Man macht es sich etwas zu leicht, wenn man die Wandlung der USA vom „wohlwollenden Hegemon“ zur imperialen Herrschaft personalisiert, also vor allem etwa auf die Person des derzeitigen Präsidenten George W. Bush abhebt. Gewiss, bei einem Wahlsieg seines Konkurrenten der Demokratischen Partei JohnF. Kerry wären die Akzente ein wenig anders gesetzt worden. Aber auch Kerry , mehrfach verwundeter Kriegsfreiwilliger von 1969 in Vietnam, wurde nicht müde, die amerikanische militärische Stärke zu betonen. Auch greift die Formel zu kurz, viele Argumente der US-Administration seien innenpolitisch motiviert und der - allerdings für Europäer oft befremdlichen – Religiosität weiter amerikanischer Bevölkerungsteile geschuldet.
Die US-Außenpolitik weist jenseits der persönlichen Akzentuierung eine Gesetzmäßigkeit auf. Denn die USA unterliegen als einzige nach 1990 verbliebene Supermacht – unbeschadet der Frage, ob die Sowjetunion je etwas anderes als eine rein militärische Großmacht war – dem Gesetz des Imperiums.
Alle Imperien der Geschichte unterliegen imperialen Zwangsläufigkeiten – oder sie sind nicht mehr lange ein Imperium. Für ein Imperium im dritten Jahrtausend sind diese Merkmale:
· Es kann nur eines auf dem Globus geben, keine konkurrierenden Imperien, das Imperium versteht sich selbst als einzigartig und einmalig;
· Das Imperium kann wegen seiner weltweiten Verflechtung nicht neutral bleiben, ob es will oder nicht;
· Ein Imperium, dass versucht, sich aus Konflikten an seiner Peripherie herauszuhalten, verliert seinen Status;
· Ein Imperium ringt stets um politisches Prestige, versucht etwa durch wirtschaftliche Dominanz auch ohne das „Auskunftsmittel des Krieges“ (Clausewitz) eine internationale Hierarchie aufzustellen;
· Ein demokratisch verfasstes Imperium braucht die ständige Bereitschaft seiner Bevölkerung, die ökonomischen Lasten seiner Hegemonie zu tragen;
· Diese Last wird leichter ertragbar, wenn das Imperium eine „Selbstsakralisierung“ (Münkler) zelebriert, die allerdings leicht antiimperiale Reaktionen auslöst.
Gerade das letzte Merkmal führt dazu, dass imperiale Interventionen und Missionen – gerade auch solche, die nach Hilfeersuchen erfolgen – mit religiösen Begriffen aufgeladen werden. Für die USA ist eine solche Kontinuität stringent nachweisbar:
· Woodrow Wilsons Zielsetzung beim Eintritt der USA in den ersten Weltkrieg (1917) mit seinem „14-Punkte-Plan“;
· Dwight D. Eisenhower kurz vor der Landung in der Normandie (Juni 1944) geprägte Formel vom „Cruisade for Europe“ ;
· Harry S. Trumans Doktrin 1947 von der Hilfe für alle von Tyrannei bedrohten Völker:
· John. F. Kennedys Versprechen im Jahre 1962, dass die USA keine Mühe und kein Opfer scheuen werden, um die Freiheit in aller Welt zu verteidigen;
· Ronald Reagans Charakterisierung der Sowjetunion (1982) als „Reich der Finsternis“;
· Bushs Begriff der „Achse des Bösen“, die sich vom Irak über den Iran bis Nordkorea erstrecke.
· Und die US-Außenministerin Condolezza Rice formulierte ohne direkten metaphysischen Bezug, aber doch mit ethischer Wertvorgabe im Jahre 2003: „Wir möchten nach dem Sieg über den Terror die Welt nicht nur sicherer hinterlassen, sondern auch besser.“
Jeder Platzhirsch ist unvermeidbar der künftige Verlierer, das ist keine Prognose sondern logische Schlussfolgerung aus der Geschichte. Das antike Rom herrschte über die damals bekannte Welt, woran noch heute der päpstliche Segen urbi et orbi erinnert. Es musste abtreten, weil seine Wirtschaftskraft erlahmte, römische Bürger sich um den Wehrdienst drückten und damit die militärische Stärke zur Sicherung der weiten Grenzen verfiel. 1000 Jahre später gründete Spanien ein Weltreich, „in dem die Sonne nicht unterging, bis seine Armada – vom Feinde unbesiegt – 1588 in den Stürmen versank und der neue Aufsteiger England hieß. Vergeblich griff Deutschland zweimal nach der Weltmacht. Das zermürbte Europa ließ einen Dritten aufsteigen: USA, die möglicherweise den Zenit ihrer Macht bereits überschritten haben.
Auch sie werden das Feld einmal räumen müssen, wahrscheinlich wird China Number 1. Aber man erwarte nichts zu bald, das hieße den imperialen Behauptungswillen der Amerikaner zu unterschätzen. Diese Prognose sei gewagt: Alle Leser dieser Zeilen werden die Wachablösung nicht mehr erleben.
Ziesemann
Die US-Außenpolitik weist jenseits der persönlichen Akzentuierung eine Gesetzmäßigkeit auf. Denn die USA unterliegen als einzige nach 1990 verbliebene Supermacht – unbeschadet der Frage, ob die Sowjetunion je etwas anderes als eine rein militärische Großmacht war – dem Gesetz des Imperiums.
Alle Imperien der Geschichte unterliegen imperialen Zwangsläufigkeiten – oder sie sind nicht mehr lange ein Imperium. Für ein Imperium im dritten Jahrtausend sind diese Merkmale:
· Es kann nur eines auf dem Globus geben, keine konkurrierenden Imperien, das Imperium versteht sich selbst als einzigartig und einmalig;
· Das Imperium kann wegen seiner weltweiten Verflechtung nicht neutral bleiben, ob es will oder nicht;
· Ein Imperium, dass versucht, sich aus Konflikten an seiner Peripherie herauszuhalten, verliert seinen Status;
· Ein Imperium ringt stets um politisches Prestige, versucht etwa durch wirtschaftliche Dominanz auch ohne das „Auskunftsmittel des Krieges“ (Clausewitz) eine internationale Hierarchie aufzustellen;
· Ein demokratisch verfasstes Imperium braucht die ständige Bereitschaft seiner Bevölkerung, die ökonomischen Lasten seiner Hegemonie zu tragen;
· Diese Last wird leichter ertragbar, wenn das Imperium eine „Selbstsakralisierung“ (Münkler) zelebriert, die allerdings leicht antiimperiale Reaktionen auslöst.
Gerade das letzte Merkmal führt dazu, dass imperiale Interventionen und Missionen – gerade auch solche, die nach Hilfeersuchen erfolgen – mit religiösen Begriffen aufgeladen werden. Für die USA ist eine solche Kontinuität stringent nachweisbar:
· Woodrow Wilsons Zielsetzung beim Eintritt der USA in den ersten Weltkrieg (1917) mit seinem „14-Punkte-Plan“;
· Dwight D. Eisenhower kurz vor der Landung in der Normandie (Juni 1944) geprägte Formel vom „Cruisade for Europe“ ;
· Harry S. Trumans Doktrin 1947 von der Hilfe für alle von Tyrannei bedrohten Völker:
· John. F. Kennedys Versprechen im Jahre 1962, dass die USA keine Mühe und kein Opfer scheuen werden, um die Freiheit in aller Welt zu verteidigen;
· Ronald Reagans Charakterisierung der Sowjetunion (1982) als „Reich der Finsternis“;
· Bushs Begriff der „Achse des Bösen“, die sich vom Irak über den Iran bis Nordkorea erstrecke.
· Und die US-Außenministerin Condolezza Rice formulierte ohne direkten metaphysischen Bezug, aber doch mit ethischer Wertvorgabe im Jahre 2003: „Wir möchten nach dem Sieg über den Terror die Welt nicht nur sicherer hinterlassen, sondern auch besser.“
Jeder Platzhirsch ist unvermeidbar der künftige Verlierer, das ist keine Prognose sondern logische Schlussfolgerung aus der Geschichte. Das antike Rom herrschte über die damals bekannte Welt, woran noch heute der päpstliche Segen urbi et orbi erinnert. Es musste abtreten, weil seine Wirtschaftskraft erlahmte, römische Bürger sich um den Wehrdienst drückten und damit die militärische Stärke zur Sicherung der weiten Grenzen verfiel. 1000 Jahre später gründete Spanien ein Weltreich, „in dem die Sonne nicht unterging, bis seine Armada – vom Feinde unbesiegt – 1588 in den Stürmen versank und der neue Aufsteiger England hieß. Vergeblich griff Deutschland zweimal nach der Weltmacht. Das zermürbte Europa ließ einen Dritten aufsteigen: USA, die möglicherweise den Zenit ihrer Macht bereits überschritten haben.
Auch sie werden das Feld einmal räumen müssen, wahrscheinlich wird China Number 1. Aber man erwarte nichts zu bald, das hieße den imperialen Behauptungswillen der Amerikaner zu unterschätzen. Diese Prognose sei gewagt: Alle Leser dieser Zeilen werden die Wachablösung nicht mehr erleben.
Ziesemann