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"Wir verteidigen am Hindukusch unsere Sicherheit!"

psbvbn1

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1. Oktober 2006
Beiträge
1.237
hallo, forianer!

es ist ein thema, was alle kennen, niemand davon ahnung hat, aber alle eine meinung darüber haben wie sie es am besten machen würden (erinnert mich an fußball)

nein, jetzt ernsthaft, zurzeit geht die afghanistan-kontroverse in eine neue etappe. ich war erschrocken, dass ich gar keinen thread hier über afghanistan gefunden habe. es wird gegenwärtig diskutiert, das bundestagmandat zu ändern. die nato-partner fordern verständlicherweise nach einer gleichmäßigen verteilung der lasten. die regierung sieht ihre felle in der bevölkerung davon schwimmen: laut einer infratest-dimap-umfrage vom 5.2.08 sind 86% der befragten in deutschland gegen offizielle kampfeinsätze in afghanistan, also v.a. im osten und süden des landes. 55% sprechen sich nun sogar für einen schnellen abzug der truppen aus, mehr als vor jahresfrist.

heute habe ich einen bericht von Amnesty International gelesen (von 2007), wo viele menschenrechtsverletzungen, korruptionsaffären und zivilistentötungen den afghanischen regierungskreisen und ihren nato-partnern vorgewurfen wurde. im spiegel dieser woche war das thema ebenfalls bei der aushändigung gefangener an folternde GI's und Afghanen zur sprache gekommen.

da frage ich mich, welche rechtfertigung gibt es dabei noch für den einsatz in afghanistan?
das argument, bin laden zu fangen, ist bisher nicht gelungen, wird auch nicht werden.
das argument, islamisten, potentielle terroristen für deutschland zu eliminieren (siehe themazitat), ist auch fehlgeschlagen. deutschland rückt nun eher ins zielgebiet von terroristen, was der letzte sommer bewiesen hat.
das argument, den leuten die menschenrechte und die demokratie zu bringen ist größtenteils auch fehlgeschlagen, drogen, korruption, angst haben die terrorherrschaft der taliban ersetzt.
das argument etwas für die bedürfniss der afghanen zu leisten, sie in schulen zu schicken, sie mit lebensmitteln zu versorgen, mit hilfe zur selbsthilfe, dies ist ein argument, was ich am ehesten als realitätsnah annehmen würde.

nur dafür braucht man meiner ansicht nach keine bundeswehr, die die entwicklungshelfer sowieso kaum schützen, wie der fall des ingenieures zeigt. deshalb meine zugegeben platte forderung: bundeswehr, raus aus afghanistan. einzig noch organisation der übergabe in etwa einem viertel-halben jahr.

ich weiß, dass viele hier mir jetzt böse widersprechen werden, manchmal wünschte ich, ich wäre österreicher oder schweizer und hätte solch probleme nich.:)
 
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AW: "Wir verteidigen am Hindukusch unsere Sicherheit!"

Ich hab gelesen, Militär, das keine Aufgabe hat, sucht sich eine.
Und sei es, irgendwohin zu fliegen und dort sich selbst zu beschützen.

Ich hab gelesen, Politiker, die nicht mehr gebraucht werden, brauchen einen Feind, eine Bedrohung, einen Krieg, damit man sie wieder braucht.

Glaubst du nicht, dass sie die selben Handbücher lasen wie ich? Ich las bei einem bekannten internationalen Politiker der Dreißiger und Vierziger. Er begründete seine Partei in den Zwanzigern mit 19 Militärs aus dem ersten Weltkrieg. Man brauchte sie nämlich nicht mehr, las ich. Man schreibt, sie wären froh gewesen, in ihm einen neuen Kriegtreiber gefunden zu haben. Etwa eine neue Aufgabe?

Und ich hab gelesen, dass das Denken beliebige Argumente für jeden und alles Fälle kreieren kann.

Himmelschreiend Aber das ist „der kleine Mann“. Den du wählst und dem du dienst, kleiner Mann. Über dieses „dienen“ versuchst du neuerdings Kontakt „zum ganzen“ aufzunehmen. Vielleicht ist es liebevoller du würdest in einen Misthaufen springen, dabei würdest du weniger Schaden anrichten und das Leben lächelt. Bei deinem Versuch.

Bernd (liest)
 
AW: "Wir verteidigen am Hindukusch unsere Sicherheit!"

hallo, bernd!

ja, ich verstehe. dieser kleine mann hatte wahrscheinlich viel vom allgemeinen typus der machtverrückten menschen, die sich der politik bedienen, um sich an die macht zu bringen bzw. sie zu halten.

der afghanistan-"KRIEG" (schreib ich so fett, weil es meiner auffassung nach ein krieg ist) war am anfang, das zugeständnis an einen veralteten pakt und an eine überkommene supermacht, die mit großer propagandaoffensive zur moralischen keule ausholte, und die nato gegen die taliban mobilisierte. die amis brauchen sich hier wenigstens nicht den vorwurf machen, sie suchen im land nach bodenschätzen, die gibt es dort kaum, industrielle infrastruktur ist auf dem niedrigsten stand seit (!) über 60 Jahren
 
AW: "Wir verteidigen am Hindukusch unsere Sicherheit!"

hallo, bernd!

ja, ich verstehe. dieser kleine mann hatte wahrscheinlich viel vom allgemeinen typus der machtverrückten menschen, die sich der politik bedienen, um sich an die macht zu bringen bzw. sie zu halten.

der afghanistan-"KRIEG" (schreib ich so fett, weil es meiner auffassung nach ein krieg ist) war am anfang, das zugeständnis an einen veralteten pakt und an eine überkommene supermacht, die mit großer propagandaoffensive zur moralischen keule ausholte, und die nato gegen die taliban mobilisierte. die amis brauchen sich hier wenigstens nicht den vorwurf machen, sie suchen im land nach bodenschätzen, die gibt es dort kaum, industrielle infrastruktur ist auf dem niedrigsten stand seit (!) über 60 Jahren

Mal eine Frage an Euch alle hier:
Euch ist doch bestimmt klar, dass nach Abzug des Westens die Taliban wieder herrschen würden.
Wie die geherrscht haben, wisst Ihr wohl auch - und die üblen Zustände, die Ihr in Afghanistan jetzt seht, würden dann im Rückblick wie das Paradies wirken.
Sehen wir mal von der Eindämmung des Terrorismus gegen uns ab (die sehr wohl wirkt, wenn auch nicht zu 100% - nichts ist 100%ig erfolgreich!):
Wollt Ihr die Frauen und Mädchen in Afghanistan, die endlich einmal Rechte haben, wieder diesen fanatischen Urmenschen aussetzen? Ist das wirklich Euer Anliegen? Ich kann es nicht glauben.

LG, pispezi :zauberer2
 
AW: "Wir verteidigen am Hindukusch unsere Sicherheit!"

hallo, pispezi!

welche rechte haben denn jetzt die "Frauen und Mädchen"? Wie ist denn der gegenwärtige Zustand des GANZEN Landes?

mir ist klar, dass bei einem abzug kräfte ans ruder kommen, die dem westen nicht sehr genehm wären. das heißt aber nicht, dass es wieder dieselben taliban sind. es tobt innerhalb der taliban und der ihr nahestehenden muddschahedin-bewegung ein richtungskampf. eine neue generation, noch brutaler und rücksichtsloser wächst heran. aber diese ist recht elitär, wie das beispiel ahmed mahsud zeigt. sie sind selbst bei ihren paschtunischen stämmen nicht mehr so stark akzeptiert, weil zu radikal. dass diese gruppe an die macht kommt, ist nicht mehr so sehr wahrscheinlich.

nun, die abschlussfrage: wann sollen denn da die truppen abziehen? wenn alle schulen aufgebaut, die taliban zurückgedrängt, alle opium-farmen einfach verschwunden sind? aber dann würde ja wieder ein bürgerkrieg ausbrechen, mmm, sehr schwierig, ich hoffe du kannst mir die antwort sagen?:confused:
 
AW: "Wir verteidigen am Hindukusch unsere Sicherheit!"

hallo, pispezi!

welche rechte haben denn jetzt die "Frauen und Mädchen"? Wie ist denn der gegenwärtige Zustand des GANZEN Landes?

mir ist klar, dass bei einem abzug kräfte ans ruder kommen, die dem westen nicht sehr genehm wären. das heißt aber nicht, dass es wieder dieselben taliban sind. es tobt innerhalb der taliban und der ihr nahestehenden muddschahedin-bewegung ein richtungskampf. eine neue generation, noch brutaler und rücksichtsloser wächst heran. aber diese ist recht elitär, wie das beispiel ahmed mahsud zeigt. sie sind selbst bei ihren paschtunischen stämmen nicht mehr so stark akzeptiert, weil zu radikal. dass diese gruppe an die macht kommt, ist nicht mehr so sehr wahrscheinlich.

nun, die abschlussfrage: wann sollen denn da die truppen abziehen? wenn alle schulen aufgebaut, die taliban zurückgedrängt, alle opium-farmen einfach verschwunden sind? aber dann würde ja wieder ein bürgerkrieg ausbrechen, mmm, sehr schwierig, ich hoffe du kannst mir die antwort sagen?:confused:

Hallo psbvbn1,
nein, natürlich kann ich Deine Frage nicht beantworten.
Es gibt ja in der Welt nicht nur einen Ort, wo "Schutztruppen" jahrelang und unbefristet stehen müssen.

Dass der Erfolg in Afghanistan nicht garantierte einkehrt, ist schon klar, aber wenn man es nicht versucht, wird der Misserfolg garantiert eintreten.
Wir müssen es versuchen, sonst ist Barbarei die Zukunft der Welt - jedenfalls sehe ich das so.

Ja, und dass die Rechte der Frauen nicht überall im Land zufriedenstellend sind, ist klar - aber es ist besser als vorher. Und das allein zählt nach meiner
Meinung.

LG, pispezi :zauberer2
 
AW: "Wir verteidigen am Hindukusch unsere Sicherheit!"

Hallo!

Jeder, der in Afghanistan militärisch irgendwas bewirken wollte, ist bislang kläglich gescheitert.

Das beweist die Geschichte.

Warum die Deutschen trotzdem dort sind, kann ich mir nicht erklären.

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
AW: "Wir verteidigen am Hindukusch unsere Sicherheit!"

Hallo!

Jeder, der in Afghanistan militärisch irgendwas bewirken wollte, ist bislang kläglich gescheitert.

Das beweist die Geschichte.

Warum die Deutschen trotzdem dort sind, kann ich mir nicht erklären.

Mit freundlichen Grüßen
Raphael

Na ja, dann müssen wir uns eben damit abfinden, dass die fanatischen, wahnsinnigen, terroristischen Islamisten die Zivilisation, die hier über Jahrhunderte aufgebaut wurde, nach und nach zerstören.

Wünsche viel Freude und gute (Geistes-) Nacht.

LG, pispezi :zauberer2
 
AW: "Wir verteidigen am Hindukusch unsere Sicherheit!"

Hallo!

Hineinzugehen nach Afghanistan war die eine Sache, herauszukommen ohne Schimpf und Schande die andere.
Die deutschen Politiker werden sich das doch sicher gut vorher überlegt haben.
Oder?!

Es genügt meiner Meinung nach, wenn jedes Land auf dem eigenen Staatsgebiet für Sicherheit sorgt.

Afghanistan ist ein Tabu-Land.

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
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Na ja, dann müssen wir uns eben damit abfinden, dass die fanatischen, wahnsinnigen, terroristischen Islamisten die Zivilisation, die hier über Jahrhunderte aufgebaut wurde, nach und nach zerstören.

Wünsche viel Freude und gute (Geistes-) Nacht.

LG, pispezi :zauberer2

Was meinst du mit "hier"? Afghanistan oder Europa? Und sind wir nicht selbst grad dabei, das, was wir immer noch Zivilisation nennen, systematisch zu zerstören?
Indem wir unsere Angst vor dem Fremden als Maßstab an unsere Handlungen legen, beweisen wir täglich, wie weit es mit unserer Zivilisation her ist.
Wir schicken unsere Soldaten dem Fremden, das uns so bedrohlich erscheint, auch noch über den halben Globus entgegen, damit er uns nur ja nicht nahe kommt.

Aber das wovor wir uns fürchten, kennen wir gar nicht. Viel mehr Angst könnten wir noch kriegen, wenn wir uns dabei zuschauen würden, wie wir uns gebärden. Doch wir fallen über das Fremde her und versuchen es im Keim zu ersticken, anstatt sich mit ihm vertraut zu machen.

Wenn wir uns im Spiegel sehen würden, dann würde es uns wie Schuppen von den Augen fallen...... Wir, die wir jene bedrohen, vor denen wir uns fürchten, weil wir sie nicht verstehen, wir die wir vor jenen Angst haben, denen wir vorher unsere Waffen verkauft haben, wir fürchten uns vor der Gewalt, die wir ihnen beigebracht haben, als wir sie für unsere Zwecke missbraucht haben.

Wahrlich, eine hochzivilisierte Gesellschaft. :haare:

:blume1:
 
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