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Sokrates: Begründer der Philosophischen Ethik - Die ethische Philosophie bis heute

AW: Sokrates: Begründer der Philosophischen Ethik - Die ethische Philosophie bis heut

Okay, also ich denke in dieser Frage Folgendes:
1. In allen Religionen ist beispielsweise schon vor Jahrtausenden die sog. "Goldene Regel" formuliert worden:
http://www.geistigenahrung.org/goldene-regel.html
2. Meister ARISTOTELES hatte für die griechische Philosophie die "Nikomachische Ethik" formuliert und begründet.
3. Für die Philosophie der AUFKLÄRUNG hatte Meister KANT im 18. Jahrhundert die "Kritik der praktischen Vernunft" und den "kategorischen Imperativ" formuliert und begründet.
4. Im Kontext der angelsächsischen Philosophie wurde im 18. und 19. Jahhrundert von J. BENTHAM und J.S. MILL der "Utilitarismus" formuliert und begründet.
5. Im 20. Jahrhundert wurde von K.-O. APEL und J. HABERMAS die meta-ethische "Diskurstheorie" formuliert und begründet.
6. Im 20. Jahrundert wurden auch die Menschrechte (UN) und das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland formuliert, in denen die Würde des Menschen als oberstes Gut verankert wurden.
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Langer Rede, kurzer Sinn:
Auf geltungstheoretischer Ebene hatte die Menschheit schon immer ein sehr hohes Niveau (die älteste Fassung/Formulierung der "Goldenen Regel" beispielsweise wurde vor ca. 3700 Jahren in Indien formuliert !).
Die für mich spannende Frage ist:
Warum wird ständig unterhalb dieses bereits erreichten und formulierten ethischen Niveaus gehandelt, Politik, gemacht, Wirtschaft betrieben, Kriege geführt usw.:confused::dontknow:


Versuch einer Antwort:

An erster Stelle hast du die Religionen angeführt. Religionen versuchen Welt(sinn)deutungen und allgemeingültige Aussagen zu geben. Diese Gesamtdeutungen mit verbindlichem Anspruch haben sehr viel an Glaubwürdigkeit eingebüsst. In der Folge verliert auch die golgene Regel als Teil der verschiedenen religiösen Systeme an Wert.
An dritter Stelle sprichst Du die kantischen Imperative an, auch Kant hat versucht mit ein paar Imperativen die ganze Welt einzufangen und das hat sich als nicht brauchbar erwiesen.
Der 4. Punkt betrifft den Utilitarismus. Hier bleiben einzelne Individuen, die auch Würde haben, doch immer auf der Strecke, nicht wahr? Ihr Wohl wird dem größeren Allgemeinwohl geopfert, auch das ist zu hinterfragen.
Zu dem 5. Punkt: Die Diskurstheorie hat viele vernünftige Ansätze, doch in manchem ist sie zu utopisch. Kann die Rechtfertigung von Normen überhaupt nur bzw überhaupt nur in Diskursen erfolgen? Außerdem klammert Habermas die Fragen des guten Lebens aus den Diskursen aus, da er meint, dass lebensweltlich verankerte Werte und Überzeugungen nicht diskursfähig sind, sondern nur Fragen des gerechten Lebens bzw gesellschaftspolitische Fragestellungen. Doch wie kann das eine vom anderen getrennt werden, da die Diskursteilnehmer immer schon ihre jeweiligen Anschuungen und Überzeugungen mitbringen...somit wird das Diskursmodell zumindest partiell diskursunfähig??
 
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AW: Sokrates: Begründer der Philosophischen Ethik - Die ethische Philosophie bis heut

Danke!

zu 1.) Das betrifft doch nur die Individualethik oder? Gibt es da nicht auch noch eine andere Form von Ethik, in der es darum geht, was soll eine Gemeinschaft tun? Ist das die Strukturenethik?

zu 2.) Setzt Politik Ethik voraus? Gibt es eine Ethik, die das Streben nach Macht als oberstes Ziel formuliert?

Zu 'zu 1'.:
Der Begriff Strukturenethik ist mir nicht bekannt ....:dontknow:

Die Frage, was eine Gemeinschaft tun soll, setzt voraus, daß "die Gemeinschaft" ein moralisches Subjekt sein kann, was ich aus vielerlei Gründen nicht für möglich halte, da ein moralisches Subjekt immer nur ein Individuum ist, das sich in bestimmten sozialen Kontexten so oder so verhält bzw. so oder so handelt ...

Zu 'zu 2'.:
Die Politik in Deutschland beispielsweise ist zumindest in theoretischer Hinsicht an das GRUNDGESETZ gebunden, das für die Bundesrepublik Deutschland einen auch juristisch verbindlichen Leit-Faden/Orientierungs-Maßstab formuliert, der auch ethische Verbindlichkeiten/Normen enthält, wie z.B. die Grundrechte (Artikel 1 - 19). ....

Natürlich wurden diese Grundrechte in einer rechts-philosophischen Tradition formuliert, die auch durch ethische Positionen/Reflexionen bestimmt worden ist, wie z.B. ARISTOTELES, I. KANT, die Denker der französischen Revolution (z.B. VOLTAIRE, J.J. ROUSSEAU), G. RADBRUCH (1946) und noch viele andere ...

Mir ist keine ETHIK bekannt, die das Streben nach Macht als oberstes Ziel formuliert, da auch die Macht lediglich ein Mittel für bestimmte Zwecke/Ziele ist - vergleichbar dem Geld, das auch bloß ein Zahlungs-/Tausch-Mittel ist - und kein Selbstzweck.​
 
AW: Sokrates: Begründer der Philosophischen Ethik - Die ethische Philosophie bis heut


Zu 'zu 1'.:
Der Begriff Strukturenethik ist mir nicht bekannt ....:dontknow:

Die Frage, was eine Gemeinschaft tun soll, setzt voraus, daß "die Gemeinschaft" ein moralisches Subjekt sein kann, was ich aus vielerlei Gründen nicht für möglich halte, da ein moralisches Subjekt immer nur ein Individuum ist, das sich in bestimmten sozialen Kontexten so oder so verhält bzw. so oder so handelt ...

Zu 'zu 2'.:
Die Politik in Deutschland beispielsweise ist zumindest in theoretischer Hinsicht an das GRUNDGESETZ gebunden, das für die Bundesrepublik Deutschland einen auch juristisch verbindlichen Leit-Faden/Orientierungs-Maßstab formuliert, der auch ethische Verbindlichkeiten/Normen enthält, wie z.B. die Grundrechte (Artikel 1 - 19). ....

Natürlich wurden diese Grundrechte in einer rechts-philosophischen Tradition formuliert, die auch durch ethische Positionen/Reflexionen bestimmt worden ist, wie z.B. ARISTOTELES, I. KANT, die Denker der französischen Revolution (z.B. VOLTAIRE, J.J. ROUSSEAU), G. RADBRUCH (1946) und noch viele andere ...

Mir ist keine ETHIK bekannt, die das Streben nach Macht als oberstes Ziel formuliert, da auch die Macht lediglich ein Mittel für bestimmte Zwecke/Ziele ist - vergleichbar dem Geld, das auch bloß ein Zahlungs-/Tausch-Mittel ist - und kein Selbstzweck.​

Danke für die ausführliche Antwort!

zu 1.) Mir ist später eingefallen, neben der Individualethik, das ist die Sozialethik. Ob es da auch um die Frage: "Was soll ich tun" geht, sozusagen für die Gemeinschaft, das muss ich jetzt noch in Erfahrung bringen...

Ja, dass eine Gemeinschaft kein moralisches Subjekt, sondern höchstens ein rechtliches sein kann, ja das leuchtet mir ein, nein verdammt jetzt bin ich mir wieder unsicher...wenn´s ein rechtliches sein kann /also eine Körperschaft sozusagen, warum dann nicht auch ein moralisches...

zu 2.) Ich gehe davon aus, dass jedes Verhalten wahrscheinlich schon ethisch klassifiziert worden ist, also demnach handelt jeder nach irgendeiner Ethik, auch die Politker...

Ja, dass die Macht kein Selbstzweck sein kann, klingt vorerst logisch...was ist mit dem Macchiavelli, der hat doch ein Werk geschrieben, in dem er jede Grauslichkeit, die dem Machterhalt dient, legitimiert...dann ist Macht natürlich trotzdem nicht das oberste Ziel, oder doch? Was kann dann, das oberste Ziel/Zweck sein- vielleicht das Schwelgen im eigenen Luxus aufgrund von Macht, aber das könnte so ein reicher Beamter, der zurücktritt auch so...also doch die Macht als oberstes Ziel, sozusagen als menschliche Eitelkeit? Selbstzweck?
 
AW: Sokrates: Begründer der Philosophischen Ethik - Die ethische Philosophie bis heut

.....



1. Ich gehe davon aus, dass jedes Verhalten wahrscheinlich schon ethisch klassifiziert worden ist, also demnach handelt jeder nach irgendeiner Ethik, auch die Politker...

2. Ja, dass die Macht kein Selbstzweck sein kann, klingt vorerst logisch...was ist mit dem Macchiavelli, der hat doch ein Werk geschrieben, in dem er jede Grauslichkeit, die dem Machterhalt dient, legitimiert...dann ist Macht natürlich trotzdem nicht das oberste Ziel, oder doch? Was kann dann, das oberste Ziel/Zweck sein- vielleicht das Schwelgen im eigenen Luxus aufgrund von Macht, aber das könnte so ein reicher Beamter, der zurücktritt auch so...also doch die Macht als oberstes Ziel, sozusagen als menschliche Eitelkeit? Selbstzweck?

Zu 1.:
Ja, Politiker berufen sich nicht selten auf eine Variante des Utilitaris-mus (Bentham, Mill) - oder auf Max WEBER's Politik als Beruf ...
Jedenfalls war das :ironie: früher noch so ...:D
Ob sich beispielsweise Frau Merkel und ihre stroh-dummen Ministerinnen und Minister heutzutage noch auf irgend eine ethische Position berufen, kann ich nicht erkennen, was aber nichts macht ..., zumal die politischen Parteien, aus denen heutzutage viele Macht-Politikerinnen und Macht-Politiker kommen, eh' noch weiter an Bedeutung verlieren werden, :ironie: soll ich nicht :nein: im Auftrag der Partei-Zentralen von ChristlichDummerUnion, ChristlichStrohdummerUnion, FreierDummerPartei und SelbstProduzierterDummheit mitteilen ...:lachen:

Zu 2.:
Machiavelli lebte und dachte als Kind seiner Zeit von 1469 - 1527 als Staatsmann und Geschichtsschreiber.
Es ist kein Zufall, daß unter Machhiavellis-mus eine skrupellose Politik verstanden wird, die mit Berufung auf die sog. Staatsraison die völlig unhaltbare Position formuliert, daß zum Zweck des Macht-Erwerbs/Erhalts jedes Mittel recht sei, worüber sich die Tyrannen und Diktatoren aller Länder bestimmt sehr freuen ..., die es schon immer gewohnt waren, über Leichen zu gehen ...
 
AW: Sokrates: Begründer der Philosophischen Ethik - Die ethische Philosophie bis heut

Leb Ethik, aber urteil nicht darüber ... :schaf: :guru:
 
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