AW: Was tun mit hoffnungslosen Fällen (Berufskriminellen)
....... wenn im übertragenen Sinne „Prügel verboten“ wird, scheint es Menschen zu geben, die „jetzt erst richtig durchprügeln“ fordern. Also sobald man erkannt hat, dass Kinderschänder ein psychisches-lebensgeschichtliches Problem haben und eigentlich nicht zwingend „schlecht“ sind, sondern Hilfe bräuchten…genau dann posaunt es aus dem meist schlichtgeistig-bräunlichen Arbeitermilieu „Todesstrafe für Kinderschänder“.
Woher kommt dieses Phänomen?
Fragt Bernd
vom periodischen Auf und Ab aller Parameter. Wir leben in einer polaren Welt, in der es für alles einen optimales Maß gibt, das nie erreicht, oder gar gehalten wird. Auf jede Phase der relativen Ruhe mit einem Höchstmaß an Zufriedenheit und Sicherheit, folgt eine, die als gegenteilig empfunden wird. Da greifen Regelungsmechanismen, die wir von der Technik kennen. Jede Veränderung bewirkt Gegenkräfte, die immer zu Überschwingungen, also zur Überkompensation, führen. Ist ein solcher Regler (Staat) schlecht konfiguriert, oder wenn er gar auf die falsche Regelgröße achtet, dann funktioniert er nicht mehr. Genau das ist heute der Fall.
Ich bin jetzt einmal ganz gemein zynisch.
Ich stelle mir gerade vor wie der Mörder, der eines deiner Kinder auf bestialische Weise umgebracht hat, in eine schönen menschenwürdigen Anstalt mit allen Annehmlichkeiten im Grünen von einem liebevollen Psychotherapeut mit netten Worten beeinflusst wird.
Und du musst nach einem langen Arbeitstag, bei dem du das Steuergeld für diese menschenwürdigen Anstalten verdienst, durch den Anstaltszaun dabei zusehen und auch noch mit der Gewissheit dass dieser Mörder nach erfolgreicher Heilung wieder ein unbeschwertes Leben, natürlich mit unbedingten Mindesteinkommen, in Freiheit führen wird.
Das ist sehr gut nachvollziehbar und wird zu vorhersagbaren Reaktionen führen. Aber: Dass das Leben in einem Gefängnis angenehm ist, das möchte ich bezweifeln. Sicher, auch ich habe bereits kritisch geäußert über die Zustände, die ich in unseren Gefängnissen gesehen habe (nein, ich war nur als Besucher drin). Da kann es für kürzere Aufenthalte tatsächlich Anreize geben, besonders im Winter, sich dort aufzuhalten, weil wir es uns leisten, die Leute dort menschenwürdig zu verwahren. Warum das so ist, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren - es war nicht immer so. Allerdings dürfte das die Ausnahme sein. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie der Alltag eines Häftlings nur tausend km von hier aussehen kann.
Dass die Menschenrechte auch für verurteilte Täter der übelsten Sorte gelten müssen, ist klar. Dann stellt sich die Frage, wozu die Haft überhaupt dient. Hierbei wird zunächst an Strafe gedacht, auch an Vergeltung und natürlich an die Sicherheit der Öffentlichkeit draußen. Unter der Prämisse, dass lebenslänglich heute ca. 20 Jahre bedeutet, kommt natürlich der Resozialisierungsauftrag hinzu, auch wenn dies nicht immer gelingt. Ich habe es schon einmal erwähnt: Aus geistiger Sicht ist jeder Bekehrte, der begriffen hat, dass es falsch war, was er gemacht hat wertvoller, als 10 Leute, die sich aus Angst vor den Konsequenzen weitere Straftaten verkneifen, obwohl auch Letztgenannten als Erfolge zu verbuchen sind. Wenn sich aber eine wegen Gattenmord verurteilte Schauspielerin, kaum wieder auf freiem Fuß, in einer Talkshow auf die Frage, ob sie garantieren könne, dass dies nicht wieder geschieht, spontan "nein" ruft, dann sollte man sie eigentlich gleich wieder einbuchten - aber das geht ja nicht. Ich finde, am Prinzip der verbüßten Tat sollte gerüttelt werden. Wer nach lebenslänglich wieder draußen ist, bzw. für eine Mordtat eingesessen hat, der sollte wissen, dass er mit einem Bein schon wieder drin ist. Hier sehe ich unseren Staat als zu lasch an.