Eule58 schrieb:
Ich möchte zum Thema "Religionsmix" eine Frage stellen.
Wozu braucht der Mensch überhaupt Religionen?
Lg.Eule
Schöne Fragestellung, liebe Eule!
Ich möchte mich sowohl der Meinung von Benjamin als auch der Meinung von Louiz anschließen.
Ich finde, dass beide Aussagen auch zusammenpassen.
mMn braucht und hat jeder Mensch einen Glauben - oder zumindest eine Erklärung, wie er/sie sich die Welt und das Leben erklären kann.
Abhängig von seiner persönlichen Reife ist es dann, inwiefern er/sie sich einer größeren Gruppe/sprich Glaubengemeinschaft oder Religion anschließen kann oder will.
Aufgrund meiner (angeborenen) Skepsis allen Religionsgemeinschaften gegenüber wandte ich mich sehr bald (mit 14) von der katholischen Kirche ab und suchte meinen Weg alleine zu gehen.
Auch bei anderen Religionen hinderten mich meine immer wiederkehrenden Zweifel an der Ausschließlichkeit der dargebrachten Sichtweisen daran mich anzuschließen.
Dennoch erinnere ich mich gut an Zeiten, in denen ich mir wünschte, ich könnte doch auch das glauben, was tausenden anderen gut genug ist.
Ich wünschte, ich würde bei religiösen Vertretern nicht so viel Unwissenheit, Leere und Hineininterpretiererei wittern, wenn ich eine für mich nicht annehmbare Antwort bekam.
Ich wünschte, meine Fragen würden mir so erklärt, wie ich es auch verstehen und annehmen kann.
Das jedoch war nie der Fall. Und daher konnte ich nie so einer Gruppe angehören.
Vielmehr war ich immer allein mit meiner Sicht der Dinge und meinem Weg.
Und somit auch alleinverantwortlich für meinen Werdegang.
Ich kann gut verstehen, dass nicht alle Menschen das wollen und auch aushalten.
Auch für mich war das nicht immer leicht oder angenehm.
Manchmal ist es leichter, wenn einem wer anderer sagt, was richtig oder falsch ist. Wenn eine allgemeine Meinung darüber besteht, was gut oder böse ist. Wenn man nicht immer in jedem Fall selbst entscheiden muss.
Aufgrund meiner Rückführung in ein Leben im 14. Jh. konnte ich an meinem eigenen Leib solche Empfindungen nachfühlen.
Als Mensch dieser Zeit war es in Deutschland fraglos so, Christ zu sein und in die Kirche zu gehen. Es war ganz sonnenklar, dass man das, was dort gesagt wurde für richtig hielt und auch nicht hinterfragte.
Auch war das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Kirchengemeinde etwas schönes und Geborgenheit vermittelndes.
In meinem jetzigen Leben muss ich offenbar auf ein solches
Zusammengehörigkeitsgefühl verzichten und auf alles mir wichtige selbst draufkommen;---> mir meine Sicht des Lebens selbst zusammenzimmern - also
meinen eigenen Religionsmix machen.
Aber ich kann auch die Menschen verstehen, die sich in einer Gruppe Gleichgesinnter wohl und geborgen fühlen und nachempfinden, wie gut das in einer bestimmten (Entwicklungs-)phase des jew. Menschen tut.
Ich meine:
alles hat seinen Adressat, seine Zeit und seine Berechtigung.
Jede/r soll selbst entscheiden dürfen, wie der eigene "Glaubensweg" ausschaut.