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Steht die EU als Staaten-Vereinigung vor ihrem Ende, in heutiger Ausdehnung?

Steht die EU als Staaten-Vereinigung vor ihrem Ende, in heutiger Ausdehnung?

Ich teile Müllers Meinung, was den aktuellen Zustand der EU angeht, aber sein Lösungsansatz ist, aus meiner Sicht, gefährlich.

Es stimmt, dass die EU-Erweiterung überhastet war und die Gründe dafür sind leicht auszumachen: es waren einerseits marktpolitische Gründe, weil die EU-Wirtschaft neue offene Märkte erschließen wollte und andererseits strategisch-politische Gründe, weil man einen Gegenpart zu den anderen Großmächten darstellen wollte. Die osteuropäischen Länder haben wiederrum durch ihre EU-Mitgliedschaft auch die NATO-Mitgliedschaft mitgeliefert bekommen, um ihrer historisch begründeten Angst vor dem russischen Einfluss zu entkommen. Dass diese Mitgliedschaft auch Solidarität unter den Mitgliedern bedeutet, hat man zwar damals mitbekommen, aber zunächst einmal mal war man ja in der Nehmerrolle und sie war recht angenehm. Mit der Finanzkrise hat sich allerdings die Situation geändert und mit der Griechenlandkrise zusätzlich zugespitzt. Plötzlich war man gefordert Solidarität zu üben und es war ungleich unangenehmer. Ich will es natürlich nicht so einseitig darstellen: Alle Geberländer haben sich nur Zähneknirschend solidarisch gezeigt und Deutschland hat sich auch nur deshalb engagiert, weil man nach einem Blick auf seine Absatzmärkte feststellen musste, dass mehr als die Hälfte seiner Exporte an die EU-Länder gehen. Soweit so schlecht.

Kommen wir zu Müllers Lösungsansatz: glaubt er, dass dieser EU-Kern, den er Vorschlägt, eine Chance im globalen Markt- und Machtspiel hätte? Ich glaube es nicht. Würde es die rechtsradikalen Tendenzen in allen diesen Ländern abschwächen? Mit Sicherheit nicht, weil sie nur nationale Interessen in den Vordergrund stellen und dieses supra-nation building zur Farce verkommen würde.

Hinzukommt, dass der „äußere Ring“, wie er ihn nennt, bestehend aus den wirtschaftlich schwächeren Ländern zum Spielball der Mächte verkommen würde. Die USA, China und Russland warten nur darauf, wenn sie es nicht sogar bezwecken.

Ich will es mir nicht ausmalen, wie Europa aussehen würde, wenn sein Lösungsansatz Realität würde, weil es mir dabei schlecht wird. Eines weiß ich: die Eurokrise und die aktuelle Flüchtlingskrise wären dagegen ein Kinderspiel.

In vielen Ihrer analytischen Argumente gebe ich Ihnen Recht. Doch ich bezweifle, dass zum einen das „Schiff Europa“ mit seiner aktuellen Besatzung (Mitglieder) zu retten wäre, noch, dass die dann vergleichsweise noch proportional stärkere Wirtschaftskraft einer neuen geeinten Kern-EU mit rd. 320 Millionen Bürgern zum „Spielball“ der genannten Großmächte werden würde.

Die aktuelle Mitgliederstruktur weist nun auch erhebliche Basis-Mängel auf, die in den vielen Jahren ohne diese schweren Krisen nicht hervorstechen sollten. Ein wesentlicher Punkt hier ist die unterschiedliche historische und kulturelle Entwicklung der zahlreichen EU-Mitgliedsstaaten. Im Vergleich zu Kern-Europa – Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Griechenland, Österreich, Benelux, Gesamt-Skandinavien, auch wenn politisch derweil auf Abwegen Großbritannien und Irland, so auch die Schweiz – finden wir in den Staaten des Osten und teilweise auch immer noch des Balkans vielmehr „geschlossene“ Gesellschaften, Kulturen, die sich nicht an den mitteleuropäisch kulturerweiternden Entwicklungen der Aufklärung und auch der Öffnung gegenüber anderen Ethnie und Menschen beteiligt haben. Auch weil es niemals dazu kam. Alle diese Staaten hatten so auch in den letzten Jahrzehnten niemals ein Thema Zuwanderung. Den gab es schlicht nicht.

Wir müssen also mal wieder differenzieren. Diese Staaten, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Slowakei, Slowenien, Kroatien und viele mehr, aktuelle leider auch Polen, hatten niemals mit einer solchen „Solidarität“ zu schaffen, eher das existentielle Problem, dass die eigene junge Elite das Land zugunsten Zentral-Europas oder US-Amerikas verließ. Nun aber kommt die Forderung nach Kontingent-Aufnahmen und Aufnahme von „Fremden“. Geschlossene Gesellschaften agieren unter einem solchen Diktat erst recht materialistisch-egozentrisch-nationalistisch. Die Angst beherrscht noch weit tiefer, als in Ländern wie Deutschland oder Österreich, weil mit Zuwanderung aus dem fernen Ausland gänzlich die Erfahrung fehlt und die Ängste vor innergesellschaftlichen Krisen irrational groß ausfallen.

Bedauerlicherweise wuchsen diese emotional zum größten Teil unbegründeten Ängste auch hier und in den Ländern Zentral-Europas, die es aus Erfahrung besser wissen sollten.
Soalange aber diese biederen, jammervollen Kräfte in "unseren" zentraleuropäischen Ländern Minderheit bleiben, ist und bleibt alles "gut" am Ort und man darf an ein wahres geeintes echtes EU-Gebilde glauben.
 
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Das Europa Nationenlied :D

Europa über alles,
über alles in der Welt
Und im Falle eines Falles
Euros uns zusammenhält

Vom Okzident bis zum Orient
Von der Loire bis zum Nil
Keine Grenze uns mehr trennt
Alles Zusammenhaben unser Ziel

Wohlfahrt, Wohlstand über alles
über alles in der Welt
Wir Retter des Zerfalles
Haben ein großes Feld

Deutsche Leistung immer treue
Deutscher Drang, samt Gut
Stoßen an auf alles Neue
Kommt alle, habt Mut

:ola::jump3::jump2::jump1::jump4::jump6:
 
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Offenbar wurden die Abbildungen, die ich hier aus eigener Hand setzte, gelöscht.
Ich nehme dies als Fingerzeig, mich hier zu verabschieden. Gute Zeit wünsche ich.
 
Warum werden solch oberzynische und fremdenfeindliche Leserbriefe von der Spiegel-Redaktion nicht gelöscht? :eek:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/mu...-a-1077246.html#js-article-comments-box-pager

Leserbriefe Seite 4. Was wären wir ohne die heutige EU...
option@l 14.02.2016

Ich kann mich noch erinnern, wie ich Mitte der 90er Jahre frierend und hungernd in einem Keller gehockt habe. Das Einzige, was mich gewärmt hat, waren die wertlosen D-Mark-Scheine, die meine Eltern in einer kleinen Blechdose verbrannt haben. Einmal die Woche gab's Essen bei der Heilsarmee. Alle waren arbeitslos, Deutschland das wirtschaftliche Schlusslicht in Europa. Dann wurde ich plötzlich wach :)) Leute, was erzählt ihr hier für einen Quark? Denkt ihr wirklich, das glaubt einer? Vor dieser Irrsinns-EU mit Euro und kollektiver Schuldenunion ging es uns gut, man bekam Lohnerhöhungen, konnte seine Ersparnisse vernünftig anlegen und für das Alter sparen. Was ist seitdem passiert? 0 Prozent Zinsen, realer Lohnverlust, Deutschland finanziert halb Europa, bekommt im Gegenzug 1 Mio. ungelernte Einwanderer ins Land geschickt, die sonst keiner haben will. Wir finanzieren den einen das Kindergeld, den anderen die Arbeitslosigkeit und die Frühverrentung, während wir selbst arbeiten dürfen, bis wir tot umfallen. Was habe ICH davon, außer daß ich im Urlaub kein Geld mehr umtauschen muß? Wißt ihr, wo ihr euch eure EU und eure Euros einstecken könnt? Genau dahin...


Ich las fast in allen Medienberichten, dass fast alle Schutzbedürftigen hochqualifizierte
Facharbeiter seinen, d.h. Ärzte, Professoren, Wissenschaftler, Abiturienten, usw. :rolleyes:

Selbstverständlich kann ab und an mal ein Analphabet dabei sein,
denn man darf nicht vergessen, dass es Gegenden gibt, wo kein Schulgebäude mehr steht. o_O

Aber das ist kein Problem, denn D fördert alle Schutzbedürftigen und investiert zwecks Integration einige Milliarden Euros!
Denk mal, dass jeder € den wir in diese Spezialisten investieren, wir 1000 fach zurückbekommen! :)
 
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Meinst du die da?

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In vielen Ihrer analytischen Argumente gebe ich Ihnen Recht. Doch ich bezweifle, dass zum einen das „Schiff Europa“ mit seiner aktuellen Besatzung (Mitglieder) zu retten wäre, noch, dass die dann vergleichsweise noch proportional stärkere Wirtschaftskraft einer neuen geeinten Kern-EU mit rd. 320 Millionen Bürgern zum „Spielball“ der genannten Großmächte werden würde.
Ich bezog mich auf Müllers Lösungsansatz. Dort war von einer „echten Föderalgemeinschaft“ die Rede, bestehend aus Deutschland, Frankreich und den Beneluxstaaten. Dieser „innere Kern“, wie er ihn nennt, hätte nichts dem Sack Reis, der in China umfällt, entgegenzusetzen; dem Rechtsradikalismus in seinem Innern, noch weniger.
 

Harter Kern Europas ?

Henrik Müller SPON schrieb:
[...]

Die Lösung ist ein radikaler Schritt


Es ist offensichtlich, dass die EU nicht ewig so
weitermachen kann. Mit reiner Beschwichtigung der Briten
ist es nicht getan. Wenn die EU nicht zerfallen soll,
dann wird sie sich aufspalten müssen:

in einen harten Kern um

Frankreich, Deutschland und die Benelux-Länder.


Diese Staaten müssen sich zu einer echten
Föderalgemeinschaft zusammenschweißen
- mit allem, was dazu gehört:

Parlament, Regierung, Währung, Armee.

Es bliebe dann noch äußerer Ring,
der nicht viel mehr wäre als ein
Binnenmarkt samt Wettbewerbsbehörden.

Damit der innere Kern als Demokratie funktionieren kann,
ist eine Art supra-nation building nötig:
aktive gemeinsame Kulturpolitik,
gemeinsame Massenmedien,
gemeinsame Zweitsprache.

Der äußere Ring bliebe davon unberührt.
Er wäre ein derart lockerer Verbund,
dass auch Großbritannien darin einen Platz fände.

Die europäische Integration kann nur durch Überzeugung
weiterexistieren. Sie kann Nationen auf Dauer
weder durch Zwang noch durch Geld an sich binden.
Auf diese Realitäten sollte sich Europa einstellen.
Gegen so einen harten Kern hätte ich als Ösi nichts
einzuwenden, obwohl ich nicht den Eindruck habe,
dass die Mentalitäten der Deutschen und Franzosen
einander ausreichend ähnlich sind, um auf Dauer
friktionsfrei miteinander auszukommen.

Man kann das ja ganz klar an den unterschiedlichen
Zuständen der öffentlichen Haushalte ablesen.

Die Franzosen "erwirtschaften" ein Haushaltsdefizit,
das höher als die mit dem Maastricht-Abkommen vereinbarte
Obergrenze ist (halten sich also nicht an die Vereinbarung),
wogegen die Deutschen einen Haushaltsüberschuss ausweisen.

Ähnliche Divergenzen liegen heute schon in Belgien vor,
zwischen Flamen und Wallonen herrscht häufig Uneinigkeit.


Das Positive an der EU ist die Erweiterung,
die gleichzeitig versuchte Vertiefung ist das Problem.

Die Vertiefung kann erst dann problemlos erfolgen,
wenn sich die Mentalitäten der Völker aneinander
angeglichen haben.

Diese Angleichung erfolgt aber nur sehr langsam,
im Laufe von mehreren (5-6 ?) Generationen.


> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <

 
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Falls Deine Vision sich bewahrheitet und ich es erlebe, rechne ich mit einer Einladung auf ein Bier in das Münchner Hofbräuhaus.
Gerne. Obwohl.., beim Haxen-Maier (oder wie hieß der herrliche Laden), fühlte ich mich wohler, im Hofbräuhaus geht ja jeden Tag der Bär wie im rheinischen Karneval ab..., da versteht man ja das eigene Wort nicht mehr.. ;)
 
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