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Selbstgerechtigkeit

R

Robin

Guest
Sie ist eine der unangenehmsten menschlichen Eigenschaften. Und eine der häufigsten. Diktatoren, KZ-Aufseher, Schrebergartennachbarn, Kritiker, Politiker, Polizisten, Leserbriefschreiber, Teilnehmer von Internet-Foren, auch der Verfasser dieser Zeilen: niemand ist vor ihr gefeit; bei manchen ist sie das Hauptcharakteristika ihres Wesens, bei anderen schafft sie sich nur punktuell ein Ventil.
Und was in einem Fall Millionen von Toten und unvorstellbare Grausamkeiten hervorbringt oder in anderen Fällen nur unendliche juristische Geplänkel, verletzende Aburteilungen oder selbstherrliche Meinungen – immer sind die Folgen dem selben selbstgewissen Gefühl geschuldet, und dieses Gefühl ist in seiner Intensität immer ähnlich stark, egal ob es Menschleben fordert oder so gut wie ohne Folgen bleibt. Denn die Welt ist in unserem Kopf, als die von uns konstruierte Realität. Und in unserem Kopf normiert unsere Gefühlswelt alle Dinge auf nur ein Maß: Nämlich der Intensität unseres Gefühlserlebens.
Und spiegelbildlich ist es ähnlich: Ob man nun das Wirken eines Diktators betrachtet oder lediglich eine selbstherrliche Meinungsäußerung: Die Abscheu davor ist ähnlich groß. Die Ratio sagt uns zwar, dass der Diktator tausendfach mehr zu verurteilen sei, sie bekommt aber nicht die Oberhand über unser Gefühl, das alle Selbstherrlichkeit gleich verachtet.
Denn diese Abscheu ist – man muss es leider sagen – das Echo unserer eigenen potenziellen Selbstgerechtigkeit.

Was sagt dieses Wort überhaupt? Doch nichts anderes, als dass wir das Recht, Recht zu sprechen und Urteile über Wahrheit und Moral abzugeben, in die eigene Hand nehmen. Und uns und unseren Erfahrungshorizont als Messlatte einer dann absolut formulierten Ethik zu nehmen.
Die Selbstgerechtigkeit ist eine Art der Ungerechtigkeit. Aber eine Ungerechtigkeit, zu der es keine Gerechtigkeit gibt – nur andere Selbstgerechtigkeit. Wegen dieses Paradoxes erfand der Mensch das Recht – um überhaupt im Bereich der Moral handlungsfähig zu bleiben.

Wie können wir unserer Selbstgerechtigkeit Herr werden? Wenn wir nur einräumen, andere könnten auch Recht haben, ist es womöglich schon zu spät.
Müssen wir in unserem Urteil schon einrechnen, dass wir auch Unrecht haben könnten? Wie aber dann handlungsfähig bleiben?
Ist eine Lösung, die Emotionen, die wir mit unseren Meinungen und Urteilen verbinden, generell zu zügeln?
 
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Robin schrieb:
Wie können wir unserer Selbstgerechtigkeit Herr werden?

Durch Empathie wird es angenehmer, mehr wäre nur für Misanthropen nötig!

In jedem steckt ein kleiner Pharisäer, manche nennen das auch "Menschsein". Die Willensschwachen gesellen sich in einer Gruppe, die ihrer Selbstgerechtigkeit gut tut, andere bilden sich als Einzelkämpfer zu Selbstgerechtigkeitsfanatikern.

Alle wünschen sich Gleiches: das "beste" vorstellbare Leben für sich. Auch die oft missbrauchten "Gutmenschen" sind echte Pharisäer, sie haben ja mit ihrer unnachvollziehbaren Logik auch ein Ziel, einen Wunsch odgl.
 
Die Fähigkeit, erkennen zu können, dass man Unrecht hat/hatte, und auch, dass man in der Lage ist, dieses zuzugeben, mildert den Tatbestand der Selbstgerechtigkeit, einer charakterlichen Eigenart, von der sich niemand freisprechen kann.
Viele besitzen diese Fähigkeit, aber Viele auch nicht.
Selbstgerechtigkeit ist für mich eine weitere Form des Egoismus.
Auf Egoismus basieren Selbstüberschätzung, Intoleranz, Selbstgefällig- und damit Selbstgerechtigkeit.

Ich glaube, dass der, der sich über dieses Problem Gedanken macht und ihm Herr zu werden versucht, nur in abgeschwächter Form selbstgerecht ist.
Der wahre Selbstgerechte, der Reine, dem alles rein ist, der Egomane, macht sich solche Gedanken nicht, bzw. fühlt sich von dieser Thematik nicht im Geringsten berührt.

Aber lasst uns doch froh sein, dass es doch noch mehr Gerechtigkeit auf der Welt gibt, als allgemein angenommen, und wenns nur die Selbstgerechtigkeit ist*g*.

Rhona
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Rhona schrieb:
Ich glaube, dass der, der sich über dieses Problem Gedanken macht und ihm Herr zu werden versucht, nur in abgeschwächter Form selbstgerecht ist.
Der wahre Selbstgerechte, der Reine, dem alles rein ist, der Egomane, macht sich solche Gedanken nicht, bzw. fühlt sich von dieser Thematik nicht im Geringsten berührt.

Mimikry traust du einem Pharisäer nicht zu?
 
Asymptotisch schrieb:
Mimikry traust du einem Pharisäer nicht zu?


Klar doch, und die traue ich nicht nur den Pharisäern zu, es sei denn, wir würden alle zugeben, dass wir auf gewisse Art auch Pharisäer sind.

Danke, dass du mich an die Mimikry erinnert hast, denn die hatte ich beim Aufzählen der verschiedenen Abarten des Egoismus doch glatt vergessen.

Rhona
 
Sie reden in einem Philosophieforum davon ob sie sich gegenseitig Pharisär zutrauen ! Ich beobachte weiter ... Um Kondome geht es ... Um was noch alles ... ? Versaute Jugend von heut unglaublich kein Respekt vor nix haben die. Redet nur weiter über Kondome ... Ich beobachte euch nur damit ihr es wisst.
 
Zuletzt bearbeitet:
was ist das denn für ein Deutsch??
Wie kann ich jemandem Pharisäer ZUTRAUEN??.
Damit ist nicht das Getränk der Ostfriesen gemeint!!! :schaukel: :schaukel:
 
Klar - Selbstgerechtigkeit ( Thread ) - die meisten machen ohne Kondom. Selbstgerechtigkeit ist aber der falsche Threadname. Kondome in Love - Das wäre doch besser gewesen. Ich meine - Kondome in der Liebe - darum gehts doch. Also - Kondome in Love. Pharisär sollen ganz gut sein. Ja Rhona. Machst du es auch ohne?
 
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Hi, Robin!
Von Kondomen und der kleinen Rhona wieder zum Thema.


Ganz spontan fielen mir bei Deiner Fragestellung die drei gerechten Kammmacher ( Gottfried Keller) ein. Jeder von ihnen glaubte, sein Weg, die Hand der unschönen Frau Wäscherin zu erlangen, um ein Leben in bürgerlicher Sicherheit - so wie sie es eben verstanden - sei der einzig richtige.
Das scheint mir ein wesentliches Merkmal aller " selbst" Gerechten zu sein. Für diesen - unguten - Menschenschlag zählt immer nur das eigene Interesse, die eigene Meinung , woran sie dann Welt und Umwelt messen.


Die Fähigkeit zu relativieren geht solchenen gänzlich ab. Und was bei nicht Selbstgerechten zu einer gesunden Skepsis dem Eigenen und dem Fremden gegenüber führt, führt bei den von Dir Erfragten zu Überheblichkeit und letzlich zu schnöder Nabelschau . Der Selbstgerechte fühlt sich überall bestätigt, wo er Eigeninteresse anmachen kann, er ( oder sie) lehnt alles ab, was nicht im verfolgten Eigenintersse ist.


Hilfe, ich bin eine Selbstgerechte - aber ich werde mich bessern- her mit dem Kondom !

Marianne
 
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