Original geschrieben von baerliner
Irgendwie finde ich Deine Vorstellung von einem solchen eigenen Forum "wirr"
SCNR
*lach* - dann habe ich diesen Nicknamen ja treffend ausgesucht
Ich fände "Darkroom" auch ganz nett für mein phantasiertes Forum... kennt Ihr das? Das ist ein abgedunkelter Raum in Schwulendiscos, in den die Buben reingehen können und sich - anonym und ohne zu sehen mit wem sie das Vergnügen haben - gegenseitig beglücken. Naja, ist sicher nicht jedermanns Geschmack
Die Idee ist entstanden, weil: na ja, es ist halt einfach nervig, wenn man schreibt "ich finde Sauerkraut spießig und Geranien anspruchslos" und 80 % der User applaudieren und versuchen sich im Gegenzug zu überbieten, was denn nun noch alles "spießig" oder "anspruchslos" sei - 19 % halten die Tastatur still und schreiben gar nix dazu, 1 % fragt vollkommen mit Recht: "Wie kann denn eingelegter Kohl spießig sein?!" - und wird von Deinen "Fans" buchstäblich niedergebrüllt - er könnte ja die seichte Gruppenzufriedenheit gefährden.
Na ja - man muß Versteckspielen nicht toll finden, aber für mich war es sehr aufschlußreich, daß ich auf identische Beiträge völlig unterschiedliche Reaktionen bekam - je nachdem, ob ich als populärer Raubwal oder als unerkanntes Lieschen geschrieben habe. Die Fragen, die sich daraus ergeben haben - durchaus auch moralischer Art - fand ich spannend und finde es immer noch (obwohl ich mitunter schon grinsen mußte, weil ich dachte: Himmelnochmal, es geht doch nur um ein virtuelles Spielfeld, nicht um existentielle Situationen!) - so wurde mir von kritischen Usern (leider nur privat per Mail) immer wieder vorgehalten, ich würde - eben durch mein "Populär-Sein"- polarisieren. Und das stimmte wirklich, dagegen konnte ich gar nichts machen - es sei denn natürlich, ich hätte mich "verbogen" und nur noch auf emotionsloser Sachebene diskutiert. Und das ist also der Reiz, den ich darin fände, ein Forum zu betreiben, in dem es nicht möglich wäre für die User, sich zu profilieren: wo es ausschließlich um INHALTE von Beiträgen geht, nicht darum, wer sie schreibt.
Das müßte doch bei Euch auch schon mal Thema gewesen sein? Oder ist Euch das nie durch den Kopf gegangen? Man macht sich doch zwangsläufig ein "Bild" von den Usern, mit denen man häufig Gedanken/Ideen austauscht, oder nicht? Wenn ich z.B. feststelle, daß mir Binchen und Gysi von ihrer Art zu argumentieren sympathisch sind (obwohl ich sie nicht kenne und sie in RL möglicherweise gar nicht mögen würde) dann würde ich den beiden zwar widersprechen, wenn ich anderer Meinung bin als sie - aber ich würde es sicherlich "freundlicher" tun, evtl. in Verbindung mit einer kleinen Neckerei, um meine Gegenrede "abzumildern". Jemandem, der mir von seinem Schreibstil her eher "unsympathisch" wäre, würde ich ganz genauso widersprechen - aber wohl etwas "schärfer".
Ich glaube nicht, daß das auf dieser Ebene "Du mußt aber doch zu Dir stehen, Kind!" zu sehen ist - ich stehe zu mir so oder so und halt's für müßig, das beweisen zu wollen. Das war für mich nie das Thema (obwohl mir - egal wo - fast immer auf dieser Ebene dazu geantwortet wurde). Für mich stand immer mehr die Frage im Vordergrund: was ist denn nun stärker - ARGUMENT oder doch "Beziehung" von Diskussionsteilnehmern zueinander?
LG, wirrlicht