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Wie sieht die deutsche Gegenwartskultur in der Paarfindung aus?

scilla

Well-Known Member
Registriert
19. April 2003
Beiträge
6.923
ich erinnere mich an einen Bericht über eine Art Erntedankfest (eines Stammes im Sudan?),
an dem erst getanzt wird
und wo sich im Anschluß die Teenager
ohne Einschreiten der Eltern oder einer moralischen Instanz
in die Büsche zurückziehen dürfen

ich habe selbst erlebt,
wie an einem FKK Strand im früheren Jugoslawien
auf einmal der Geräuschpegel anstieg,
weil eine lokale Schulklasse (Jungs & Mädels im Alter von ca. 15, dazu der Lehrer)
auftauchte und zusammen nackt badete,
als sei das für Pubertierende das Normalste auf der Welt

in meiner Klasse (Abitur 1988) hatten die meisten Jungs bis 18 keinerlei sexuelle Erfahrung
(die Partygänger ließen nämlich in ihren schulischen Leistungen nach
und flogen von der Schule)
das änderte sich erst im letzten Schuljahr

..........................................

Warum gibt es in den Ballungsräumen so viele unglückliche Singles?

ist die Musik in den Discos zu laut?
wird zu sehr auf Äußerlichkeiten geachtet?
sind die Gespräche zu oberflächlich?
wird nur abgeschleppt?
erkennt man in der Masse niemand wieder und lernt damit niemand richtig kennen?
bedarf es einer gewissen Stimmung, um das Gefühl der Liebe zu entwickeln?
 
Zuletzt bearbeitet:
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hi scilla!
könnte es daran liegen, dass man deswegen so viele unglückliche singles sieht, weil man selber dazugehört (hat)? so wie schwangere frauen auch überall schwangere sehen?

vielleicht ist das aber auch nur ein entwicklungsstadium. erst gibt es neugierige jugendliche, die sich ideale bilder von idealen partnern machen. danach sammeln sie ihre erfahrungen, brauchen vielleicht länger als früher dazu, weil es auch mehr möglichkeiten gibt und werden erst später zu glücklichen oder unglücklichen hälften von paaren bzw. zu glücklichen singles.

aber vielleicht ist es heutzutage auch einfacher, eine partnerschaft, die man als unbefriedigend erlebt, wieder aufzulösen, weil auch der gesellschaftliche druck in diesem bereich kleiner geworden ist. niemand findet mehr etwas dabei, wenn sich jemand scheiden lässt oder sich von seinem partner trennt.

verstärkend kommt mMn dazu, dass die frustration in einer beziehung, die auf erwartungen an den partner begründet ist (ich brauche dich, deswegen lieb ich dich) schon vorprogrammiert ist.

konsumieren lernen wir schon von kindesbeinen an. liebe wird oft als selbstbedienungsladen missverstanden. (ich will etwas von dir haben , z.b. aufmerksamkeit, unterstützung,... wenn du es mir nicht gibst, dann liebst du mich nicht).
dass es dem anderen genauso geht, kann vor schmerz über den eigenen mangel nicht gesehen werden. die folge ist frustration und resignation.

aber wie gesagt, das sind vielleicht die erfahrungen, die es erst möglich machen, irgendwann doch noch zu einer glücklichen partnerschaft zu kommen.
irgendwann!

herzlich
lilith51
 
Als 17-Jährige kann ich nur soviel dazu beitragen, als dass es "in" ist, möglichst früh sexuelle Erfahrungen zu sammeln.
Gibt man mit 16 Jahren zu, dass man auf diesem Gebiet "noch" keine "praktische" Erfahrung hat und man deshalb auch noch lange nicht unter "Torschlusspanik" leidet, wird man von Gleichaltrigen oft mitleidig belächelt und bekommt Sprüche zu hören wie "klar, würde ich an deiner Stelle jetzt auch sagen".
Der Trend geht dahin, in sehr jungen Jahren möglichst viel Erfahrung zu sammeln, aber einer festen Bindung aus dem Weg zu gehen.
Leider ist es so, dass gerade die Jugendliche, die über das Gehirnpotential einer Mikrobe verfügen, diejenigen sind, die auf sexuellem Gebiet Gleichaltrigen, die vielleicht etwas mehr nachdenken und deren Interessen anders gelagert sind, weit "voraus" sind.

In Discos jemanden zu finden, mit dem man eine langfristige Verbindung eingehen könnte, daran glaube ich nicht so recht, aber das will man dort ja auch gar nicht.
Ich gebe Scilla Recht, denn in Discos kann man sich nicht unterhalten - ist bei dem Krach unmöglich. Hinzu kommt, dass man dort nur als Styler akzeptiert wird - also möglichst dem angesagten Mode-Outfit entsprechen sollte. Kommt man dort an, hat keinen langen, blonden Pony, kein künstliches Blümchen im Haargummi, trägt kein weißes, hellblaues oder rosa Polohemd mit hochgeklapptem Kragen, quetscht seinen Hüft- und Bauchspeck nicht über den Bund einer viel zu engen Hose, trägt nicht bauchfrei, damit das Nabelpiercing auch so richtig zur Geltung kommt und malträtiert seine Füße nicht mit viel zu engen Schuhen, deren Spitzheit mich immer an die Zauberschuhe des "kleinen Muck" erinnern, dann hat man in Discos sowieso nichts zu suchen. Ach, ich vergaß noch das winzigkleine Täschchen, wo gerade mal ein Handy reinpasst und das Ränder von Achselschweiß vorzuweisen hat.
Das alles soll nicht heißen, dass man dort keine Verbindungen knüpfen kann, denn wenn Gleich auf Gleich trifft.........*g*.

Ich glaube - ist natürlich ne sehr subjektive Meinung - dass heute viel zu viel Wert auf Äußeres und auf, von der Mode- und Musikbranche vorgegebene Trends, Wert gelegt wird und immer weniger auf Gespräche, Unterhaltungen, Diskussionen und auch auf Nonsensgespräche, bei denen man auch ruhig mal extrem rumblödeln oder Müll reden darf.
Zum Glück kenne ich Viele, die es genauso wie ich sehen und nicht nur dem Stream folgen, damit sie cool sind.

Über die Gegenwartskultur der Paarfindung bei Älteren, da sage ich mangels Erfahrung besser nichts.

Rhona
 
Danke, für dieses ausführliche Statement.
Ich gebe zurück ins Studio :zunge 5:

Rhona


Das Wetter............ :autsch:
 
off topic

:lachen:
Ach Rhona,Du mit Deinen 17 Jahren verblüffst mich immer wieder..........ich find`Dich klasse!!!!!!!
Grüße,Sibel
 
scilla schrieb:
Warum gibt es in den Ballungsräumen so viele unglückliche Singles?

ist die Musik in den Discos zu laut?
wird zu sehr auf Äußerlichkeiten geachtet?
sind die Gespräche zu oberflächlich?
wird nur abgeschleppt?
erkennt man in der Masse niemand wieder und lernt damit niemand richtig kennen?
bedarf es einer gewissen Stimmung, um das Gefühl der Liebe zu entwickeln?

ich glaube, dass das zu einem bedeutenden teil daran liegt, wie in modernen industrieländern die menschen leben - man lebt nicht mehr in gruppen, sondern einzeln und getrennt (stichwort singlehaushalte)
es gibt keine sippe (wie zB bei urvölkern) mit der man zusammen lebt, arbeitet, auf die jagd geht etc.
in größeren städten können wir sogar monatelang in einer wohnung leben, ohne jemals den nachbar kennen zu lernen...
aber es geht jetzt nicht darum die neolithische revolution rückgängig zu machen, sondern einfach darum, ihre nebeneffekte zu kompensieren
was wir tun können, ist zB uns vereinen anzuschließen
so bekommen wir - auch wenn das in der intensität keinesfalls mit gesellschaftlichen system von urvölkren zu vergleichen ist - dennoch irgendwo ein gewisses maß an dazugehörigkeit und die einsamkeit nimmt ab - in dieser gruppe (oder auch gruppen) können wir dann nach einem partner ausschau halten




Rhona schrieb:
Ich glaube - ist natürlich ne sehr subjektive Meinung - dass heute viel zu viel Wert auf Äußeres und auf, von der Mode- und Musikbranche vorgegebene Trends, Wert gelegt wird und immer weniger auf Gespräche, Unterhaltungen, Diskussionen und auch auf Nonsensgespräche, bei denen man auch ruhig mal extrem rumblödeln oder Müll reden darf.

besser hätte man es meiner genauso subjekiven meinung nach nicht sagen können :brav:


ps.
disco-gänger unterscheiden sich von disco-fernbleibern oftmals nur in der hinsicht, dass der disco-gänger in der lage ist, alle personen, die dort irgendwo in der gegend rumhüpfen, als seine "sippe" zu akzeptieren
 
Rhona schrieb:
1.
Ich glaube - ist natürlich ne sehr subjektive Meinung - dass heute viel zu viel Wert auf Äußeres und auf, von der Mode- und Musikbranche vorgegebene Trends, Wert gelegt wird und immer weniger auf Gespräche, Unterhaltungen, Diskussionen und auch auf Nonsensgespräche, bei denen man auch ruhig mal extrem rumblödeln oder Müll reden darf.

2.
Zum Glück kenne ich Viele, die es genauso wie ich sehen und nicht nur dem Stream folgen, damit sie cool sind.

Ich hoffe mal, ich darf deinen Beitrag auseinanderschneiden ;)

Ich werde dem Thema nicht sehr viel beifügen, denn vieles - wenn nicht sogar alles - wurde gesagt.

Zum ersten Teil:
Die Frage ist aber, was man davon hat, wenn der Partnerin (in meinem Falle Partnerin) gut aussieht, große Titten und 'nen "geilen" Arsch hat? Toll... und weiter? Ich meine... es war doch so, dass man einen Partner für's LEBEN finden sollte, doch das Äußerliche verschwindet mit einiger Zeit. Irgendwann wird man fett.. soll dann alles zu ende sein? Ich denke, dass sich die Mehrheit wünscht, einen Partner zu finden, der die Wünsche respektiert, sich selber mal hingibt, mit dem man reden, lachen, streiten und sich wieder versöhnen kann. Denn ein Charakter wird zwar verändert, trotzdem bleibt man noch "ganz der Alte". Doch die Jugend... ach, was rede ich, ich gehöre dazu: Doch WIR kriegen das nicht in unsere kleinen Hirne rein und protzen lieber mit unseren Freundinnen, welche zwei Mal sitzen geblieben ist, auf die Hauptschule geht, alles nur nachplappert und keinen grammatisch korrekten, intelektuellen Satz formen kann. Wir (also die Jugend) denken nur an die Gegenwart, das Jetzt. Hauptsache wir sind jetzt glücklich. Denn wenn wir jetzt glücklich sind, wird die Zukunft auch rosig ausfallen. Wir denken nicht daran, dass wir später arbeiten müssen und unsere dumme Freundin wird dann 'ne Putzfrau... so kann man sich nicht absichern, aber wer denkt denn da jetzt schon dran?
Auch noch zum ersten Teil, aber jetzt zu den "Gesprächen, Diskussionen" etc.:
Sind uns deswegen Freunde so wichtig und viel wichtiger als irgendwelche Beziehungen, weil wir mir unseren Freunden über jeden Scheiss labern können? Ich glaube schon!

Zum zweiten Teil:
Ich will dich nicht angreifen, aber.. wird es jetzt nicht "cool" NICHT dem Strom zu folgen?
Ein Beispiel:
Ich höre selber Metal und kenne mich deshalb auch in der Szene aus. Ein Thema, was zu häufigen Streitereien führt ist Kleidung. "Ich ziehe mich schwarz an, weil's mir gefällt" höre ich oft. Wirklich? Ich glaub' das nicht. Klar, kann es sein, weil es ihm wirklich gefällt, aber ich denke, er will auch dem Strom folgen.
Ich weiß nicht so recht, wie ich es ausdrücken soll.... Weil einer sagt, er kleidet sich individuell, er benimmt sich so, wie er will, heißt dies nicht, dass er dies wirklich tut.
Nochmal oben zum Beispiel. Wenn ich genau dem jenigen sage, dass ich manchmal ein weißes T-Shirt trage, sagt dieser "Bäh, bist du uncool". Das widerspricht sich. Denn wenn er keinem Trend folgt, sollte er auch nicht so denken, was er aber in diesem Moment tut.

Was ich einfach sagen will ist...
Manche meinen zwar, sie schömmen nicht mit dem Strom, sagen das aber nur, weil sie dem anderem Strom folgen wollen.


Edit:
Wurd' doch ein bisschen länger als ich geglaubt hatte ^^
 
Stöpsi schrieb:
Ich will dich nicht angreifen, aber.. wird es jetzt nicht "cool" NICHT dem Strom zu folgen?
Ein Beispiel:
Ich höre selber Metal und kenne mich deshalb auch in der Szene aus. Ein Thema, was zu häufigen Streitereien führt ist Kleidung. "Ich ziehe mich schwarz an, weil's mir gefällt" höre ich oft. Wirklich? Ich glaub' das nicht. Klar, kann es sein, weil es ihm wirklich gefällt, aber ich denke, er will auch dem Strom folgen.
Ich weiß nicht so recht, wie ich es ausdrücken soll.... Weil einer sagt, er kleidet sich individuell, er benimmt sich so, wie er will, heißt dies nicht, dass er dies wirklich tut.
Nochmal oben zum Beispiel. Wenn ich genau dem jenigen sage, dass ich manchmal ein weißes T-Shirt trage, sagt dieser "Bäh, bist du uncool". Das widerspricht sich. Denn wenn er keinem Trend folgt, sollte er auch nicht so denken, was er aber in diesem Moment tut.

Was ich einfach sagen will ist...
Manche meinen zwar, sie schömmen nicht mit dem Strom, sagen das aber nur, weil sie dem anderem Strom folgen wollen.


du sprichst hier die individualität an - genau diese halte ich für eine große illusion
wir können uns zwar anders kleiden, anders schminken oder uns bärte wachsen lassen und auch etwas unterschiedlich denken, jedoch bezieht sich "individualität" mMn nur auf das äußere - dieser begriff kann sich sogar nur auf das äußere beziehen, den im inneren funktioniert mMn jeder mensch nach denselben prinzipien

zu diesen prinzipien gehört mMn auch, dass wir alle irgendwelchen modeerscheinungen, trends etc. folgen - seien es die, die wir von anderen abschauen, oder die, die wir selber erfinden
 
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Stöpsi, ich fühle mich absolut nicht angegriffen, wieso sollte ich?

Gegen etwas zu sein, bedeutet doch nur, dass man für etwas Anderes ist.
Was jetzt das Bessere von beidem ist, das liegt immer im Auge des Betrachters.
Gegen den Strom zu schwimmen ist nichts anderes, als dem selben Meer entgegen zu schwimmen, nur, dass man einen Seitenarm benutzt, der letztendlich dort endet, wo auch der Hauptarm mündet.


Was ich nicht mag, das ist der "Jugendkult" der getrieben wird.
Bin ich jung, hab ich Hip-Hop zu mögen, style ich mich nach den angesagten Trends bis hin zur "Uniformierung". Dann möchte ich wie Jennifer Lopez. aussehen, finde BB supi geil und mein Interesse an Bildung ist eher rudimentär.
Apropos "supi geil", ich muss dann auch zwangsläufig die Sprache der "Gangstas, Gabbas, Fightas " usw. fehlerfrei beherrschen, sowie von der Mimik und Gestik her wie wie ein West- oder Eastcoaster rüberkommen.

Als Pendant des Ganzen muss ich mich schwarz kleiden, einen Iro haben, Death- oder Black Metal hören, gepierct wie ein Nadelkissen und gegen Alles sein. Vergessen hab ich noch die aufgemalten schwarzen Tränen.

Warum kann man nicht der oder die sein, der/die man wirklich ist, entgegen allen Trends???

Aber wieso frag ich mich das überhaupt???
War es früher anders? Sind die Jugendlichen keinen Trends und Richtungen gefolgt? War´s in den 50ern anders als in den 70ern? In den 90ern anders als jetzt?

Individualität kommt bei der Masse nicht gut an wenn man jung ist. Entweder wird man als Exot anerkannt, der von gewissem Unterhaltungswert ist, oder aber als Langweiler, der von allen gemieden wird.
Mag sein, dass der Individualist unter den jungen Menschen wirklich etwas Exotisches ist, oder aber der Langweiler schlechthin. Mir ist es momentan ziemlich egal bzw. es interessiert mich nicht.
Jeder sollte schauen, dass er so lebt, dass er mit der persönlichen Form seiner Lebens klar kommt und zufrieden ist.
Wenn ich mal "groß" bin, dann werde ich mich wohl oder übel an der Masse orientieren müssen, zumindest bis zu einem gewissen Maße.

Rhona
 
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