Hallo raindrop,
das klingt sehr idealistisch, meine Erfahrungen sind leider ganz andere.
Ich sehe es zwar auch so wie du, dass wir ein Gegenüber brauchen, um unser Ich zu definieren, nur ist meistens keine Spur zu finden von Toleranz und Bereicherung durch das Anderssein des anderen, sondern die unterschiedliche Wahrnehmung und Interpretation wird in der Regel als Anlass genutzt, um erbitterte Kämpfe darum zu führen, wer denn nun Recht hat mit seiner Erfahrung der Wirklichkeit. Die andersartige Auslegung des Du wird nicht, wie du es dir wünschst(?), als gleichberechtigte Alternative neben der eigenen empfunden, sondern grundsätzlich ersteinmal als feindliche. Und so wird das andere Ich auch nicht positiv als Ergänzung zur eigenen Person aufgefasst, sondern bei Meinungsgleichheit als potentieller Verbündeter, bei Meinungsverschiedenheit als willkommene Gelegenheit, durch Entlarvung der Dummheit und Beschränktheit des anderen das eigene Ich aufzuwerten.
So wie du das Miteinander von Menschen beschreibst erlebe ich es nur punktuell, das sind die glücklichen Begegnungen, die aber nicht dauerhaft sind. Das Konkurrieren ist die stärkere Macht gegenüber dem Willen zum freundschaftlichen Umgang.
LG Kaawi