Was wären die Basiswerke für einen jungen Philosophen?

[Walter]

Was wären die Basiswerke für eine jungen Philosophen?

Was wären eurer Meinung nach die Basiswerke für eine jungen Philosophen?
Stellt euch einfach vor, aus eurem Bekanntenkreis wäre ein 15-Jähriger zu euch gekommen der sich für Philosophie interessiert und der gerne ein paar Bücher darüber lesen möchte. Also den Armen nicht unbedingt mit Kant erschlagen sondern vielleicht erst einmal ein Einführungswerk empfehlen oder etwas Spannendes...

Bin auf eure Empfehlungen schon gespannt...

 

[Gysi]

Für einen 15jährigen?
Puh!
Also, ich kenne eine Reihe "Wissen mit Pfiff" vom Bohlau-Verlag, in Wien auch noch. Die haben "Einsten für Einsteiger" (hab ich gerade hier), und die anderen Kumpels bestimmt auch...
Dann gibt´s auch aus dem RoRoRo-Verlag so eine Reihe: Sach-Comics: "Freud für Anfänger" z.B. - und viele andere der Leutchen gewiss auch...

Hoffe, dir gedient zu haben.

 

[Walter]

Klingt alles ein wenig trocken (vielleicht liegts aber nur an der Beschreibung). Aber womit kann man junge Leute für Philosophie begeistern?
Was haltet ihr z.B. von "Sophies Welt"?

 

[Coeur Froid]

Ich habe Sophies Welt gelesen und fand es zwar recht gut verständlich und anregend, literarisch aber doch "anstrengend" (der Stil Jostein Gaarder ist irgendwie enervierend). Dennoch kann man esmit 15 Jahren auf alle Fälle verstehen!

Kürzlich noch gelesen habe ich Daniel Quinns "Ismael". Das Buch soll wohl Vorlage für den Film "Instinct" gewesen sein (es gibt - leider - auch eine Kommerz- Edition, auf der groß der Name des Films prangt *heul*)..

Im Film geht es ja um einen Mann, der eine längere zeit mit "den Affen" gelebt hat und - kurz gefasst - die verlorene Ursprünglichkeit der Menschen erkennt.
Das Buch hat unmittelbar mit der Handlung des Films NICHTS zu schaffen, allerdings arbeitet Quinn sehr verständlich die Rolle der menschlichen Kultur heraus, die dem Menschen einredet, er sei in irgendeiner Weise das Endprodukt (also implizit: Ziel) der Schöpfung.

Der Kulturbegriff spielt in dem Buch überhaupt eine zentrale Rolle, so werden "Kain und Abel" hinsichtlich der von Quinn entwickelten "Nehmer" und "Lasser" verstanden, in welche er die Menschheit unterteilt. Nehmer sind dabei die Kulturen, die ihre animalische Vergangenheit leugnen und zum Leben im Einklang mit der Natur nicht mehr fähig sind, Lasser dahingegen leben auch heute noch im Einklang und Verständniss mit der Natur.

Ich fand dieses Buch sehr lesenswert, es ist eine wirklich gute Einführung in die Philosophie (auch wenn gar nicht als solche konzepiert), da es sehr provokative Fragen aufwirft, die das "Wesen" des Menschen bzw. der menschl. Gesellschaft heute betreffen.

Verpackt wird das Ganze eigentlich ganz schön in eine Lehrer - Schüler Beziehung, wobei ein abgeklärter Mann auf einen sprechenden Affen trifft (*hust*), der ihn mit scheinbar primitiven und naiven Fragen immer wieder aus der Bahn zu werfen vermag.

Das Buch würde ich übrigens jedem anderen hier auch empfehlen, es ist ein würdiger Denkansatz, wenn man auch die Schlüsse, die in dem Buch gezoegen werden, in letzter Konsequenz kaum teilen kann / wird.

Schönen Gruß

Coeur Froid

 

[Gysi]

Original geschrieben von walter
Klingt alles ein wenig trocken

Nein, überhaupt nicht! Und die Sach-COMIC-Reihe sowieso nicht!

 

[majanna]

Das Werk, auf das Du uns ansprichst, lieber Walter, heißt "Sophias Gärten" , ist von Ursula Eberhard im Styria Verlag ( c a 2001/2 )erschienen .
Dieses Buch kann ein 15jähriger verstehen, der Philosophie ergründen will. Es ist ein eine Geschichte der Philosophie und von daher geeignet, sich schnell Basis- und Übersichtswissen zu verschaffen.Außerdem liest man in diesem Buch auch noch Überblicke über indische,chinesische,japanische , jüdische und islamische Kultur.

Kosten tut es zwischen 25 und 30 Euro. _ Ich habs noch in Schilling bezahlt.

 

[Florentin]

EIN BUCH FÜR ALLE UND KEINEN

Das erste genuin philosophische Werk, das ich gelesen habe, ein Buch, dass die eben aufgestellte Kategorie sogleich wieder zu verwerfen imstande ist, war "Also sprach Zarathustra" von Fritz Nietzsche.

Die Lektüre war schlecht bekömmlich und guter geistiger Verfassung kaum zuträglich - nach den ersten Lektürestunden fand ich mich in nervösem, beinahe fiebrigen Zustand wieder. Wer weiss, ob ich mich jemals erholt habe.

Ich war damals etwa 16. Das Buch ist für alle und keinen konzipiert und die reine Sprache in ihm, ist in einen anzüglichen Königsmantel gekleidet, den eine geschwätzige Zunge, die 'lingua', an das Ungreifbare sticht und stickt.
Gibt es einen besseren Einstieg in die Philosophie?
Ich bin bis heute nicht wieder ausgestiegen.
Ich möchte warnen:
Ich bin ein Lügner.
Nein, ein Giftmischer; - genau wie Zarathustra. Genau wie F. Nietzsche:

"Ich beschwöre euch, meine Brüder, bleibt der Erde treu und glaubt denen nicht, welche euch von überirdischen Hoffnungen reden. Giftmischer sind es, ob sie es wissen oder nicht."

- Also sprach Zarathustra

 

[scilla]

mein philosophischer Einstieg als 15-jähriger lief nicht über Bücher
sondern über Filme

das kann ein normaler Film wie '12 Uhr mittags' (high noon) sein,
der thematisiert,
wie eine Gesellschaft aufgebaut ist

vielleicht besteht als 15-jähriger bereits Interesse an einem Film von Peter Greenaway
oder sonstigen Experimentalfilmern
(kein Splatter etc.)

momentan flippen viele bei Matrix aus

 

[feLix]

also ich hab mit 16 angefangen... und zwar mit "bildung" von dietrich schwanitz. dort ist alles ziemlich kurz und prägnant dargestellt. danach hab ich mir dann von dort ein paar sachen rausgespickt. ich hab immer nur die "kurzeren" bücher usw. gelesen, da mir die langen zu aufwendid waren... so hat sich das ganze gesteigert. ich glaub mein erstes "richtiges" philosopisches buch war eine ansammlung von sartre essays oder so...

wenn mir jmd. comics oder so gegeben hätte, hätte ich denjenigen glaube ich nur ausgelacht. mit 15 is man alt genug, besonders wenn man sich für etwas interessiert, das zu verstehn.


gruß
feLix

 

[Gysi]

Original geschrieben von feLix
wenn mir jmd. comics oder so gegeben hätte, hätte ich denjenigen glaube ich nur ausgelacht. mit 15 is man alt genug, besonders wenn man sich für etwas interessiert, das zu verstehn.

Also, ich bin auch heute, mit 51 - statt mit 15 - dankbar für gut aufbereitete, gut einführende Eingangsliteratur. Ich hebe gerne 10 leichte Steine hintereinander, als auf einmal einen schweren Stein.