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Religionsmix

karinamixipi schrieb:
Menschen, die lautstark gegen etwas wettern und sich ereifern, haben selten nachgedacht. Wer schreit, hat immer Unrecht. Aus einem stillen Geist kommen liebende Worte und aus jemandem, der noch nicht in sich selbst ruht, kommen Streit, Widerspruch, Zweifel und all diese Dinge, die dazu führen, dass Menschen sich entzweien anstatt einander anzunehmen.

Ich habe bis jetzt sehr interessiert hier mitgelesen, innerlich dem ein oder anderen zugestimmt, aber das was du da oben sagst ist wirklich an "Schienendenken" nicht zu überbieten.

Wer oder was hat dich dazu gebracht, eine solche Sichtweise anzunehmen?
Wie kannst du glauben, das ein in sich ruhender Mensch nicht manches mal von Zweifeln oder Widersprüchen heim gesucht wird? Es sind völlig menschliche, natürliche Dinge und es wäre schlimm, würde ein Mensch nicht manchmal an sich oder anderem / anderen zweifeln.
Du stellst einen in sich ruhigen Menschen damit als allesschluckenden und alles tolerierenden Menschen dar, das halte ich für fatal.
Gerade der in sich sichere Mensch, besitzt die Fähigkeit mit seinen eigenen oder angelasteten Zweifeln/Widersprüchen/seiner Wut umzugehen und sie produktiv zu nutzen. Der in sich ruhende Mensch rennt auch nicht bei den ersten kritischen Worten von dannen.

LG
Sal
 
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Salem schrieb:
Der in sich ruhende Mensch rennt auch nicht bei den ersten kritischen Worten von dannen.
LG Sal

Ja, das ist nun mal das große Manko der Insichruhenden. Sie ruhen nur so lange in sich, wie sie nicht auf Widerspruch oder Skepsis stoßen. Kommt ein " ja, aber " oder ein "nein, so sehe ich das nicht" -, dann ist es mit der Ruhe, die aus dem Inneren kommt, erstmal vorbei und es kann passieren, dass sie ihre Kinder auf hohe Bäume setzen, "sping runter, Mami fängt dich auf!" rufen, um dann, nach dem schmerzhaften Aufprall derselben, mit den Worten "Traue niemandem, auch deiner Mutter nicht!" zu verschwinden.:schritt:

Tja, so ist da eben. Da lobe ich mir die Diplom-Hektiker und innerlichen Choleriker, die ihre Kinder, unter wüstestem Geschimpfe und voll innerer Unruhe natürlich ,von ihrem Vorhaben, den Baum zu "erklimmen" abhalten wollen, weil es für sie zu gefährlich werden könnte.

Rhona
 
Rhona schrieb:
Da lobe ich mir die Diplom-Hektiker und innerlichen Choleriker, die ihre Kinder, unter wüstestem Geschimpfe und voll innerer Unruhe natürlich ,von ihrem Vorhaben, den Baum zu "erklimmen" abhalten wollen, weil es für sie zu gefährlich werden könnte.

Liebe Rhona :kuss1: ,
musste wieder mal herzlich lachen und feststellen, wie sehr ich Deine Direktheit und Wortwahl mag.

Nichtsdestotrotz will ich erwähnen, dass ich meinen Kleinen anfangs beim Baumklettern half,
dann aber - als er wagemutiger wurde - ihn "gottvertrauend" alleine lassen musste (in Hörweite), weil ich den Nervenkitzel nicht aushielt - wiewohl ich ja seine Geschicklichkeit schon kannte.
Mittlerweile kann ich ihm wieder dabei zusehen. Er hat sich ein wirklich gutes Körpergefühl erworben.
:rollen:
Kathi
 
Ich möchte zum Thema "Religionsmix" eine Frage stellen.
Wozu braucht der Mensch überhaupt Religionen?
Lg.Eule
 
Eule58 schrieb:
Ich möchte zum Thema "Religionsmix" eine Frage stellen.
Wozu braucht der Mensch überhaupt Religionen?
Lg.Eule

Ich denke, es ist nicht die Religion, die der Mensch braucht, sondern den Glauben. Jeder Mensch braucht meines Erachtens einen Glauben.
Es ist ja eigentlich so, dass sowieso jeder Mensch an irgendetwas glaubt. Man kann gar nicht an nichts glauben. Entweder glaubt man seinen Wahrnehmungen, man glaubt seinem Verstand, man glaubt seinen Gefühlen oder man glaubt an gewisse Vorstellungen, Phantasien, an andere Menschen, die Wissenschaft oder Ideologien.

Erst dadurch, dass wir an etwas glauben, hat unser Leben einen Inhalt.
Ich denke, unser Wohlbefinden hängt sehr von dem ab, was wir glauben. Wer glaubt, die Welt ist von Grund auf schlecht, der wird sich auch die meiste Zeit schlecht fühlen. Wer jedoch allem etwas Gutes abgewinnen kann, der hat es auch leichter glücklich zu sein.

Nehmen wir zum Beispiel das Christentum: Die Lehre Christi hat sich meines Erachtens deshalb so weit verbreitet, weil sie den Menschen etwas sehr Positives rübergebracht hat - etwas, das sie glücklich macht, wenn sie daran glauben.
Zumindest war das lange Zeit so. Der Glaube des Menschen wandelt sich jedoch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wozu braucht der Mensch überhaupt Religionen?

Ich denke nicht, daß der Mensch in letzter Instanz eine Religion oder einen Glauben benötigt, zumindest nicht in dem Sinne, daß Glaube und Religion etwas zwingend notwendiges sind. Nach meiner Ansicht sind dies lediglich theoretische Modelle zur Erklärung all der Fragen, die wir mit unserem intellektuellen und geistigen Verständnis nicht zu beantworten vermögen. In diesem Sinne sehe ich auch kaum einen Unterschied zwischen Glaube und Religion, da sich die beiden wohl nur im Umfang und der internen Organisation unterscheiden dürften.

Auch kann ich nicht zustimmen, daß das Christentum den Menschen etwas grundsätzlich "positives" gebracht hat. So ist das Christentum vor allem in seinen Anfängen nach dem Tode Jesu voll von Drohungen und Schrecken für all die, die die "Gesetze" und den "wahren" Gott nicht anerkennen. Da ist von Hölle und Fegefeuer und von ewiger Verdammnis die Rede und ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, daß dies das aktuelle Leben eines Menschen aufhellen und positiv belegen kann. Auch zu Luthers und Calvins Zeiten war mehr die Rede von Selbstaufgabe und bedingungsloser Unterordnung und nicht von individualisierung, persönlichem Glück und Zufriedenheit. Die Religion hat uns mit der unveränderlichen und damit zur Verzweiflung anregenden "Tatsache" der Erbsünde belegt, die immer über uns schwebt. Der Beispiele sind viele und ich denke es ist klar geworden, warum ich das grundsätzlich "positive" in der Religion nicht sehe.

Auch war die christliche Religion nicht immer eine ausschließliche Heilsbotschaft, sondern beinhaltet in vielen Teilen auch "Gesetzgebung" und zB Reinheitsgebote. Damit hat sie auch sozialen und gesellschaftlichen Einfluß und dient mehr der Erhaltung der gesellschaftlichen Ordnung als dem Heil des Einzelnen.

Wenn man den Worten Jesu zB in der Bergpredigt folgt, so war es wohl auch nicht seine Absicht, daß sich Menschen einfach einer Idee anschließen und die jeweiligen "Gesetze" befolgen. In seinen Worten tritt immer wieder hervor, daß es um die Suche nach Gott geht, um das Erkennen und damit um das individuelle Sehen der Wahrheit. Und genau dort liegt das Problem für die meisten Menschen. Man bekennt sich zu einer Glaubensgemeinschaft und folgt den Regeln, doch man findet die Wahrheit in sich selbst nicht, da man hierfür keine Anstrengungen unternimmt.

Ich denke, daß mit der Erkenntnis auch eine Art Wissen entsteht, die nicht mehr unter die Kategorie "Glaube" fällt, sondern auf persönlichen Erfahrungen und Schlußfolgerungen beruht. Wer diese "Erleuchtung" erreicht hat, der hat im Grunde keinen Bedarf mehr für eine Religion oder einen Glauben.
 
Eule58 schrieb:
Ich möchte zum Thema "Religionsmix" eine Frage stellen.
Wozu braucht der Mensch überhaupt Religionen?
Lg.Eule
Schöne Fragestellung, liebe Eule!

Ich möchte mich sowohl der Meinung von Benjamin als auch der Meinung von Louiz anschließen.
Ich finde, dass beide Aussagen auch zusammenpassen.

mMn braucht und hat jeder Mensch einen Glauben - oder zumindest eine Erklärung, wie er/sie sich die Welt und das Leben erklären kann.
Abhängig von seiner persönlichen Reife ist es dann, inwiefern er/sie sich einer größeren Gruppe/sprich Glaubengemeinschaft oder Religion anschließen kann oder will.
Aufgrund meiner (angeborenen) Skepsis allen Religionsgemeinschaften gegenüber wandte ich mich sehr bald (mit 14) von der katholischen Kirche ab und suchte meinen Weg alleine zu gehen.
Auch bei anderen Religionen hinderten mich meine immer wiederkehrenden Zweifel an der Ausschließlichkeit der dargebrachten Sichtweisen daran mich anzuschließen.

Dennoch erinnere ich mich gut an Zeiten, in denen ich mir wünschte, ich könnte doch auch das glauben, was tausenden anderen gut genug ist.
Ich wünschte, ich würde bei religiösen Vertretern nicht so viel Unwissenheit, Leere und Hineininterpretiererei wittern, wenn ich eine für mich nicht annehmbare Antwort bekam.
Ich wünschte, meine Fragen würden mir so erklärt, wie ich es auch verstehen und annehmen kann.

Das jedoch war nie der Fall. Und daher konnte ich nie so einer Gruppe angehören.
Vielmehr war ich immer allein mit meiner Sicht der Dinge und meinem Weg.
Und somit auch alleinverantwortlich für meinen Werdegang.

Ich kann gut verstehen, dass nicht alle Menschen das wollen und auch aushalten.
Auch für mich war das nicht immer leicht oder angenehm.

Manchmal ist es leichter, wenn einem wer anderer sagt, was richtig oder falsch ist. Wenn eine allgemeine Meinung darüber besteht, was gut oder böse ist. Wenn man nicht immer in jedem Fall selbst entscheiden muss.

Aufgrund meiner Rückführung in ein Leben im 14. Jh. konnte ich an meinem eigenen Leib solche Empfindungen nachfühlen.
Als Mensch dieser Zeit war es in Deutschland fraglos so, Christ zu sein und in die Kirche zu gehen. Es war ganz sonnenklar, dass man das, was dort gesagt wurde für richtig hielt und auch nicht hinterfragte.
Auch war das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Kirchengemeinde etwas schönes und Geborgenheit vermittelndes.

In meinem jetzigen Leben muss ich offenbar auf ein solches Zusammengehörigkeitsgefühl verzichten und auf alles mir wichtige selbst draufkommen;---> mir meine Sicht des Lebens selbst zusammenzimmern - also meinen eigenen Religionsmix machen.

Aber ich kann auch die Menschen verstehen, die sich in einer Gruppe Gleichgesinnter wohl und geborgen fühlen und nachempfinden, wie gut das in einer bestimmten (Entwicklungs-)phase des jew. Menschen tut.

Ich meine: alles hat seinen Adressat, seine Zeit und seine Berechtigung.

Jede/r soll selbst entscheiden dürfen, wie der eigene "Glaubensweg" ausschaut.
 
Aber im Endeffekt glauben doch Alle an etwas.
Die Religiösen glauben an Gott, Buddha, Rama, Allah usw. Die Agnostiker würden gerne an etwas glauben, aber sie sind sich eben nicht sicher, und daher glauben sie, dass sie auf der "Ich-weiß-nicht-,-aber-bringt-mir- Beweise-für-die-eine-oder-andere-Richtung,- und- ich-glaube-oder-glaube-nicht-Schiene" am besten fahren und sich dabei alle Hintertürchen offen halten. Selbst die Atheisten haben eine Form von Glauben, auch wenn sie sich dagegen vehement zu wehren versuchen. Sie glauben, dass der Mensch ohne jede Religiosität, nur an sich und die Wissenschaft glaubend, die ihnen leider nur auch recht wenig Erleuchtung bringt, weiter kommt.
Kathi glaubt an Reinkarnation. Täte ich vielleicht auch, wenn ich mich auf solche Grenzerfahrungen einlassen würde. Ok, ich gebe zu, dass ich in Sachen Wiedergeburt etwas skeptisch bin, aber ich auch irgendwie zu feige bin, mich auf so etwas einzulassen, und das schon aus dem Grund, weil es vielleicht meine Anschauung, mein Welt- oder Gottesbild aus den Fugen geraten lassen könnte.
Aber nun stelle ich diese Frage wieder, die ich schon in anderen Threads bekennenden Atheisten stellte, aber darauf nie eine Antwort bekam:
An was oder wen richten Atheisten ihre innigsten und verzweifelsten Wünsche? Wenn ihnen, oder Menschen, die ihnen nahe stehen, nach menschlichem Ermessen nicht mehr zu helfen ist, sie sich aber mit dieser Tatsache nicht abfinden können/wollen, wer ist dann für die Atheisten die letzte Instanz, die sie um Hilfe bitten??? Sind sie einfach die Realisten, die sich sagen, ok, das war's? Sind sie Fatalisten, die sich damit abfinden, dass nach menschlichem Ermessen alles Mögliche getan wurde, und sich ebenfalls sagen, ok, das war's, daran kann niemand was ändern, und sich in ihr Schicksal fügen? Oder kommt dann nicht vielleicht doch der Moment, in dem sie ihre Bitte an etwas oder jemanden richten, an das oder den sie zwar nicht glauben, aber für sie dennoch die letzte Instanz ist?
Wird diese Bitte nicht erhört, was meistens der Fall ist, dann bestätigt es sie in ihrem Atheismus. Wird sie aber erhört, verbessert sich die eigene Lage oder die des Freundes oder Angehörigen, dann war es eben Zufall oder der Verdienst der Wissenschaft oder irgendwelcher Institutionen.
Unterhalte ich mich mit Gleichaltrigen, die athestisch erzogen wurden, und nehme das Beispiel der "todkranken Mutter oder des sterbenden Vaters", dann kommt von ihnen meist nur ein " Kann man dann eben nicht ändern". Punkt!!
Ich kann sie voll verstehen. Wer die Situation nicht kennt, in der man panische Angst um sich oder Andere hat, kann überhaupt nichts anderes sagen.
Jugendliche meines Alters ( ich setze normale Verhältnisse voraus und klammere die, die in Krisengebieten leben aus) wurden oder werden nur selten mit dieser Problematik konfrontiert. Die Familie ist intakt, wenn auch die Großeltern inzwischen etwas nachlassen, aber die sind ja auch schon alt, und alte Leute sterben nun irgendwann mal. Richtig!
Aber nun frage ich euch, hier im Forum, die ihr schon älter seid und die ihr an nichts glaubt: Was oder wer ist eure letzte Instanz, wenn sonst gar nichts mehr geht??

Rhona
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
. Die Agnostiker würden gerne an etwas glauben, aber sie sind sich eben nicht sicher, und daher glauben sie, dass sie auf der "Ich-weiß-nicht-,-aber-bringt-mir- Beweise-für-die-eine-oder-andere-Richtung,- und- ich-glaube-oder-glaube-nicht-Schiene" am besten fahren und sich dabei alle Hinterrürchen offen halten

Nun - das stimmt irgendwie, was Du sagst, liebe Rhona - ich bin Agnostikerin - aber HIntertürchen halte ich mir nicht offen: ich lebe frei und furchtlos - liebe das Leben und brauche nicht vor einem Jenseits zu zittern. - In dieses will ich nicht mal durch ein Hintertürchen.
Mein Lebensmotto ist: was ist, das ist - und wenn es nach dem Tode ein Leben gibt, habe ich mich halt geirrt - .
Irren ist menschlich - und so auch kein Grund, metaphysische Hilfe anzurufen.

frdlg

Marianne
 
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Marianne schrieb:
Nun - das stimmt irgendwie, was Du sagst, liebe Rhona - ich bin Agnostikerin - aber HIntertürchen halte ich mir nicht offen: ich lebe frei und furchtlos - liebe das Leben und brauche nicht vor einem Jenseits zu zittern. - In dieses will ich nicht mal durch ein Hintertürchen.
Mein Lebensmotto ist: was ist, das ist - und wenn es nach dem Tode ein Leben gibt, habe ich mich halt geirrt - .
Irren ist menschlich - und so auch kein Grund, metaphysische Hilfe anzurufen.

frdlg

Marianne

Sorry, Marianne, aber das ist keine Antwort auf meine Frage.

Wen oder was bittest du um Hilfe, wenn des dir, deinem "Altschätzchen", deinen Töchtern oder den Enkeln extrem schlecht geht??

Die Vor- und Nachteile des Agnostizismus sind mir schon bekannt*g*.

Rhona
 
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