Zeilinger
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>PhilippP
PhilippP schrieb:Hallo PhilippP !
Du vermutest richtig; ich beneide dich um deine coolness; vergiss aber nicht, dass unser Verstand - so wichtig er auch ist - kein Motor ist. Wir handeln aus unseren Trieben oder aus unseren Gefühlen, allenfalls aus unserer Vernunft heraus. Da unterscheide ich wieder - einmal grob - zwischen Menschen, die zu ihren Trieben und Gefühlen stehen und Menschen, die eben - aus welchem Grund auch immer - nicht dazu stehen. Nur zu denken ist mir für mein Menschenbild zu wenig; ich liebe und hasse, ich freue mich und ärgere mich, ich feiere und trauere, ich lache und weine, weil ich ein Mensch bin.Ich vermute durchaus auch, dass du das musst. In dem Moment nämlich, in welchem du dich persönlich verletzt oder in die Enge getrieben fühlst, suchst du dich mit den Mitteln zu verteidigen, die du selbst auf die Schnelle zu greifen vermagst - jegliches Gefühl für Distanz und Sachlichkeit bleibt bei solch einem Selbstschutzreflex natürlich auf der Strecke.
Ich lebe, liebe und arbeite nach meinem besten Wissen und Gewissen; wem das zu schlecht ist, der möge mir ein besseres vermitteln.Du versuchst also womöglich dein Gegenüber dadurch zu entkräften, indem du ihm die für dich ersichtlichen Schwächen - das, was du, deinem Wertedenken entsprechend, als Schwäche ansiehst - direkt unterbreitest, es interessiert dabei nicht länger das eigentliche Thema oder die vorher beschrittene Diskussionsebene, sondern lediglich das direkte Gefecht vom Ich zum Du - und das ist eben das, was ich dir unlängst als mangelnde Fähigkeit zur Differenzierung vorhielt.
Wie schön für dich, gratuliere !Ich muss mich nicht zwangläufig persönlich angegriffen fühlen, wenn jemand meine Gedanken kritisch beleuchtet, ich habe durchaus die Möglichkeit zwischen meinem Selbst - also der Gesamtheit dessen, was mich ausmacht, bzw. worüber ich mich selbst identifiziere - und dem zu unterscheiden, worüber ich mich gerade austausche.
Ich fühle mich in keiner Identitätskrise; ich kann Andersdenkende akzeptieren, ohne meine eigene Meinung deswegen aufzugeben.Sicher, wenn ich Schwierigkeiten habe zu unterscheiden und all meine Gedanken als für und über mein Selbst und dessen Seinsstabilität entscheidend betrachte, dann ist ein Andersdenken schlicht nicht möglich, ohne dabei alsogleich in eine Identitätskrise zu stürzen.
Neben den vielen Ignoranten, Schmarotzern und Heckenschützen erscheint ein Kritiker fast als Heiliger.Ich hoffe, dass ich nicht zu direkt schreibe und somit der konstruktive Grundgedanke dieser Kritik an dich ersichtlich bleibt.
Viele Grüße,
Zeili