PhilippP
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- 8. April 2003
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- 948
Heute war ich laufen!
So wenig Besonderes ist an diesem Satz, dennoch liegt vielleicht etwas darin verborgen. Ich will versuchen, Verborgenes zu beschreiben.
Die ersten Schritte sind prüfend, seit nunmehr zwei Wochen war ich nicht mehr laufen, gesundheitliche Probleme hinderten mich daran. Doch es läuft sich besser als erwartet, die Muskeln sind noch leistungsfähig und der Kreislauf scheint ebenso selbstverständlich seine Arbeit zu verrichten. Langsam, aber stetig weicht meine Sorge und meine Schritte werden entspannter, ich öffne mich für meine Umgebung.
Es ist feuchte, frische Luft, die ich atme. Mit jedem Atemzug kann ich die kleinen Wassertröpfchen spüren, welche leicht in der Luft zu schweben scheinen. Mein Weg führt nun auf gleichmäßigen Anstiegen höher den Berg hinauf. Mit zunehmender Höhe wird die Luft noch feuchter und auch schwerer. Ich laufe allmählich hinein in eine weiße dicke Wand aus Feuchtigkeit. Ich streiche durch mein Haar, es ist mit kleinen, feinen Wassertröpfchen gespickt.
Die Sicht beträgt nicht mehr als vielleicht zehn, höchstens aber zwanzig Meter. Ich höre es im Unterholz rascheln, vermutlich die beiden Eichhörnchen, die mich hier oft frech beobachten. Heute müssen sie auf meinen Anblick verzichten, leider kann ich ihre frechen, kessen Blicke nicht erwidern, zu dick und undurchdringlich ist die Suppe aus Wasser und Luft.
Manchmal weiß ich nicht, wo ich bin, dann sehe ich Kleinigkeiten am Wegesrand, Baumstümpfe, viel mehr ist nicht wahrzunehmen. Gut, dass ich die Strecke kenne. Ich beginne das Profil des Weges zu lesen, anhand von Wenigem finde ich mich zurecht. Das Moos und die Reifenspuren von den schweren Wägen der Waldarbeiter, sie hinterlassen eigenwillige Muster auf verschieden festen Untergründen.
Es wird weich. Hier wurden Sägespäne gestreut, sicherlich um die tiefen Fugen im Weg auszubessern. Schmatzend sinke ich ein. Ich laufe langsamer, suche mir festeren Untergrund.
Ich falle in Gedanken, merke daher kaum, wie sich meine Umgebung mehr und mehr klärt. Der weiße, feuchte Schleier verzieht sich, der Schleier meiner Gedanken nicht. Meine Beine geraten ins Rutschen - nasses Laub - nur mühsam kann ich mein Gleichgewicht halten. Es geht steil bergab, meine gesamte Aufmerksamkeit wird gefordert, ich will die Zahl meiner Sturznarben nicht erhöhen, nicht heute.
Der Untergrund verändert sich, hart, gleichmäßig, unnachgiebig, er wirkt ungewohnt monoton. Ich laufe auf geteerten Wegen der Stadt entgegen...
Philipp P.
So wenig Besonderes ist an diesem Satz, dennoch liegt vielleicht etwas darin verborgen. Ich will versuchen, Verborgenes zu beschreiben.
Die ersten Schritte sind prüfend, seit nunmehr zwei Wochen war ich nicht mehr laufen, gesundheitliche Probleme hinderten mich daran. Doch es läuft sich besser als erwartet, die Muskeln sind noch leistungsfähig und der Kreislauf scheint ebenso selbstverständlich seine Arbeit zu verrichten. Langsam, aber stetig weicht meine Sorge und meine Schritte werden entspannter, ich öffne mich für meine Umgebung.
Es ist feuchte, frische Luft, die ich atme. Mit jedem Atemzug kann ich die kleinen Wassertröpfchen spüren, welche leicht in der Luft zu schweben scheinen. Mein Weg führt nun auf gleichmäßigen Anstiegen höher den Berg hinauf. Mit zunehmender Höhe wird die Luft noch feuchter und auch schwerer. Ich laufe allmählich hinein in eine weiße dicke Wand aus Feuchtigkeit. Ich streiche durch mein Haar, es ist mit kleinen, feinen Wassertröpfchen gespickt.
Die Sicht beträgt nicht mehr als vielleicht zehn, höchstens aber zwanzig Meter. Ich höre es im Unterholz rascheln, vermutlich die beiden Eichhörnchen, die mich hier oft frech beobachten. Heute müssen sie auf meinen Anblick verzichten, leider kann ich ihre frechen, kessen Blicke nicht erwidern, zu dick und undurchdringlich ist die Suppe aus Wasser und Luft.
Manchmal weiß ich nicht, wo ich bin, dann sehe ich Kleinigkeiten am Wegesrand, Baumstümpfe, viel mehr ist nicht wahrzunehmen. Gut, dass ich die Strecke kenne. Ich beginne das Profil des Weges zu lesen, anhand von Wenigem finde ich mich zurecht. Das Moos und die Reifenspuren von den schweren Wägen der Waldarbeiter, sie hinterlassen eigenwillige Muster auf verschieden festen Untergründen.
Es wird weich. Hier wurden Sägespäne gestreut, sicherlich um die tiefen Fugen im Weg auszubessern. Schmatzend sinke ich ein. Ich laufe langsamer, suche mir festeren Untergrund.
Ich falle in Gedanken, merke daher kaum, wie sich meine Umgebung mehr und mehr klärt. Der weiße, feuchte Schleier verzieht sich, der Schleier meiner Gedanken nicht. Meine Beine geraten ins Rutschen - nasses Laub - nur mühsam kann ich mein Gleichgewicht halten. Es geht steil bergab, meine gesamte Aufmerksamkeit wird gefordert, ich will die Zahl meiner Sturznarben nicht erhöhen, nicht heute.
Der Untergrund verändert sich, hart, gleichmäßig, unnachgiebig, er wirkt ungewohnt monoton. Ich laufe auf geteerten Wegen der Stadt entgegen...
Philipp P.