensch ist Sklave des Gehirns" ist allerdings so stark verzerrt und irreführend, dass man noch heute darüber spricht und auch die eine oder andere Zeitung immer wieder auf diesen mit BlöÖödsinn behafteten Zug aufspringt. Natürlich wird die Entscheidung (Kaffee oder Tee) vom Unbewussten betroffen, aber durch Wissen, Erleben, Erfahrungen und Lernen, kann man auch bewusst Einfluss auf das Unbewusste nehmen.
Bsp: Ich nehme mir vor das Buch A zu lesen und überprüfe das Wissen in der Erfahrung, im Erlebnis. Diese Kombination aus Wissen und Erfahrung wird zur Symbiose und fest im Gehirn abgespeichert (Langzeitgedächnis). Dadurch verändert sich mein Verständnis, meine Gefühle, meine unbewusste Entscheidung. Wer aber den Willen abstreitet, der sollte mal die Umkehrlogik beleuchten. Was würde das bedeuten, wenn wir keinerlei freien Willen hätten und jeder das täte, was sein Gehirn ihm befielt?
Wir hätten den neuronalen Feudalismus. Niemand könne dann für sein Handeln und Tun zu Verantwortung gezogen werden.
Ich verweise an folgendes Posting über Hannah Arendt, die diese Bedeutung ganz klar herausgestellt hat:
https://www.denkforum.at/forum/showpost.php?p=197375&postcount=39
Lieben Gruß
Axl