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Vortragsreihe Bipolare Störung

fluuu

Well-Known Member
Registriert
12. September 2008
Beiträge
4.947
Hallo miteinander,

komme gerade von einer Fachtagung über bipolare Störung eingeladen von der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störung e.V., veranstaltet im BKH (Psychiatrie) der Stadt (Bayern).
War als Schüler der Psychotherapie dort und als bipolar Betroffener mit einer Diagnose die über 20 Jahre zurück liegt.
Natürlich gibt es bei so einer Veranstaltung freudiges Wiedersehen mit bekannten Leuten und ein Kennenlernen neuer Menschen.
Es gab vier Fachvorträge, zwei von zwei Chef- bzw. Oberärzten und Doktoren aus Hamburg, einen von einer Frau Dr. Dipl.-Psych. und einen vom Prof. und Ärztlichen Direktor des Hauses. Den fachlichen Inhalt hier wiedergeben würde zu weit führen, nur so viel, es ging um ambulante Betreuung, um Neuropsychologisches (kognitive Fähigkeiten), um Recovery (Genesung, Rückgewinnung) und um den 'geteilten Raum', das ist wirklich spannend und haften geblieben. Bei der Beurteilung eines Menschen, eines kranken Menschen, eines Bipolaren schaut man mit einem Auge auf die persönliche Biografie und mit dem anderen Auge auf die Entwicklung der Menschheit. Ursachen für das Verhalten als Erwachsener sind meist in der Kindheit zu finden und eben auch für alle Menschen gleich in den Anfängen der menschlichen Entwicklung, in der Kindheit der Menschheit. Finde diesen Ansatz um die Defizite im sozialen Verhalten von heute zu begreifen und warum es zu Krankheiten führen kann, beeindruckend und sehr dicht an der Wahrheit.

gruß fluuu
 
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AW: Vortragsreihe Bipolare Störung

Hallo fluuu.

Was beeindruckt dich denn da? Empfindest du das, was Psychologen sagen als neu? Als tief erkenntnisbringend? Wundert es dich, dass man Denkhilfen mit dem geteilten Raum erfindet und Normabgleiche mit dem sog. Defizit erfindet? Empfindest du das als Wissen? Als Hilfreich?

Wenn ich z.B. ganz aktuelle Vorträge zur Borderlinestörung lese, werde ich nur traurig. Meine Welt hat sich davon völlig entfernt.
Nicht ohne vor ein paar Jahren sehr nahen Kontakt zu Betroffenen gehabt zu haben.


Bernd:confused:
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Vortragsreihe Bipolare Störung

Hallo Bernd,

das hat in meiner Biographie eine lange Geschichte, es geht um das Ausgleichen verschiedener Pole. Wahrscheinlich betrifft es mehr oder weniger jeden Menschen, alles auf der Welt ist polarisiert. Da einen Ausgleich finden habe ich bisher in verschiedenen Bereichen als sehr wohltuend und heilsam erlebt.
Was nun Ärzte, Psychologen und Therapeuten angeht ist das ein Bereich der mir zu Verstehen lange Zeit als Patient mit bipolarer Störung verschlossen blieb aber trotzdem immer gegenwärtig. Nun versuche ich den Ausgleich und beschäftige mich damit selbst die Heilerlaubnis in Psychotherapie zu erlangen durch Studium der Theorie. Durch dieses theoretische Studieren zusätzlich zum fundierten praktischen Wissen ist mein Interesse an Fachvorträgen als gemeinsames Erlebnis mit bekannten Menschen und Fachleuten geweckt.
Natürlich sind weniger die Fakten hilfreich die so ein Chef-, Oberarzt oder Professor von sich gibt, das kann man auch im Buch lesen, als viel mir die Atmosphäre so einer Fachvortragsveranstaltung insgesamt. Es ist sozusagen ein Live-Event mit psychologischem Hintergrund und somit für mich ein besonderes soziales Ereignis innerhalb der Stadt. Es kostete nicht nur keinen Eintritt, es gab auch zu Essen und zu Trinken bis hin zu einem Stand einer Pharmafirma mit vielen praktischen Schreibwaren.

Dennoch ist das Wichtigste bei so einer Fachveranstaltung über bipolare Störung der dargestellte fachliche Hintergrund dieser Erkrankung und die Beschäftigung und Beleuchtung der Aspekte von allen Seiten. Selbst wenn es Wiederholung ist, es führt zu einem klareren und genaueren Denken an der Sache, zu mehr Wissen und noch besseren Kombinieren der Umstände.

Wer als Betroffener einer bipolaren Störung zum Heiler der Selben werden will muss sich damit ganz konkret auseinander setzen und Möglichkeiten nutzen.

gruß fluuu
 
AW: Vortragsreihe Bipolare Störung

Hallo Bernd,

das hat in meiner Biographie eine lange Geschichte, es geht um das Ausgleichen verschiedener Pole. Wahrscheinlich betrifft es mehr oder weniger jeden Menschen, alles auf der Welt ist polarisiert. Da einen Ausgleich finden habe ich bisher in verschiedenen Bereichen als sehr wohltuend und heilsam erlebt.
Was nun Ärzte, Psychologen und Therapeuten angeht ist das ein Bereich der mir zu Verstehen lange Zeit als Patient mit bipolarer Störung verschlossen blieb aber trotzdem immer gegenwärtig. Nun versuche ich den Ausgleich und beschäftige mich damit selbst die Heilerlaubnis in Psychotherapie zu erlangen durch Studium der Theorie. Durch dieses theoretische Studieren zusätzlich zum fundierten praktischen Wissen ist mein Interesse an Fachvorträgen als gemeinsames Erlebnis mit bekannten Menschen und Fachleuten geweckt.
Natürlich sind weniger die Fakten hilfreich die so ein Chef-, Oberarzt oder Professor von sich gibt, das kann man auch im Buch lesen, als viel mir die Atmosphäre so einer Fachvortragsveranstaltung insgesamt. Es ist sozusagen ein Live-Event mit psychologischem Hintergrund und somit für mich ein besonderes soziales Ereignis innerhalb der Stadt. Es kostete nicht nur keinen Eintritt, es gab auch zu Essen und zu Trinken bis hin zu einem Stand einer Pharmafirma mit vielen praktischen Schreibwaren.

Dennoch ist das Wichtigste bei so einer Fachveranstaltung über bipolare Störung der dargestellte fachliche Hintergrund dieser Erkrankung und die Beschäftigung und Beleuchtung der Aspekte von allen Seiten. Selbst wenn es Wiederholung ist, es führt zu einem klareren und genaueren Denken an der Sache, zu mehr Wissen und noch besseren Kombinieren der Umstände.

Wer als Betroffener einer bipolaren Störung zum Heiler der Selben werden will muss sich damit ganz konkret auseinander setzen und Möglichkeiten nutzen.

gruß fluuu

Das ist wohl wahr! - Und leider lässt es sich
nicht leugnen, dass Störungen dieser Art offenbar
(weltweit?) zunehmen. - In dieser Situation ist es
wichtig, sich wenigstens zu informieren. Auch einige
Mediziner haben da einen Nachholbedarf.

Hier noch eine weitere Darstellung:
http://www.depressionen-depression....epressionen/manisch-depressive-depression.htm
 
AW: Vortragsreihe Bipolare Störung

Hallo,
die Vortragsreihe war interessant und ich kann mitdenken einerseits wegen Ausbildung zum Heilpraktiker Psychotherapie und andererseits wegen der Diagnose bipolare Störung vor vielen Jahren.
Gehöre nicht zu dehnen, die aus dieser Störung einen Skandal machen und bemitleidet werden wollen, auch nicht zu denen die meinen jeder Mensch in der Bevölkerung muss im Detail über bipolare Störung bescheid wissen und ob diese Störung insgesamt zunimmt ist auch fraglich, auf jeden Fall nimmt die Weltbevölkerung zu.
Das spannendste aus meiner Sicht an dieser Störung ist, dass neben den Defiziten und Beeinträchtigungen eine verbesserte Kreativität nachgewiesen wurde. Bei der Vortragsreihe gab es einen Vortrag über Forschungsergebnisse im neuronalen und kognitiven Bereich bei dem klar wurde wo und welche Defizite vorliegen, nur in einem Bereich gibt es eine Verbesserung, die Forschungen laufen noch und das ist der kreative Bereich. Menschen mit bipolarer Störung sind in der Kreativität besser als gesunde Personen zum Vergleich. Da ist doch ein kreativer Beruf wie Fotograf bzw. bildender Künstler nahe liegend und ein gutes Gefühl sich nach den besten Fähigkeiten zu entwickeln.
Wolfgang Amadeus Mozart war bipolar, Ernest Hemingway, Georg Friedrich Händel, Ludwig van Beethoven, Edvard Munch, Vincent van Gogh oder Gordon Matthew Sumner, bekannt als Sting, Tom Waits, Falco, Francis Ford Coppola, Jean Claude van Damme... die Liste eindeutig bipolarer Prominenter ist lang, und die Dunkelziffer sicherlich hoch.

gruß fluuu
 
AW: Vortragsreihe Bipolare Störung

Gestern abend bei 3sat um 20.15:

http://www.tvmovie.de/manisch-depressiv.84.0.html?&detail=12182527&wref=rss

Darunter z.B. eine Expertin, die selbst stark "bipolar veranlagt"
ist. - Sehr kompetent!

Hirnforschung gehört - aus meiner Sicht - zu den
wichtigsten Gebieten der Gegenwart.

Vielleicht wissen wir dann irgendwann auch mehr über
die Ursachen von -> Beleidigungen, Bösartigkeiten,
Boshaftigkeiten und Verletzungen
- nicht nur von Menschen -
auch anderer Lebenwesen.
 
AW: Vortragsreihe Bipolare Störung

Hallo Reinhard70,

habe die Dokumentation auf 3sat gesehen über manisch-depressive Störung.
Für mich war vor allem interessant die Frau Kay Redfield Jamison zu sehen, sie ist Psychologieprofessorin und selbst von bipolarer Störung betroffen. Sie zeigt, dass es möglich ist mit dieser Betroffenheit psychotherapeutisch zu arbeiten.
Habe ein biographisches Buch von ihr per Fernleihe bei der Bücherei bestellt da es vergriffen ist und bin sehr gespannt darauf.

Ja , die Hirnforschung ist ein ganz junge spannende Wissenschaft die vieles begreifbar macht was bisher im Dunkeln lag oder nur geahnt werden konnte.
Jedoch wird sie uns im Alltag nicht davor befreien das Denken, Empfinden, Entscheiden und Handeln selbst zu tun, sie kann Aufklären aber das Handeln nicht ersetzen.

Über die Begriffe Beleidigung, Bösartigkeit, Boshaftigkeit und Verletzung könnte ich einen längeren psychologischen Vortrag halten darüber in welchem Zusammenhang sie mit dem Leben, mit Schutz, Verteidigung oder Angriff stehen. Das ist gut erforscht auch ohne Einsicht ins Gehirn. Lässt sich nachlesen bei den „Drei Wiener Schulen der Psychotherapie“ Freud, Adler, Frankl.
Es ist zu hoffen, dass die Gehirnforschung nicht dazu benutzt wird, dass die Bereiche die gesellschaftlich gerade verpönt sind im Gehirn einfach lahm gelegt werden, Dinge die für einige unangenehm sind ausradiert werden und alles gleich geschaltet wird. Das wäre ein menschliches Einheitsgehirn an der Mode orientiert, ein Designergehirn. Traurige Vorstellung, oder?

gruß fluuu
 
AW: Vortragsreihe Bipolare Störung

Hallo Fluuu,
Du hast ganz oben ein sehr komplexes Thema angestoßen -
und zeigst dann Deine Erfahrungen und "Einstellungen",
du ich sehr gut verstehe. Wenn wir nun auf weitere
Einzelheiten eingehen wollten, müssten wir uns viel
Zeit nehmen. Ich bin allerdings kein Experte, halte
mich deswegen zurück, schaue ins Internet, wenn ich
mehr wissen will. Mir in diesem Zusammenhang als
interessant erscheinende Links würde ich immer wieder
(hier) einbringen, so lange ich mitmachen kann (und will).

Allein Dein Stichwort "Designergehirn" zeigt schon
viel von den Gefahren und Möglichkeiten, starke
Stimmungsschwankungen "in den Griff kriegen" zu
wollen. Ich vertraue (wieder) sehr auf die zuständige
Wissenschaft und Forschung, sehe aber selbstverständlich
auch, dass wir selbst permanent an unseren Gefühlen
und Gedanken arbeiten müssen - so lange wir dazu
fähig bleiben.

Gruß
Reinhard70
 
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AW: Vortragsreihe Bipolare Störung

Hallo Reinhard70,

das sind ja mal ein paar sehr gute sachliche Worte von Dir ohne 'Schnörkel' aus denen ich echte Empathie raushöre.
Aus Betroffenensicht bin ich inzwischen bei bipolarer Störung so etwas wie ein Experte, es geht um die Stimmungsschwankungen zwischen Depression und Manie. Wer kennt solche Schwankungen nicht? Nur bei den meisten Menschen fallen sie nicht so extrem aus, dass es in den pathologischen Bereich geht und ärztliche Hilfe notwendig wird.
Der beste Vergleich den fast jeder kennt für einen hypomanischen Zustand (Vorstufe zur krankhaften Manie) ist ein frisches verliebt sein. Da kommen diese fast schon verrückten Hochgefühle vor und die Wahrnehmung der Umwelt ist wie durch eine rosa Brille. Diesen Zustand wünscht sich fast jeder nur das Verhängnis bei der Krankheit ist, es bleibt nicht dabei sondern schaukelt sich immer weiter hoch bis zu Wahn und Halluzinationen.

Aktuell bin ich nun damit beschäftigt die Erfahrungen als Betroffener mit einer Ausbildung Psychotherapie durch theoretisches Fachwissen zu ergänzen.
Das gelingt gut und macht Spaß, nur der Spagat zwischen Betroffenheit und helfender Fachkraft bedarf noch der Übung und des Trainings. Wie es immer so ist, sich selbst innerlich Ändern ist das Eine und schwer genug aber bis dann die Umwelt davon Notiz nimmt dauert es lange und braucht Geduld.
Da soziale Arbeit nur mit Menschen möglich und für eine therapeutische Beziehung ein klarer Stand der Positionen Voraussetzung ist um einen vertrauensvollen Umgang zu ermöglichen, bleibt Öffentlichkeit nicht außen vor.
Da hilft die Erfahrung aus der künstlerischen Arbeit sehr und ein Vorteil ist, dass ein ehemaliger Betroffener eine wesentlich authentischere Empathie entwickeln kann auf einen akut Kranken als jemand der den Zustand nur aus Studien kennt. Nun gilt es jedoch die theoretischen Studien auch zu absolvieren um so rundum eine Fachkraft zu werden.

Verfolge die Gehirnforschung mit großem Interesse denn in ihr liegt sicherlich ein großer Teil der medizinischen und psychologischen Zukunft.
Herr Prof. Dr. Dr. med. Manfred Spitzer vom Universitätsklinikum Ulm (ganz in der Nähe, der ärztliche Direktor hier in der Stadt ist dort auch Prof.) ist so ein Gehirnforscher und er erklärt in der Sendereihe "Geist & Gehirn" das menschliche Gehirn.
http://www.br-online.de/br-alpha/geist-und-gehirn/index.xml

gruß fluuu
 
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