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Sollte die Metaphysik überwunden werden oder ist das gar nicht möglich?

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De Psychiatrie könnte Aufschluss geben,tut sie aber nicht:blume2:

Wie denn auch, wenn man dazu Psychiater befragen muß, nicht aber den Arzt ohne psychiatrische Ausbildung oder einen Apotheker?

Die Überwindung der Metaphysik ist natürlich und selbstverständlich dem Gerede sophistischer Freunde zur Weisheit zu verdanken und natürlich und selbstverständlich überflüssig.

Gott zum Gruße!
 
Wie denn auch, wenn man dazu Psychiater befragen muß, nicht aber den Arzt ohne psychiatrische Ausbildung oder einen Apotheker?

Die Überwindung der Metaphysik ist natürlich und selbstverständlich dem Gerede sophistischer Freunde zur Weisheit zu verdanken und natürlich und selbstverständlich überflüssig.

Gott zum Gruße!
Der Psychiater,läßt zum Schluss auch Fragen zu!
Oder denken sie, daß nur er fragen darf,obwohl ich eine Sie habe.;)
Zur Metaphysik gehört auch Körper,aber ich denke,daß wissen sie auch;)
 
Wie denn auch, wenn man dazu Psychiater befragen muß, nicht aber den Arzt ohne psychiatrische Ausbildung oder einen Apotheker?

Die Überwindung der Metaphysik ist natürlich und selbstverständlich dem Gerede sophistischer Freunde zur Weisheit zu verdanken und natürlich und selbstverständlich überflüssig.

Gott zum Gruße!


Ursrpünglich geht die Rede von einer "Überwindung von Metaphysik" auf Nietzsche und Heidegger zurück. Sie dürfen sich also bei diesen Denkern dafür bedanken.

Bei Heidegger heißt es dazu beispielsweise:

" Die Überwindung der Metaphysik

Das Wesen der Geschichte kann nur <geschichtlich> aus der Zugehörigkeit zu ihr, d.h. in der Verarmung aus der Armut- erfahren, d.h. durch sie selbst er-eignet werden. Für diese Erfahrung ist unumgänglich das Wissen <der> Überwindung der Metaphysik.
Diese Überwindung entstammt dem Seyn selbst und nimmt ihren Anfang in der Seinsverlassenheit des Seienden, die eine Grundstimmung anstimmt, aus der erst Wissende als Fragende nach der Wahrheit des Seyns herkommen.
Überwindung ist die ausgezeichnete Wesung der Wahrheit des Seyns gegen die Versäumnis ihrer erstanfänglichen Gründung; Überwindung läßt die Wesensfolge dieser Versäumnis offenbar werden.

Durch die Überwindung- als Geschichte rückt die Metaphysik selbst aus dem Schein einer bloßen Meinung und Lehre heraus in die Entscheidung des Unterschieds von Sein und Seienden, welcher Unterschied dem anfänglichen Wesen des Seins (φυσις) entfallen ist."

In: Martin Heidegger, Metaphysik und Nihilismus, GA Band 67., Klostermann 1999,S.8

Ein konkretes Beispiel also wie Heidegger diese "Überwindung" denkt. Heidegger würde das natürlich nicht als "überflüssig" ansehen, wie er hier über diese Frage nach gedacht hat.

PS: Es gibt natürlich auch bei Nietzsche solche Gedanken hinsichtlich der Metaphysik und ich hatte ja schon ein Beispiel dazu aus der "Fröhlichen Wissenschaft" oder "Menschlich-Allzumenschliches" zitiert, woran ich hier nur erinnere. Nietzsche hat diese Frage soweit ich sehe auf seine Art und Weise gedacht , ohne dabei von einem "Seinsdenken" auszugehen.
 
Das Wesen der Geschichte kann nur <geschichtlich> aus der Zugehörigkeit zu ihr, d.h. in der Verarmung aus der Armut- erfahren, d.h. durch sie selbst er-eignet werden.

Gerede, nichts als Gerede. Was west denn in der Geschichte, so diese nicht erzählt? Das Wesen einer Geschichte besteht in der Formulierungskunst des Erzählers, davon die Geschichte lebt. Geschichtlich kann die Geschichte nur im Erzähltwerden bestehen, sei es nun bildlich, schriftlich oder verbal. Zur Sprache gebracht wird dasjenige, dessen der Erzähler der Geschichte gedenkt.

Für diese Erfahrung ist unumgänglich das Wissen <der> Überwindung der Metaphysik.

Die Geschichte der Metaphysik zeigt doch, daß sie eben nicht überwunden werden kann und es bleibt die spannende Frage, welche Arten von Dingen es gibt.

Diese Überwindung entstammt dem Seyn selbst und nimmt ihren Anfang in der Seinsverlassenheit des Seienden

Andererseits ist er der Meinung, der Sinn von Sein müsse uns bereits verfügbar sein. Tatsächlich besteht das Sein der Dinge in deren Wahrgenommenwerden und genau dafür sind die Sinne ja auch da und der Denksinn, der uns das Sinnieren über das mit den Sinnen Wahrnehmbare ermöglicht, stiftet natürlich und selbstverständlich den Sinn, ist Sinnstifter zum Beispiel darin, den gefühlten Ball mit den gesehenen Ball zu verbinden, ansonsten bräuchte man doch überhaupt nicht denken.

Gott zum Gruße!
 
Nun mittlerweile bin ich der Meinung, dass man zumindest kritisch zur Metaphysik stehen sollte, aber ob man ohne Metaphysik philosophieren kann, ist nicht einfach zu beantworten.

Man muss zwischen der traditionellen Metaphysik (d.h. Metaphysik ist nichts anderes als Theologie) und der im Verlauf des 17. Jahrhunderts entstandenen allgemeinen Metaphysik (metaphysica generalis) - auch Ontologie genannt, in der das Seiende als Seiendes (d.h. ohne hierbei Vorannahmen über das Seiende anzustellen) betrachtet wird - unterscheiden, sonst kommt man nicht weit.

Kants großer Versuch galt der Begründung der allgemeinen Metaphysik als Wissenschaft - bekanntlich scheiterte dieser (wenn auch grandios), zeitigte im deutschen Idealismus anschließend wahnwitzige Versuche, Kants komplexes Konstrukt zu verbessern (bzw. verschlimmbessern) und eigene Konzeptionen hierauf oder davon abhebend zu begründen.

Die fixe Idee ist seither fest in den Köpfen verankert, dass man für eine wissenschaftlich fundierte Welterklärung eine Bedingung der Möglichkeit (d.h. transzendental) für jede Erklärung/Erkenntnis benötigt, da ansonsten keine Gewissheit möglich ist. Deshalb kann auch ein Heidegger diese Überlegung aufgreifen und in seinem Sinne die allgemeine Metaphysik "überwinden", ohne sich daran zu stören, dass sein "Sein" als oberster Grund selbst grundlos daher kommt - was freilich kein Problem ist, da er ja immer schon Grund ist etc.

Man könnte also auch sagen, dass schon in der Folge von Kant die metaphysica generalis mit dem theologisch geprägten traditionellen Metaphysikbegriff vermengt wurde und eine konsequente Unterscheidung im Grunde gar nicht wirklich erfolgte. Erst im Zuge des 20. Jahrhunderts (im Rahmen der analyt. Philosophie) wurde dies möglich.

Popper beispielsweise äußert sich wie folgt:

"Ich schlage vor, den Realismus als die einzige vernünftige Hypothese zu akzeptieren - als eine Vermutung, zu der noch nie eine vernünftige Alternative angegeben worden ist. Ich möchte in dieser Sache nicht dogmatischer sein als in irgendeiner anderen. Ich glaube aber, daß ich alle erkenntnistheoretischen Argumente kenne - es sind hauptsächlich subjektivistische -, die zugunsten von Alternativen zum Realismus angeführt worden sind, wie der Positivismus, der Idealismus, der Phänomenalismus, die Phänomenologie und so weiter, und obwohl ich kein Feind von Diskussionen über Ismen in der Philosophie bin, halte ich doch alle mir bekannten philosophischen 'Argumente' für einen dieser Ismen für eindeutig falsch. Die meisten entspringen aus der abwegigen Suche nach Gewißheit, nach sicheren Grundlagen. Und alle sind typisch philosophische Fehler im schlechtesten Sinne des Wortes: Sie leiten sich alle aus einer falschen Erkenntnistheorie des Alltagsverstandes ab, die keiner ernsthaften Kritik standhält." (Karl R. Popper, "Objektive Erkenntnis. Ein evolutionärer Entwurf.", 4. Aufl. 1984, Hoffmann und Campe: Hamburg. S. 42)

Gemeint ist von Popper mit der "Erkenntnistheorie des Alltagsverstandes" die sogen. "Kübeltheorie", nach der das Wissen über die Dinge gleichsam wie in einen Kübel in unseren Kopf hinein geschüttet wird und dabei diese wahrgenommenen Fakten die Gewissheit darstellen, welche lediglich vom jeweils subjektiven Erkenntnisvermögen gefährdet/beeinträchtigt wird, das die Fakten verzerrt oder falsch interpretiert. Popper lehnt nun diesen Glauben an die reinen Fakten und damit an die Möglichkeit absoluter Gewissheit ab.

Ein transzendentaler Rahmen, der sichere Erkenntnis vorgeblich garantiert, wäre ein Denkfehler/Irrtum und demnach schlicht überflüssig; dass die Hypothese des Realismus selbst Metaphysik darstellt, bestreitet Popper nicht, aber sie (die Metaphysik) hebt sich eben nicht von der Physik (dem Realen) prinzipiell ab, sondern ist - in meinen Worten - Teil des Erkenntnisprozesses selbst.

Hans Albert unterstreicht die Bedeutung einer in diesem Sinne verstandenen kritischen Metaphysik folgendermaßen:

"Wenn man davon ausgehen kann, daß Theorien den Spielraum des möglichen Geschehens abzugrenzen suchen, so darf man die Konsequenz ziehen, daß eine Neuabgrenzung dieses Spielraums durch Änderung der theoretischen Auffassung jeweils in einem bestimmten Maße unmöglich Erscheinendes als möglich und bisher möglich Erscheinendes als unmöglich postuliert. In diesem Sinne kann also eine metaphysische Konzeption 'Unmögliches' behaupten, das heißt: 'Möglichkeiten' entwerfen, die nach dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft 'nicht' gegeben sind, ohne daß Grund besteht, sie deshalb von vornherein zu verwerfen. [...] Der Versuch, sich den kritischen Dialog mit der Wirklichkeit zu ersparen - der Versuch des Sprunges in den vollkommenen Zustand -, führt ... zur Unterdrückung der Kritik und zur Herrschaft eines starren, unkorrigierbaren Systems." (Hans Albert, "Traktat über kritische Vernunft", 5. Aufl. 1991, Mohr: Tübingen. S. 60 f.)

So gesehen kann also die Metaphysik nicht überwunden werden, aber je reger der "kritische Dialog mit der Wirklichkeit" stattfindet, desto weniger wird die Metaphysik als starres Gedankensystem von Interesse sein und umso mehr Möglichkeiten bieten sich dem spekulativen Denken, die Grenzen des bisher Möglichen zu sprengen, um das vormals Unmögliche möglich zu machen: Der gemeinsame Bezugsrahmen hierfür lautet "Realität".

Das ist für mich sinnvoll verstandene "Metaphysik"; eine Überwindung oder Verwindung erübrigt sich nicht nur, sie verbietet sich geradezu, käme eine solche doch einem Verzicht auf kritisches Denken gleich.

Gruß
Philipp
 
Zuletzt bearbeitet:
Gerede, nichts als Gerede. Was west denn in der Geschichte, so diese nicht erzählt? Das Wesen einer Geschichte besteht in der Formulierungskunst des Erzählers, davon die Geschichte lebt. Geschichtlich kann die Geschichte nur im Erzähltwerden bestehen, sei es nun bildlich, schriftlich oder verbal. Zur Sprache gebracht wird dasjenige, dessen der Erzähler der Geschichte gedenkt.

Warum , denn Gerede? Können Sie das denn auch "begründen", warum das angeblich so ist?

Heidegger spricht ja hier in allgemeiner Form von "Geschichte" und denkt dabei nicht unbedingt an die Geschichte, die man erzählen kann..

Wobei es natürlich Heidegger auch die Geschichte der Philosophie reflektiert und auch das , was er die "Seinsgeschichte" nennt.

Heidegger sagt dazu in GA 80.1, S.57:

"Die Entscheidung in diesem Entweder-Oder hängt davon ab, wie weit verstanden wird, was Geschichte ist, ob man in ihr eine Antiquitätensammlung seiht für die Neugier und gelegentliche Belehrung, oder ob man versteht, daß wir die Geschichte selbst und somit für sie und deren Auswirkung die Verantwortung tragen"

Bemerkenswert an diesem Zitat ist, dass Heidegger hier besonders betont, "daß wir die Geschichte selbst sind", also der Mensch bzw. das Dasein.

Zu Heideggers Verständnis von Geschichte vgl. auch §73f. von Sein und Zeit, so heißt es beispielsweis (S.379):

"Geschichte ist das in der Zeit sich begebende spezifische Geschehen des existierenden Daseins, so zwar, dasß das im Miteinandersein <vergangene> und zugleich <überlieferte> und fortwirkende Geschehen im betonten Sinne als Geschichte gilt."

und S.381:

"Primär geschichtlich -behaupten wir- ist das Dasein. Sekundär geschichtlich aber das innerweltlich Begegnende, nicht nur das zuhandene Zeug im weitesten Sinne , sondern auch die Umweltnatür als <geschichtlicher Boden>."

Das ist Heidegger Auffassung von Geschichte und "geschichtlich", (wie er sie also versteht) können Sie sich damit anfrennde?

Aber im Übrigen erzählt auch Heidegger eine Geschichte, nämlich die Geschichte des Seins (mit entsprechendem Narrativ).

Die Geschichte der Metaphysik zeigt doch, daß sie eben nicht überwunden werden kann und es bleibt die spannende Frage, welche Arten von Dingen es gibt.

Lassen wir Heidegger selbst dazu nochmal sprechen (GA 96, S.97):

"<Sein und Zeit > ist der erste und in seiner Gebrochenheit unausweichliche Versuch, die wesentliche Überwindung der Metaphysik also solche (die Meta-Metaphysik) <metaphysisch> zu sagen; indem wir noch von Meta-Metaphysik sprechen, zieht uns das zu Überspringende auf sein Wesen. "

Sein und Zeit wird also von Heidegger als der Versuch gesehen "die Überwindung der Metaphysik als solche" (was er die "Meta-Metaphysik" nennt) eben noch auf "metaphysische Weise" zu sagen. Und dies kann man meines Erachtens als recht paradox hier von der Formulierung her sehen, denn die Rede von einer "Meta-Metaphysik" führt uns selbst wieder so Heidgger zur Metaphysik zurück.


Andererseits ist er der Meinung, der Sinn von Sein müsse uns bereits verfügbar sein. Tatsächlich besteht das Sein der Dinge in deren Wahrgenommenwerden und genau dafür sind die Sinne ja auch da und der Denksinn, der uns das Sinnieren über das mit den Sinnen Wahrnehmbare ermöglicht, stiftet natürlich und selbstverständlich den Sinn, ist Sinnstifter zum Beispiel darin, den gefühlten Ball mit den gesehenen Ball zu verbinden, ansonsten bräuchte man doch überhaupt nicht denken.

Gott zum Gruße!

In SuZ heißt es (S.7):

"Seiendes kann in seinem Sein bestimmt werden, ohne daß dabei schon der explizite Begriff vom Sinn des Seins verfügbar sein müßte."

Nun das Wort /die Formel "Sinn von Sein" meint nicht die leiblich-geistigen Sinne von denen Sie sprechen...Heidgger spricht eher von der "Erhellung des Seinssinnes" (S.6), sieht das von der semantischen Seite her und nicht so von der leiblichen. Heidegger denkt hier eben "anders" hinsichtlich des "Sinns von Sein".


χαῖρε!
 
Man muss zwischen der traditionellen Metaphysik (d.h. Metaphysik ist nichts anderes als Theologie) und der im Verlauf des 17. Jahrhunderts entstandenen allgemeinen Metaphysik (metaphysica generalis) - auch Ontologie genannt, in der das Seiende als Seiendes (d.h. ohne hierbei Vorannahmen über das Seiende anzustellen) betrachtet wird - unterscheiden, sonst kommt man nicht weit.

Kants großer Versuch galt der Begründung der allgemeinen Metaphysik als Wissenschaft - bekanntlich scheiterte dieser (wenn auch grandios), zeitigte im deutschen Idealismus anschließend wahnwitzige Versuche, Kants komplexes Konstrukt zu verbessern (bzw. verschlimmbessern) und eigene Konzeptionen hierauf oder davon abhebend zu begründen.

Die fixe Idee ist seither fest in den Köpfen verankert, dass man für eine wissenschaftlich fundierte Welterklärung eine Bedingung der Möglichkeit (d.h. transzendental) für jede Erklärung/Erkenntnis benötigt, da ansonsten keine Gewissheit möglich ist. Deshalb kann auch ein Heidegger diese Überlegung aufgreifen und in seinem Sinne die allgemeine Metaphysik "überwinden", ohne sich daran zu stören, dass sein "Sein" als oberster Grund selbst grundlos daher kommt - was freilich kein Problem ist, da er ja immer schon Grund ist etc.

Man könnte also auch sagen, dass schon in der Folge von Kant die metaphysica generalis mit dem theologisch geprägten traditionellen Metaphysikbegriff vermengt wurde und eine konsequente Unterscheidung im Grunde gar nicht wirklich erfolgte. Erst im Zuge des 20. Jahrhunderts (im Rahmen der analyt. Philosophie) wurde dies möglich.

Popper beispielsweise äußert sich wie folgt:

"Ich schlage vor, den Realismus als die einzige vernünftige Hypothese zu akzeptieren - als eine Vermutung, zu der noch nie eine vernünftige Alternative angegeben worden ist. Ich möchte in dieser Sache nicht dogmatischer sein als in irgendeiner anderen. Ich glaube aber, daß ich alle erkenntnistheoretischen Argumente kenne - es sind hauptsächlich subjektivistische -, die zugunsten von Alternativen zum Realismus angeführt worden sind, wie der Positivismus, der Idealismus, der Phänomenalismus, die Phänomenologie und so weiter, und obwohl ich kein Feind von Diskussionen über Ismen in der Philosophie bin, halte ich doch alle mir bekannten philosophischen 'Argumente' für einen dieser Ismen für eindeutig falsch. Die meisten entspringen aus der abwegigen Suche nach Gewißheit, nach sicheren Grundlagen. Und alle sind typisch philosophische Fehler im schlechtesten Sinne des Wortes: Sie leiten sich alle aus einer falschen Erkenntnistheorie des Alltagsverstandes ab, die keiner ernsthaften Kritik standhält." (Karl R. Popper, "Objektive Erkenntnis. Ein evolutionärer Entwurf.", 4. Aufl. 1984, Hoffmann und Campe: Hamburg. S. 42)

Gemeint ist von Popper mit der "Erkenntnistheorie des Alltagsverstandes" die sogen. "Kübeltheorie", nach der das Wissen über die Dinge gleichsam wie in einen Kübel in unseren Kopf hinein geschüttet wird und dabei diese wahrgenommenen Fakten die Gewissheit darstellen, welche lediglich vom jeweils subjektiven Erkenntnisvermögen gefährdet/beeinträchtigt wird, das die Fakten verzerrt oder falsch interpretiert. Popper lehnt nun diesen Glauben an die reinen Fakten und damit an die Möglichkeit absoluter Gewissheit ab.

Ein transzendentaler Rahmen, der sichere Erkenntnis vorgeblich garantiert, wäre ein Denkfehler/Irrtum und demnach schlicht überflüssig; dass die Hypothese des Realismus selbst Metaphysik darstellt, bestreitet Popper nicht, aber sie (die Metaphysik) hebt sich eben nicht von der Physik (dem Realen) prinzipiell ab, sondern ist - in meinen Worten - Teil des Erkenntnisprozesses selbst.

Hans Albert unterstreicht die Bedeutung einer in diesem Sinne verstandenen kritischen Metaphysik folgendermaßen:

"Wenn man davon ausgehen kann, daß Theorien den Spielraum des möglichen Geschehens abzugrenzen suchen, so darf man die Konsequenz ziehen, daß eine Neuabgrenzung dieses Spielraums durch Änderung der theoretischen Auffassung jeweils in einem bestimmten Maße unmöglich Erscheinendes als möglich und bisher möglich Erscheinendes als unmöglich postuliert. In diesem Sinne kann also eine metaphysische Konzeption 'Unmögliches' behaupten, das heißt: 'Möglichkeiten' entwerfen, die nach dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft 'nicht' gegeben sind, ohne daß Grund besteht, sie deshalb von vornherein zu verwerfen. [...] Der Versuch, sich den kritischen Dialog mit der Wirklichkeit zu ersparen - der Versuch des Sprunges in den vollkommenen Zustand -, führt ... zur Unterdrückung der Kritik und zur Herrschaft eines starren, unkorrigierbaren Systems." (Hans Albert, "Traktat über kritische Vernunft", 5. Aufl. 1991, Mohr: Tübingen. S. 60 f.)

So gesehen kann also die Metaphysik nicht überwunden werden, aber je reger der "kritische Dialog mit der Wirklichkeit" stattfindet, desto weniger wird die Metaphysik als starres Gedankensystem von Interesse sein und umso mehr Möglichkeiten bieten sich dem spekulativen Denken, die Grenzen des bisher Möglichen zu sprengen, um das vormals Unmögliche möglich zu machen: Der gemeinsame Bezugsrahmen hierfür lautet "Realität".

Das ist für mich sinnvoll verstandene "Metaphysik"; eine Überwindung oder Verwindung erübrigt sich nicht nur, sie verbietet sich geradezu, käme eine solche doch einem Verzicht auf kritisches Denken gleich.

Gruß
Philipp

Aus Heideggers Sicht war die bisherige Philosophie "Ontologie" (GA 97, S.162) und damit Metaphysik. Eine Überwindung der Philosophie ist dann auch eine Überwindung der Metaphysik/Ontologie. Heidegger spricht genauer von der Onto-Theologie als Metaphysik.

Was Kant anbetrifft sei gesagt, dass Heidegger ein Kant Buch geschrieben hat, was den Titel Kant und das Problem der Metaphysik heißt . Die Metaphysikthematik war ihm also bei Kant bekannt. Aber ich müsste da nochmal genauer nachlesen, da ich nicht alle Schriften Heideggers auswendig kenne.

Lassen wir Heidegger selbst hinsichtlich der Metaphysik-Thematik nochmal sprechen (GA 96, S.97):

"<Sein und Zeit > ist der erste und in seiner Gebrochenheit unausweichliche Versuch, die wesentliche Überwindung der Metaphysik also solche (die Meta-Metaphysik) <metaphysisch> zu sagen; indem wir noch von Meta-Metaphysik sprechen, zieht uns das zu Überspringende auf sein Wesen. "

Das Paradox hieran ist, das Heidegger die "Meta-Metaphysik" (also die Überwindung der Metaphysik) nur auf metaphysischem Wege sagen kann um damit zurück ins Metaphysische zu kommen. Der Begriff "Meta-Metaphysik" wird vermutlich nicht so manchem Leser hier schmecken, aber es ist nunmal ein Begriff Heideggers. Eine Überwindung von Metaphysik kann daher einen Rückgriff auf metaphysische Sprache nicht vermeiden und dies zeigt nach Heideggers Ansicht eben Sein und Zeit.

Ich bin nicht sicher, ob Heidegger alle Metaphysikbegriffe aufgreift die Kant in seinem philosophischen Vokabular nennt.

Einer von Heideggers Texten hat ja auch den Titel "Was ist Metaphysik" und schon allein darauf eine Antwort geben zu können ist gar nicht so einfach ...und dann die Rede von welcher Metaphysik man eigentlich spricht...denn es gibt nicht nur "eine"., also nicht "die" Metaphysik, sondere mehre Metaphysiken.

Die Zitate von Popper und Alber habe ich gelesen. Wenn ich jetzt darauf (noch) nicht Bezug nehme, ist das eben einer gewissen Selektion geschuldet, die man immer vornehmen muss beim Verfassen eines Beitrages.

Wenn man sich Heideggers Zitat anschaut, wird man allerdings sehen, dass Heidegger schon von einer Überwindung von Metaphysik ausging, allerdings ist das ganze dann auch paradox formuliert worden, was vermutlich einigen Kritikern nicht gefallen wird...also die "Überwindung der Metaphysik" kann nur auf metaphysischen Wege gesagt werden und das zeigt eben Sein und Zeit , so Heidegger.

Mir scheint , dass Heidegger hier vermutlich aufgrund seines philosophischen Standpunktes anders antworten würde (er spricht ja bewusst von "Meta-Metaphysik"> wieder einer seiner eigentümlichen Begriffe) , wie man vielleicht auch anhand des Zitates sehen kann.

Dass sich Heidegger von der traditionellen Philosophie und damit Metaphysik abgrenzt, wird z.B. auch hieran deutlich (GA 96, S.100):

"Der <Philosophie> erst vor-denken, aber nicht <über> sie einen Begriff und ihr Verfahren erfinden, sondern Pfade finden zu dem, was sie allein ernötigt. ; das seysngeschichtliche Denken ist noch keine Philosophie".

Will das das "seynsgeschichtliche Denken" Heideggers keine traditionelle Philosophie und damit Metaphysik sein möchte, sondern eben eher Meta-Metaphysik, welche diese Überwindung von Metaphysik eben "metaphysisch" sagt.

Wie gesagt Heidegger , hat zu all dem sein eigenen philosophischen Standpunkt, wie man hier teilweise ersehen kann, aber den man natürlich nicht teilen müssen. Könntest du dich denn mit dem Begriff der "Meta-Metaphysik" bei Heidegger anfreunden? Und wäre diese "Meta -Metaphysik" ein Verzicht auf "kritisches Denken"?

Man sieht alles interessante Fragestellungen, wenn man sich etwas in Heidegger philosophisch vertieft....

Gute Nacht aber erstmal

Philosophist
 
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Die Zitate von Popper und Alber habe ich gelesen. Wenn ich jetzt darauf (noch) nicht Bezug nehme, ist das eben einer gewissen Selektion geschuldet, die man immer vornehmen muss beim Verfassen eines Beitrages.

Die Anmerkung nehme ich zur Kenntnis, finde es aber natürlich bedauerlich, dass bei dir die klaren Gedanken eines Popper oder Albert offenbar nicht auf Interesse stoßen.

Will das das "seynsgeschichtliche Denken" Heideggers keine traditionelle Philosophie und damit Metaphysik sein möchte, sondern eben eher Meta-Metaphysik, welche diese Überwindung von Metaphysik eben "metaphysisch" sagt.

Das habe ich in meinem Beitrag ( https://www.denkforum.at/threads/so...gar-nicht-moeglich.17221/page-169#post-657364 ) ja bereits erwähnt. Heideggers Abschied von der Metaphysik ist zugleich die völlige Loslösung von jeglicher philosophischen Bodenhaftung.

Könntest du dich denn mit dem Begriff der "Meta-Metaphysik" bei Heidegger anfreunden? Und wäre diese "Meta -Metaphysik" ein Verzicht auf "kritisches Denken"?

Das ist im Grunde - dachte ich zumindest - aus meinem Beitrag entnehmbar. Selbstverständlich halte ich den Heideggerschen Absprung von der Metaphysik für einen seiner Kunstgriffe und die damit in Verbindung stehenden Überlegungen für rhetorische Spielereien, die mich als kritischen Denker kalt lassen. Heideggers Denken ist so ziemlich das unkritischste, was mir bisher begegnete. Wir hatten das ja schon zuhauf: Selbst dort, wo Heidegger sich vorgeblich kritisiert, ist diese Kritik im Grunde nur ein verdrehtes Eigenlob.

Heidegger Heidegger Heidegger... :dreh: laaaangweilig!

Gruß
Phil
 
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