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Wilhelm Busch

Warnung vor der Ehe

Sie hat nichts und Du desgleichen,
dennoch wollt Ihr, wie ich sehe,
zu dem Band der heil'gen Ehe
Euch bereits die Hände reichen.

Kinder, seid Ihr denn bei Sinnen?
Überlegt Euch das Kapitel!
Ohne die gehör'gen Mittel
soll man keinen Krieg beginnen.
 
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Wilhelm Busch
Zu Neujahr


Will das Glück nach seinem Sinn
dir was Gutes schenken,
sage dank und nimm es hin
ohne viel Bedenken.
Jede Gabe sei begrüsst,
doch vor allen Dingen
Das, worum du dich bemühst
möge dir gelingen.
 
Wilhelm Busch - Aus Briefe
Es passierte etwas Sonderbares: Die Leute starben.
Wo blieben die Seelen? Einige blieben natürlich gern
in der Nähe der altgewohnten Behausung, unter der
Schwelle, in der Butze, im Fliederbusch, als Hausgeister,
in Gestalt von Schlangen, Kröten und sonstigen Spuke-
dingern, die auf dunklen Korridoren immer dicht hin-
ter den Tanten her sind. Andere, mehr wild und
flüchtig, ziehen mit dem letzten Hauch in Luft und
Wald und Berg hinaus, wo sie als Elfen und ähnliches
Gelichter ihr neckisches Wesen treiben.
 
Wilhelm Busch (Schein und Sein)
Hätt' Einer auch fast mehr Verstand,
Als wie die Weisen aus dem Morgenland,
Und ließe sich dünken, er wär wohl nie
Dem Sternlein nachgereist, wie sie;
Dennoch, wenn nun das Weihnachtsfest
Seine Lichtlein wonniglich scheinen läßt,
Fällt auch auf sein verständig Gesicht,
Er mag es merken oder nicht,
Ein freundlicher Strahl
Des Wundersternes von dazumal.

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Ein Zweig Tannengrün

Und hast du Weihnachten nicht mehr,
nimm einen Zweig vom Tannengrün
und lass ein Lichtlein darauf glüh´n
und such nicht lange hin und her.
Von Gottes großer, heiliger Ruh`
gebraucht der Mensch sein heimlich´ Stück,
taucht in All-Ewigkeit zurück-
und dieses Stücklein brauchst auch du.
Horch, Kinderstimmen klingen fern!
Das Lichtlein zuckt im leisen Wind.
Du fühlst dich selber wieder Kind
und wie auf einem seligen Stern ...

Hermann Claudius
1878-1980
 
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Es lebt ein Heiligenmaler ...
Wilhelm Busch

Es lebt ein Heiligenmaler
Zu Brüssel in der Stadt,
Der viele fromme Bilder
Mit Fleiß gemalet hat.

Sein langes Haar, es wallet
Ganz nach Prophetenart,
Und um die keuschen Wangen
Weht ernst der Mosesbart.

Ins Auge flattert mystisch
Begeisterungs=Flammenglut.
Die heiligen Bedenken
Bedeckt der Felbelhut,

Die Waden, einfach biblisch
Und altdeutsch stilisiert,
Umhüllen Rock und Hosen,
Daß man nichts weiter spürt.

So wandelt er auf Erden
Verkannt und dennoch keck
Im heil'gen Selbstvertrauen -
Die andern sind ihm Dreck.

Das erste Bild, das er gemalt,
Das kostet ihn nicht viel,
Er saß sich selbst dazu Modell,
Drum hat's auch guten Stil.

Er saß sich selbst dazu Modell,
Er malte, wie er's fand:
Der Adam sitzt im Paradies,
Den Apfel in der Hand.

Das zweite Bild, das er gemalt,
Das kostet ihn viel Geld,
Dieweil ein weibliches Modell
Er sich dazu bestellt.

Doch läßt man oft beim besten Werk
Den Augenblick entwischen,
So kam auch ihm, eh' er's vernahm,
Ein Hindernis dazwischen.

Das zweite Bild, das er gemalt,
Verriet schon mehr Gefühl.
Der Adam hält den Apfel noch,
Die Eva hält den Stiel.

Nun hätt' er gern das dritte Bild
Zur Arbeit gleich genommen,
Wie Adam und die Eva dann
Zu Falle sind gekommen.

Drum malt er, weil's nicht anders ging,
Die Schulden so zu decken,
Wie Adam und die Eva schnell
Sich vor dem Herrn verstecken.

Ein jedes Ding hat seine Zeit
Und geht einmal zu Ende.
Man kommt vom Alten Testament
Zum Neuen Testamente.

So malte unser Maler nun
Mit christlich frommem Sinne
Der Jungfrau höchstes Ideal,
Die Himmelsköniginne.

Doch wie's im Leben einmal geht,
Das höchste Ideale
Schlägt seine Wurzel insgeheim
Hinab in das Reale.

Sogar ein Heiligenmaler braucht
Am Ende das Reelle.
Drum nahm sich unser Maler auch
'ne Köchin zum Modelle.

Bei Tage tät er sie mit Fleiß
Sich malen und skizzieren
Und führte die Madonna dann
Bei Mondenschein spazieren.

Gar wunderlich geht's manchmal zu
Hienieden auf der Erden!
Die Suppe, die ein andrer kocht,
Muß dennoch gegessen werden.

Kaum daß ein Jahr vergangen war,
Ereilt ihn das Verhängnis -
Ein neues Beispiel zeigte sich
Von unbefleckter Empfängnis.

Die Jungfrau=Mutter konnt' er nun,
Sich selbst als Joseph malen -
Und was der Heil'ge Geist getan,
Das mußt' der Joseph zahlen.
 
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