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Svensgars Dreck.

AW: Svensgars Dreck.



Ohne Leid habe ich keinen Antrieb;


Wahrscheinlich haben Sie in Ihrem bisherigen Leben viel Leid erlebt und erwarten noch weiteres Leid. Aber geht es nicht der überwiegenden Mehrheit der 7 000 000 000 Menschen auf der Erde so?

Möglicherweise schöpfen Sie aus Ihrem Leid Lust auf mehr Leid. Ich kann es mir nicht recht vorstellen.

Kommt der Antrieb nicht vielmehr von der Hoffnung auf Momente ohne Leid? Sie empfinden ja auch kein Leid, wenn Sie hier lesen und schreiben...
 
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Graue Tage


Ich fahre durch die Stadt.

Warte fast darauf,
daß mir wieder jemand drauffährt.
Dann kann ich mich aufregen,
mal schreien und bewegen.

Abends sitze ich in meiner Bude.

Sehe in den Spiegel,
erkenne mich in der Kotze auf dem Teppich.
Die Neonröhre flackert,
haue darauf herum.

Nachts hasse ich mein Bett.

Längst habe ich es aufgegeben,
schlafen, wichsen, leben.
Denke mir die Träume aus,
stopfe sie in meine Löcher.



 
AW: Graue Tage


Ich fahre durch die Stadt.

Warte fast darauf,
daß mir wieder jemand drauffährt.
Dann kann ich mich aufregen,
mal schreien und bewegen.

Abends sitze ich in meiner Bude.

Sehe in den Spiegel,
erkenne mich in der Kotze auf dem Teppich.
Die Neonröhre flackert,
haue darauf herum.

Nachts hasse ich mein Bett.

Längst habe ich es aufgegeben,
schlafen, wichsen, leben.
Denke mir die Träume aus,
stopfe sie in meine Löcher.




Sie scheinen über einen geschulten Blick zu verfügen. Respekt.
Dass Sie Ihre Träume nicht träumen, und schon gar nicht leben, ist offensichtlich. (In Anbetracht der Inhalte, würde ich die nicht mal zum Stopfen benutzen.)
 
Mitternacht


Ich stehe an meinem geöffneten Küchenfenster
und sehe in den dunklen Hof.
Die letzten Schneereste tauen,
in den Gullys gluckert es.
Mir ist warm,
obwohl ich nichts anhabe.

Die alte Frau von der gegenüberliegenden Seite,
zweiter Stock,
lüftet ihr Schlafzimmer,
steht in der offenen Balkontür.
Sie sieht zu mir herüber.
Manchmal,
wenn es hell ist,
begegnen wir uns bei den Mülltonnen;
ich frage mich dann immer,
ob ihre braunen Haare echt sind.

Sie trägt einen Bademantel,
auf ihrem dünnen Arm,
und sieht durch das saubere Küchenfenster
meinen nackten oberen Körper.
Ich habe meine Wohnung im dritten Stock,
seit über zehn Jahren.
Wir hatten uns nie etwas zu sagen.
Aber fast jede Nacht treffen wir uns
über dem dunklen Hof.
Manchmal meine ich,
ein Lächeln auf ihrem Gesicht zu sehen.



 
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Flachlegen


Der Tod kam im Schlaf.
Na, gut,
dann hat ja der Rest
der Nacht
doch noch eine Aussicht.

Heute kam ich mir vor,
als ob ich die Hülle meiner Figur wäre,
die mir jeden Tag vorspielt,
ich zu sein.
Ich bin nicht meine Figur;
ich als Hülle mache mit,
was sie spielt.

Mir ist der Tod egal,
ich sterbe nicht.
Aber als Hülle mit im Sarg liegen,
gefällt mir auch nicht.
Ich wußte noch nie,
was ich will.

Wir machen das schon,
sagt die Hülle zum Ich zur Figur.

Ja,
trinke mal aus,
und lege dich flach.
Du bist eh schon tot,
was soll da noch sterben.

Vorher noch zum Küchenfenster.
Die Alte mit den braunen Kunsthaaren ist weg,
die Gullys gluckern
immer noch.





 
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