Ein extrem spannender Gedankengang, den ich da gefunden habe:
TR: Why I hope the search for extraterrestrial life finds nothing. By Nick Bostrom
Ich versuche mal, das zusammenzufassen:
Es haben schon mehrere Missionen zum Mars stattgefunden, Ende Mai wird Phoenix auf dem Mars landen, im Norden um genau zu sein, um dort das Eis unter anderem nach Spuren von Leben zu untersuchen. Wenn man Spuren von Mikroben finden würde, wäre das eine wirklich schlechte Nachricht. Würde man Spuren von Trilobiten finden, wäre es alarmierend, und würde man Spuren von komplexeren Leben wie von einem kleinen Säugetier, dann wäre die Nachricht eine Katastrophe.
Klingt ziemlich absurd, gell?
Die Begründung fängt bei der Beobachtung an, dass wir bisher noch keinen einzigen echten Hinweis gefunden haben, dass es ausserirdisches Leben gäbe. Keine Funksignale, keine Besucher (der Autor geht davon aus, dass die üblichen UFO Sichtungen allesamt Nonsens sind, ich auch), nichts.
Ein weiterer Fakt ist, dass das beobachtbare Universum über 100 Milliarden Galaxien enthält, wovon allein unsere über 100 Milliarden Sterne hat. Bislang ist es Forschern gelungen, die Existenz von einigen hundert Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems nachzuweisen (üblicherweise grosse Gasriesen a la Jupiter). Die Wahrscheinlichkeit, dass es Milliarden Planeten gibt, ist ziemlich hoch.
Der Autor siedelt die nächst höhere Entwicklungsstufe einer intelligenten Lebensform wie unserer in der Kolonisierung des Weltalls an. Das sei naheliegend, da die Evolution schon immer eine expansive Eigenschaft hat. Heute existiert auf der Erde nahezu überall Leben. Auch wir Menschen besitzen diese expansive Eigenschaft und tatsächlich haben wir bereits den ersten Schritt gemacht, die ISS.
Dieser Schritt muss über einen "Grossen Filter" führen, den man sich als "Wahrscheinlichkeitsbarriere" vorstellen kann. Dieser Filter beinhaltet einen oder mehrere evolutionäre Schritte, die unter allen Umständen überwunden werden müssen, bevor eine Intelligente Spezies diesen nächsten Schritt vollziehen kann. Da wir, bislang, noch keinerlei Anzeichen von Leben ausserhalb der Erde entdecken konnten, muss dieser Filter nahezu unüberwindlich sein, die Wahrscheinlichkeit, das zu schaffen, ist offenbar ziemlich niedrig.
Wo ist dieser Filter nun zu suchen? Es gibt zwei Möglichkeiten, entweder wir haben ihn bereits überschritten und sind aus dem Gröbsten raus, oder er liegt noch vor uns. Wenn er schon hinter uns liegt, dann muss es einen extrem unwahrscheinlichen Schritt in der Serie der Ereignisse gegeben haben, die zu unserer Entwicklung geführt haben. Das wahrscheinlich unwahrscheinlichste (sic) Ereignis dürfte der Übergang von chemischen Prozessen zu biologischer Reproduktion gewesen sein. Allein dieser Vorgang hat hier bei uns einige hunder Millionen Jahre gedauert. Ein weiterer anscheinend ziemlich unwahrscheinlicher Vorgang ist der Übergang zu mehrzelligem Leben, dies hat 1.8 Milliarden Jahre gedauert.
Als Grosser Filter kommen also nur Ereignisse in Frage, die sich nur einmal vollzogen haben oder dass es sehr lange Zeit gedauert hat, bis die Schwelle überwunden war obwohl die Bedingungen die ganze Zeit über gegeben waren. Dinge wie das Fliegen, Sehen oder Photosynthese kommen daher nicht für einen solchen Filter in Frage, da sie mehrmals parallel entstanden sind.
Die andere Möglichkeit ist, dass der Filter noch vor uns liegt. Das bedeutet, dass eine grosse Schwelle beinahe alle möglichen Zivilisationen im Universum daran hintern wird, einen technologischen Entwicklungsstand zu erreichen, der es erlaubt, den Weltraum zu besiedeln. Mögliche denkbare Kandidaten dafür wären technische Grenzen, Selbstzerstörung durch Technologie (Krieg oder Unfall). Hierbei geht es nicht um die üblichen Zivilsationskiller, die wir bereits kennengelernt haben (an denen die Maya oder die Römer untergegangen sind), sondern endgültige Ereignisse, die zum Ende der intelligenten Existenz als solches führen.
Also die entscheidende Frage ist, ob nun dieser Grosse Filter vor uns liegt oder ob wir ihn schon überwunden haben. Wenn der Filter vor uns liegt, dann müssen wir davon ausgehen, dass nahezu alle intelligenten Spezies untergehen, bevor sie die Entwicklungsstufe zur Kolonisierung des Weltraums erreichen, und dass uns dieses Schicksal mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auch blüht. Wenn es aber hinter uns liegt, können wir uns entspannt zurücklehnen und unsere Existenz geniessen.
Was hat das alles nun mit dem Mars zu tun? Sehr einfach. Wenn man auf dem Mars Leben findet, je höher entwickelt umso schlimmer, dann wäre das der Beweis, dass wir diesen Grossen Filter noch nicht hinter uns haben, weil die dann die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung des Lebens und dessen Evolution doch nicht so unwahrscheinlich ist. Wenn es in unserem eigenen kleinen Sonnensystem zweimal unabhängig voneinander passiert wäre, kann man davon ausgehen, dass es im restlichen Universum milliardenmal passiert ist.
Dies würde bedeuten, dass wir diesen Filter noch vor uns haben. Denn schliesslich werden wir, auch wenn wir Leben auf dem Mars finden würden, immer noch nichts von irgendwelchen anderen Intelligenzen gehört haben. Sie sind stumm oder existieren nicht. Wenn die Wahrscheinlichkeit, dass Leben entsteht nicht allzu niedrig ist, dann heisst das, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Intelligentes Leben den Weltraum kolonisiert, extrem niedrig ist.
Daher wäre es, meint der Autor, eine wunderbare Sache, wenn die Phoenix Expedition nichts finden würde. Das würde zwar sicher nichts an der Tatsache ändern, dass wir immer noch durch irgendeinen dummen Zufall aussterben könnten (ein Meteorit oder sonstwas), aber die Wahrscheinlichkeit zu überleben wäre höher.
Ein sehr interessanter Gedanke. Ich weiss, das Posting ist etwas länglich geraten, aber der Originalartikel ist noch wesentlich länger und es ist nicht einfach den Gedankengang herzuleiten. Ich hoffe mir ist das gelungen.
Gute Nach Allerseits, xcrypto
TR: Why I hope the search for extraterrestrial life finds nothing. By Nick Bostrom
Ich versuche mal, das zusammenzufassen:
Es haben schon mehrere Missionen zum Mars stattgefunden, Ende Mai wird Phoenix auf dem Mars landen, im Norden um genau zu sein, um dort das Eis unter anderem nach Spuren von Leben zu untersuchen. Wenn man Spuren von Mikroben finden würde, wäre das eine wirklich schlechte Nachricht. Würde man Spuren von Trilobiten finden, wäre es alarmierend, und würde man Spuren von komplexeren Leben wie von einem kleinen Säugetier, dann wäre die Nachricht eine Katastrophe.
Klingt ziemlich absurd, gell?
Die Begründung fängt bei der Beobachtung an, dass wir bisher noch keinen einzigen echten Hinweis gefunden haben, dass es ausserirdisches Leben gäbe. Keine Funksignale, keine Besucher (der Autor geht davon aus, dass die üblichen UFO Sichtungen allesamt Nonsens sind, ich auch), nichts.
Ein weiterer Fakt ist, dass das beobachtbare Universum über 100 Milliarden Galaxien enthält, wovon allein unsere über 100 Milliarden Sterne hat. Bislang ist es Forschern gelungen, die Existenz von einigen hundert Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems nachzuweisen (üblicherweise grosse Gasriesen a la Jupiter). Die Wahrscheinlichkeit, dass es Milliarden Planeten gibt, ist ziemlich hoch.
Der Autor siedelt die nächst höhere Entwicklungsstufe einer intelligenten Lebensform wie unserer in der Kolonisierung des Weltalls an. Das sei naheliegend, da die Evolution schon immer eine expansive Eigenschaft hat. Heute existiert auf der Erde nahezu überall Leben. Auch wir Menschen besitzen diese expansive Eigenschaft und tatsächlich haben wir bereits den ersten Schritt gemacht, die ISS.
Dieser Schritt muss über einen "Grossen Filter" führen, den man sich als "Wahrscheinlichkeitsbarriere" vorstellen kann. Dieser Filter beinhaltet einen oder mehrere evolutionäre Schritte, die unter allen Umständen überwunden werden müssen, bevor eine Intelligente Spezies diesen nächsten Schritt vollziehen kann. Da wir, bislang, noch keinerlei Anzeichen von Leben ausserhalb der Erde entdecken konnten, muss dieser Filter nahezu unüberwindlich sein, die Wahrscheinlichkeit, das zu schaffen, ist offenbar ziemlich niedrig.
Wo ist dieser Filter nun zu suchen? Es gibt zwei Möglichkeiten, entweder wir haben ihn bereits überschritten und sind aus dem Gröbsten raus, oder er liegt noch vor uns. Wenn er schon hinter uns liegt, dann muss es einen extrem unwahrscheinlichen Schritt in der Serie der Ereignisse gegeben haben, die zu unserer Entwicklung geführt haben. Das wahrscheinlich unwahrscheinlichste (sic) Ereignis dürfte der Übergang von chemischen Prozessen zu biologischer Reproduktion gewesen sein. Allein dieser Vorgang hat hier bei uns einige hunder Millionen Jahre gedauert. Ein weiterer anscheinend ziemlich unwahrscheinlicher Vorgang ist der Übergang zu mehrzelligem Leben, dies hat 1.8 Milliarden Jahre gedauert.
Als Grosser Filter kommen also nur Ereignisse in Frage, die sich nur einmal vollzogen haben oder dass es sehr lange Zeit gedauert hat, bis die Schwelle überwunden war obwohl die Bedingungen die ganze Zeit über gegeben waren. Dinge wie das Fliegen, Sehen oder Photosynthese kommen daher nicht für einen solchen Filter in Frage, da sie mehrmals parallel entstanden sind.
Die andere Möglichkeit ist, dass der Filter noch vor uns liegt. Das bedeutet, dass eine grosse Schwelle beinahe alle möglichen Zivilisationen im Universum daran hintern wird, einen technologischen Entwicklungsstand zu erreichen, der es erlaubt, den Weltraum zu besiedeln. Mögliche denkbare Kandidaten dafür wären technische Grenzen, Selbstzerstörung durch Technologie (Krieg oder Unfall). Hierbei geht es nicht um die üblichen Zivilsationskiller, die wir bereits kennengelernt haben (an denen die Maya oder die Römer untergegangen sind), sondern endgültige Ereignisse, die zum Ende der intelligenten Existenz als solches führen.
Also die entscheidende Frage ist, ob nun dieser Grosse Filter vor uns liegt oder ob wir ihn schon überwunden haben. Wenn der Filter vor uns liegt, dann müssen wir davon ausgehen, dass nahezu alle intelligenten Spezies untergehen, bevor sie die Entwicklungsstufe zur Kolonisierung des Weltraums erreichen, und dass uns dieses Schicksal mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auch blüht. Wenn es aber hinter uns liegt, können wir uns entspannt zurücklehnen und unsere Existenz geniessen.
Was hat das alles nun mit dem Mars zu tun? Sehr einfach. Wenn man auf dem Mars Leben findet, je höher entwickelt umso schlimmer, dann wäre das der Beweis, dass wir diesen Grossen Filter noch nicht hinter uns haben, weil die dann die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung des Lebens und dessen Evolution doch nicht so unwahrscheinlich ist. Wenn es in unserem eigenen kleinen Sonnensystem zweimal unabhängig voneinander passiert wäre, kann man davon ausgehen, dass es im restlichen Universum milliardenmal passiert ist.
Dies würde bedeuten, dass wir diesen Filter noch vor uns haben. Denn schliesslich werden wir, auch wenn wir Leben auf dem Mars finden würden, immer noch nichts von irgendwelchen anderen Intelligenzen gehört haben. Sie sind stumm oder existieren nicht. Wenn die Wahrscheinlichkeit, dass Leben entsteht nicht allzu niedrig ist, dann heisst das, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Intelligentes Leben den Weltraum kolonisiert, extrem niedrig ist.
Daher wäre es, meint der Autor, eine wunderbare Sache, wenn die Phoenix Expedition nichts finden würde. Das würde zwar sicher nichts an der Tatsache ändern, dass wir immer noch durch irgendeinen dummen Zufall aussterben könnten (ein Meteorit oder sonstwas), aber die Wahrscheinlichkeit zu überleben wäre höher.
Ein sehr interessanter Gedanke. Ich weiss, das Posting ist etwas länglich geraten, aber der Originalartikel ist noch wesentlich länger und es ist nicht einfach den Gedankengang herzuleiten. Ich hoffe mir ist das gelungen.
Gute Nach Allerseits, xcrypto