Joachim Stiller
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Aus einem Brief von Rosa Luxemburg an Luise Kautzky
Ich habe gerae etwas gezögert, ob ich es posten soll oder nicht, denn eigentlich bin ich als Postneomarxist ja ein Abtrünniger... Aber ich poste es mal trotzdem, denn es ist heute noch so frisch und aktuell wie damals...
"Dein Kopf ist voller Sorgen um die scheifgehende Weltgeschichte und Dein Herz voller Seufzer um die Erbärmlichkeit der Scheidemänner und Genossen. Und jeder, der mir schriebt, stöhnt und seufzt gleichfalls. Ich finde nichts lächerlicher als das. Begreifst Du denn nicht, dass der allgemeine Dalles viel zu groß ist, um über ihn zu stöhnen? Ich kann mich grämen, wenn mir die Mimi krank wird, oder wenn Dir etwas fehlt. Aber wenn die ganze Welt aus den Fugen geht, da suche ich nur, zu begreifen, was und weshalb es passiert ist, und hab ich meine Pflicht getan, dann bin ich weiter ruhig und guter Dinge. (...) Schau, z.B. wie ein Goethe mit kühler Gelassenheit über den Dingen stand. (...) Und wenn Du etwa sagst, Gothe war aber kein politischer Kämpfer, so meine ich: Ein Kämpfer muss erst recht über den Dingen zu stehen [ver]suchen, sonst versinkt er mit der Nase in jedem Quark."
Gruß Joachim Stiller Münster
Ich habe gerae etwas gezögert, ob ich es posten soll oder nicht, denn eigentlich bin ich als Postneomarxist ja ein Abtrünniger... Aber ich poste es mal trotzdem, denn es ist heute noch so frisch und aktuell wie damals...
"Dein Kopf ist voller Sorgen um die scheifgehende Weltgeschichte und Dein Herz voller Seufzer um die Erbärmlichkeit der Scheidemänner und Genossen. Und jeder, der mir schriebt, stöhnt und seufzt gleichfalls. Ich finde nichts lächerlicher als das. Begreifst Du denn nicht, dass der allgemeine Dalles viel zu groß ist, um über ihn zu stöhnen? Ich kann mich grämen, wenn mir die Mimi krank wird, oder wenn Dir etwas fehlt. Aber wenn die ganze Welt aus den Fugen geht, da suche ich nur, zu begreifen, was und weshalb es passiert ist, und hab ich meine Pflicht getan, dann bin ich weiter ruhig und guter Dinge. (...) Schau, z.B. wie ein Goethe mit kühler Gelassenheit über den Dingen stand. (...) Und wenn Du etwa sagst, Gothe war aber kein politischer Kämpfer, so meine ich: Ein Kämpfer muss erst recht über den Dingen zu stehen [ver]suchen, sonst versinkt er mit der Nase in jedem Quark."
Gruß Joachim Stiller Münster