Vertrauen war gut, Kontrolle wäre besser gewesen!
Timirjasevez schrieb:
Als seinerzeit der EURO drohte über uns zu kommen, gab es zahlreiche Leute,
die von Volkswirtschaft etwas verstehen, die warnten und von dem simplen Grundatz ausgingen,
erst müsse ein gemeinsamer Wirtschaftsraum geschaffen werden,
dann könne man eine gemeinschaftliche Währung ins Auge fassen.
Die fehlende Harmonisierung der Wirtschafts- und Sozialpolitik der €uro-Länder
wurde von Anfang an völlig zurecht als eine Schwachstelle dieser Konstruktion erkannt.
Von den €uro-Befürwortern (zu denen auch ich mich zählte, was aber nichts zählte)
wurde jedoch gehofft, dass die vertragliche Vereinbarung von Stabilitätskriterien
einen ausreichend guten Schutz vor gefährlichen Entwicklungen bietet.
Diese Hoffnung basierte auf dem Vertrauen in die Vertragstreue der Mitglieder der €uro-Zone.
Dass dieses Vertrauen in das Fundament jeglicher internationalen Beziehung dann ausgerechnet
durch Politiker von EU-Gründerstaaten erschüttert wurde, wurde nicht vorhergesehen
und war folglich eine herbe Enttäuschung.
Im Nachhinein muss gesagt werden, dass es klüger gewesen wäre,
gleichzeitig mit der €uro-Einführung auch strikte Kontroll- und Steuerungsinstrumente
zu etablieren, mit denen ein vertragskonformes Verhalten der Regierungen der €uro-Länder
nötigenfalls erzwungen werden können hätte.
Timirjasevez schrieb:
[...] Die Politik ignorierte dies, aber nicht, weil sie es einfach
aus sich selbst heraus so wollte, sondern weil die Anbieter des realen Warenmarktes sie
aus einfachen Gewinnmaximierungsbestrebungen heraus dazu drängten, ja zwangen.
Darunter auch der BDI und sein damaliger Exponent HOH.
Die Herren Schröder und Chirac sind hier außen vor.
Sie waren nur willige Erfüllungsgehilfen, aber nicht die Ideenträger.
Diesen Einwand verstehe ich nicht. Die Budgetsünden wurden doch nicht
von den Wirtschaftstreibenden begangen, sondern von den Politikern.
Timirjasevez schrieb:
[...] Auch im Falle EURO-Krise sollte genauer beleuchtet werden,
wer sie eigentlich verursacht hat, droht doch hier erneut,
dass die europäischen Bürgerinnen und Bürger die Suppe auslöffeln sollen,
die der Finanzmarkt ihnen eingebrockt hat.
Das sehe ich auch so ähnlich. Allerdings schätze ich den Schuld-Anteil der Politiker
nicht als gar so klein ein, denn schließlich haben die Politiker bei der Gestaltung
der gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Finanzgeschäfte willfährig alle Hürden und
Leitplanken beseitigt, die geeignet gewesen wären, den Casino-Kapitalismus einzubremsen.
Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden.