AW: Unerwünschte Segnungen.
Möglicherweise stimmt das, aber was wäre denn der rechte Gebrauch?
Die Mischung von Religion und Macht ist sicher noch korrumpierender, als Macht alleine und die ist erfahrungsgemäß schon problematisch genug.
Mir gefällt das Amtsverständnis von Dietrich Bonhoeffer: "Die Kirche ist nur dann Kirche, wenn sie für andere da ist."
(in Dietrich Bonhoeffer "Widerstand und Ergebung", München 1985,415)
Jesu Christi war radikal für andere da. Die Kirche hat in der Nachfolge Jesu Christi auch das zu tun.
Bonhoeffer forderte in dem schon angeführten Buch, dass die Kirche alles Eigentum den Armen schenkt und die Pfarrer von den Gaben der Gemeinden leben.
Die Caritas Deutschland zB als eine von kirchlichen Wohlfahrtsorganisationen ist meines Wissens nach der größte private Arbeitgeber Deutschlands und sie ist Teil der Kirche.
Dazu ist Kirche speziell in Lateinamerika der einzige Ort, wo Opfer von Systemen, die ihr Leben für andere eingesetzt haben und keine Stimme mehr haben, eine Stimme bekommen. Die Kirche ist hier eine Erzähl- und Erinnerungsgemeinschaft, wo großer Wert darauf gelegt wird, der von Regimen und vom Militär ermordeten Menschen im Gottesdienst zu gedenken.
Wenn sie dort keine Stimme erhalten würden, wären sie vom bloßen Nichts bedroht.
Mir ist darüberhinaus der mystische Charakter sehr wichtig, das heißt, die Kirche als Werkzeug Gottes kennzeichnet in ihrem Wesen eine Art Unverfügbarkeit (über Gott kann man nicht verfügen) und hier richtet sich der Blick weg vom Institutiellen, von der Macht, der Verwaltung bzw dem Orgsanisatorischen.
Die Kirche ist ein Ort der Sünder und eine der Geschichtlichkeit unterworfene reformbedürftige Größe.