Hallo Ziesemann!
Entschuldige, daß ich mir mit der Antwort so lange Zeit gelassen habe, die letzte Woche war etwas anstrengend....
Daß mit dem roten Punkt ist mir auch schon einmal passiert, jemand gab mir einen roten Punkt und schrieb einfach nur "nein!" daneben. Meiner Meinung nach ist dieses Bewertungsystem eigentlich unnötig, um nicht zu sagen kindisch. Wenn man etwas einzuwenden hat, kann man ja einen Beitrag oder eine persönliche Nachricht schreiben, anstatt wie im Kindergarten dem Gegner einen Apfel an den Kopf zu werfen, wenn gerade niemand hinschaut.
Ziesemann schrieb:
Der "Staat sind wir". Der Student profitiert selbst davon am meisten, die "Investition in sein Gehirn", die Bildung von - ich wage das Wort kaum auszusprechen obwohl es wirtschaftswissenschaftlich korrekt und geläufig ist - Humankapital ist auch für ihn eine glänzende Investition. - Und schließlich: Er zahlt ja mit € 500 je Semester wie in D, nur einen Bruchteil der tatsächlichen Kosten.
Naja, so hoch ist der Gewinn den ein Akademiker hat auch wieder nicht. Wenn man nicht gerade in der Finanzbranche tätig ist, ist der Durchschnittslohn meist nur einen zweistelligen Prozentsatz höher. Wie Du geschrieben hast dauert es ca. bis zum 40. Lebensjahr (danke übrigens für die Zahl, hab schon länger danach gesucht), bis der "Break Even Point" der Investition Studium erreicht ist. Aber das ist dann ein Alter, in dem man heute auf dem Arbeitsmarkt schon zum Alten Eisen zählt.
500 Euro pro Semster sind ca. 80 Euro pro Monat, das ist schon eine ganze Menge, wenn man mit 800 Euro über die Runden kommen muß, denn Strom, Gas, Miete sind für Studenten nicht ermäßigt. Sicher, man könnte das Ganze sozial staffeln aber dann würde, wenn man es wirklich rücksichtsvoll macht, ein ziemlicher Verwaltungsaufwand entstehen und außerdem maximal noch die Hälfte aller Studenten überhaupt etwas zahlen. Der Gewinn wäre bescheiden.
Außerdem sehe ich Gebühren für das Grundstudium als Büchse der Pandora. In Österreich wurde das Geld in den ersten Jahren nicht den Unis gegeben, sondern zum Stopfen von Budgetlöchern verwendet, jetzt bekommen es die Unis, dafür werden sie aber vom Staat finanziell ausgehungert, wodurch sie die Gebühren womöglich bald erhöhen müssen und dann als Buhmänner für die Politik der Regierung dastehen.
Jeder neue Unternehmer startet mit Schulden. Warum nicht auch ein Student mit Eintritt ins Berufsleben? Tilgen muss er erst nach einigen Jahren.
Trotz Studiengebühr zahlt der Staat noch immer den größten Teil der Ausbildung (Ein naturwissenschaftliches Studium z.B. könnte nicht einmal ein Millionärskind selbst bezahlen). Der Studienbeitrag macht für die Unis finanziell kaum etwas aus, schon alleine deshalb stelle ich mir die Frage der Sinnhaftigkeit. Durch die zusätzliche finanzielle Belastung müssen viele nun zusätzlich arbeiten, was wiederum Zeit kostet die dann fürs Studium fehlt. Natürlich, man kann dann auch mit 6 Stunden Schlaf am Tag lernen bis man umfällt und dadurch trotzdem schnell studieren. Die Frage ist nur, ob das Sinn macht. Viele akademische Berufe sind mit einer großen Verantwortung verbunden. In den Studien lernt man aber so gut wie nichts darüber, was man gesellschaftlich oder politisch als Wissenschaftler anrichten kann, so daß man sich jedes Grundverständnis für die Folgen seines Tuns erst selbst erarbeiten muß. Dazu braucht man aber Zeit, um Bücher über nicht-Prüfungsthemen zu lesen (Philosophie, Geschichte, etc.) oder fachfremde Vorlesungen zu besuchen oder einfach um einmal ein paar Stunden in Ruhe nachzudenken. Diese Zeit fehlt, wenn man wegen des finanziellen Drucks mit Scheuklappen durchs Studium hetzen muß.
Vielleicht bin ich furchtbar altmodisch, aber meiner Meinung nach ist eine Universitätsausbildung keine Berufsausbildung wie jede andere. Das Wort "Universität" selbst spricht ja schon für sich. Aber so wie sich das System derzeit gestaltet, läuft es eher in Richtung Fachidiotenfabrik.
Was ist mit "es" gemeint. Und dass Kindergeld jeder bekommt, ist doch wohl in Ordnung, denn wir alle leben im Alter von den Kindern - den eigenen und/oder denen anderer Leute.
So ist es. Genauso profitieren wir aber auch von den Geldbeträgen, die Akademiker über Steuern und Arbeitsleistung in unser System einbringen.
Das hat rein praktische Gründe, nämlich den, dass sich die Güternutzung nicht ausschließen lässt, also man kann den Kreis der Empfänger nicht von den Nichtempfängern abgrenzen. Die Straßenbeleuchtung zahlt auch der, der nie abends ausgeht. (Unterschied öffentlicher Güter- Private Güter). Andernfalls müsste man für jeden Abendspaziergang Gebühren erheben und kontrollieren!
Beim Studium ist das anders. Der Kreis der Empänger der Bildungsleistung durch Professoren lässt sich trennscharf von den Nichtempfängern abgrenzen.
Das ist eine Frage der Betrachtungsweise. Wenn man akademische Titel als Endprodukt der Universitäten betrachtet hast Du recht. Wenn man sie aber als Zwischenprodukt und den volkswirtschaftlichen Nutzen als Endprodukt sieht, nicht.
Beispiel: Eine Frau studiert Medizin und wird Ärztin. Das ist natürlich für sie ein Gewinn, da sie nun mehr verdienen wird als ein Automechaniker.
Nun wird diese Ärztin aber wiederum in ihrer Berufslaufbahn Hunderten Menschen das Leben retten und noch vielen mehr schwere Krankheiten ersparen, die den Staat durch Arbeitskraftausfall und Krankengeld weitaus mehr belasten würden. Hier profitiert sowohl der Staat als wirtschaftliches Gebilde als auch der Einzelne, auch wenn er nicht studiert hat.
Rein sachlich stimmt das mit der Finanzierung der Autobahnen nicht: KFZ-Steuer und Mineralölsteuer erbringen wsentlich höhere Erträge als in den Straßenbau fließen - worüber sich der ADAC in regelmäßigen Abständen empört, weil die Autofahrer andere Staatsaufgaben mitfianzieren, in D z.B. als Ökosteuer getarnt die Rente.
Ich geb´s zu, daß mit den Straßen war sehr polemisch.....
Du wirst es kaum glauben, lieber Spielmann, aber diesem Deinem Fazit kann ich vorbehaltlos zustimmen. Über Modalitäten wie "Toleranzsemester" könnte man ja noch diskutieren.
Naja, in den Bedingungen für Stipendien finden sich da ohnehin schon genügend Kriterien für Toleranzsemester, die man da übernehmen könnte:
- Schwere Krankheiten und Umfälle
- Erasmussemester
- Kindererziehung
- Todesfälle in der Familie
- Finanzielle Selbsterhaltung während des Studiums
- Zu viele Studenten für zu wenige Praktikumsplätze
Sprich: Alle verzögernden Faktoren, die nicht im Einflußbereich der Studenten liegen. Ich glaube, wenn man die Gebühren nur als Druckmittel gegen überlanges Studieren einsetzt, aber das Grundstudium kostenlos bleibt wäre meiner Meinung nach ein ausreichender Anreiz für schnelles Studieren geschaffen und es kommen Akademiker heraus, die einen weiteren Horizont haben, als viele der Neoakademiker von heute, die Begriffe wie "Kant", "30jähriger Krieg" und -für Wissenschaftler nicht gerade uninteressant- "Doktor Faustus" gerade noch diffus aus der Schule in Erinnerung haben, weil die Zeit für eingehende Beschäftigung mit den Problemen der Welt fehlte.
Natürlich, jetzt könnte man einwenden, daß die Studenten ja am Wochenende immer noch genug Zeit haben, am Abend Saufen zu gehen und irgendwelchen belanglosen Vergnügen zu frönen. Aber wenn man sechs Tage die Woche nur arbeitet und lernt und dazwischen gerade genug Zeit bleibt, ein paar Brocken Nahrung reinzustopfen ist das die logische Folge, denn da lässt sich der Stress für ein paar Stunden vergessen.....
lG,
Spielmann