Zur Frage der Schulbildung habe ich als Vater von drei schulpflichtigen Kindern meinen Erfahrungen mit dem Schulsystem vor rund 19 Jahren durch einen Leserbrief schon einmal Luft gemacht, weil Unterrichtsstundenausfall und hilfsweiser Vertretungsunterricht fast täglich an der Tagesordnung waren.
Da heute ein besonderer Tag ist erlaube ich mir mich schmunzelnd - in einem 'Recall' - daran erinnern zu dürfen:
» Es ist Frühling und nicht nur die Bäume schlagen aus. Auch das Amtsdeutsch in unserer Ministerialbürokratie treibt seine Sprachblüten schon bis zur Grundschulreife. Unter dem Sprachbegriff „verlässliche Grundschule“ wird ein neuer Schultyp in Baden-Württemberg eingeführt, mit besonders intelligent erscheinendem Ansatz, der schon definitionsgemäß vertrauenerweckend allein durch seine adjektivistische Beigabe „verlässlich“ wirken muss.
Die wohl ebenso vom Amtsschimmel "verlässlich" befallenen Götter der Bildung lassen grüßen und treten die Übermittlung ihres eigenen Sprachverstandes bewußt mit Füßen –mit „Gänsefüßen“! Darf jedermann ganz unverhohlen die Sprache als Schuster so versohlen ?
Wird diese seltsam verunglückte Begriffswahl der „verlässlichen Grundschule“ von Philologen und Sprachökonomen, von Pädagogen, Psychologen und Lehrern, Juristen und Ministerialbürokraten (nachträgliche Einfügung: peinlich, ich hatte die Philosophen in meiner Aufzählung vergessen) gemeinsam kritiklos und unreflektiert hingenommen wie seinerzeit die fehlende Vorfelddiskussion um die richtige Rechtschreibreform ? Werden wir in Zukunft bereits vergessen haben, wie wichtig doch das Wort ist, das im Anfang war? Soll diese sprachliche Provokation etwa normsetzend für eine Grundschulreform sein ?
Wenn Merkmalunterscheidungsfähigkeit als wichtiger Zeitzeuge von allgemeiner Intelligenz gilt, dann streben wir in unserem Musterländle einer hochintelligenten gesellschaftlichen Entwicklung entgegen, bei denen ein moderner Sprachklon dem altmodisch sprachlosen Clown zur Versöhnung oder zur Verhöhnung die öffentliche Hand reichen könnte - und keiner merkt den Unterschied !
Sollen wir zulassen, dass das jeweils sprachliche Gegenstück auf gleicher Gedankenebene „verlässlich“ dergestalt differenziert aktiviert werden darf, als wolle man uns suggestiv einreden, die sogenannte „unverlässliche Grundschule“ sei wenigstens ein klein bißchen legal und die Eltern von schulpflichtigen Kindern müssen eben aus Kostengründen die amtliche Dauerverletzung der verfassungsrechtlich garantierten Schulpflicht prozentual geringfügig hinnehmen – zum Beispiel durch den Ausfall von Unterrichtsstunden bei „durchaus noch akzeptablen“ 3-5% im Land, entsprechend einer Duldungserzwingung von etwa 2000 Unterrichtsstundenausfall pro Schule und Jahr ?
Einfach klasse wäre doch, wenn durch die Bildung kleiner Klassen (5-10 Kinder) die Verlässlichkeit des Grundschulwesens endlich als eine ganz normale Selbstverständlichkeit aufgefasst werden könnte, zumal doch bekannt sein müßte, dass ein solches Angebot langfristig sowohl die Bildungsqualität erhöht als auch die Verweildauer auf Schulen verkürzt und sich dies sehr günstig auf alle Lebensbereiche unserer wirtschaftlichen und sozialen Zukunft auswirkt, wodurch die ganzheitlich ökonomische Finanzierungsgrundlage über viele Generationen hinweg damit auch gleichzeitig rentensicher gestaltbar wäre, ganz abgesehen davon, dass die Kultur der Gruppenbeziehungen zwischen Schule, Pädagogen und Eltern sich schlagartig schon allein dadurch verbessern würde, dass Lehrer(innen) dann weit weniger Stress ausgesetzt wären als heute." «
Bernies Sage (Bernhard Layer)