Claus schrieb:
liebe Kathi, das nehme ich zur Kenntnis,
ich weiß, du bist religiös und möchtest möglichst friedlich, durch Gebete etwa, einen befriedigenderen Zustand der Gesellschaft erreichen,
und du glaubst an eine überirdische Gerechtigkeit.
Die christen früherer Zeiten sahen und praktizierten das anders und beriefen sich immer auf das alte Testament, heute berufen sie sich auf die Bergpredigt.
Vermutlich ist der Pferderipper nicht religiös und hat keine furcht vor dem Jüngsten gericht,
die amtliche irdische Gerechtigkeit muß er auch nicht sehr fürchten.
Warum wohl ist er so vorsichtig geworden und seine grausamen Taten sind seltener ?
Ich bin überzeugt, daß er von der existenz der Bürgerwehr weiß, die mit ihm „kurzen Prozess“ machen würde.
Es freut mich für die Pferde, dich sicher auch, aber :
welche „anderen Wege“ sollten ihn den sonst abschrecken?
fragt Claus
Hallo Claus,
zuallererst möchte ich Dir sagen, dass ich Dich gerne leiden kann und dass ich keineswegs dafür wäre, Dich aus diesem Forum zu verbannen - wie es einige andere vorgeschlagen haben.
Das wäre ja wieder dasselbe wie immer: Ich schaue mir den betreffenden Menschen erst gar nicht genauer an, sehe eine Sache, die mir mißfällt und die ich verurteile.....und....eliminiere ihn (wie auch immer...)
Dieser Meinung bin ich absolut nicht! (Wie aus suche, der ich auch zustimme!)
Im Gegenteil!
Auch ich sehe es (wie suche) so, dass dieses Forum ja gerade den Sinn und Zweck hat, dass sich Personen mit verschiedenen Meinungen und Weltanschauungen hier treffen und austauschen können.
Auch halte ich es hier für denkbar "ungefährlich". Verbalattacken sind die ungefährlichste Art der Auseinandersetzung überhaupt, finde ich - zumal jede/r hier im Forum jederzeit selbst eintscheiden kann, wie lange er/sie mitmachen will - oder nicht.
Was aber Deine Einschätzung betr. meiner Weltanschauung betrifft, muss ich einige Richtigstellungen vornehmen:
1.) Ich bin NICHT religiös - gehöre keiner Religion an!
Auch bete ich nicht.
Ich würde mich vielmehr als
"Humanistin" bezeichnen, was in meinem Fall so viel heißt, als dass ich keinerlei Rachegedanken gutheiße.
Im Gegenteil, sehe ich hinter jedem Menschen ein Schicksal, das ihn so werden ließ, wie er nun ist. Auch im Falle des Pferderippers.
Natürlich verstehe ich den Unmut, wenn dieser Mensch gefaßt werden würde, und nach kurzer Zeit ohne Veränderung seiner Grundhaltung wieder freikäme.
Doch Du, lieber Claus fragst (Muzmuz), ob er glücklich wäre, wenn
Aber mal angenommen,
er hinterläßt so deutliche spuren, daß sie selbst ein Blinder finden könnte und die Polzei ihn faßt,
und die „Gerechtigkeit“ nimmt ihren amtlich vorgeschriebenen Lauf:
ein Psychologe bestätigt die eingeschränkte Schuldfähigkeit,
seine „Strafe“ besteht in einer Therapie, wo ihm die Seele gestreichelt wird,
(sein Verteidiger hat ihm natürlich vorher suggeriert, was er alles erzählen muß um möglichst billig aus der Sache herauszukommen)
könnte dich das glücklich machen?
und ich antworte Dir:
"Ich wäre glücklich, wenn dieser Mensch, der solche Grausamkeit ausagieren muss, gefaßt wird und von uns Mitmenschen so behandelt wird, dass seine Seele geheilt werden kann."
Ich glaube daran, dass in jedem Mensch und in jeder Kreatur das "Göttliche" innewohnt.
Doch ist es sehr oft verborgen.
Dann liegt es an uns - die mehr Zugang dazu haben - dies Verborgene ans Tageslicht zu holen. Diesen Menschen dabei zu helfen (durch Liebe und Vertrauen), dass ihre Seele heilt und es ihnen möglich ist, ihre Liebe zu leben.
Das heißt für mich nicht, dass solch grausame Taten beschönigt werden sollen. Natürlich sollen sie auch unterbunden werden (auch durch allenfalls eine Bürgerwehr), damit niemand ein Leid zugefügt werde.
Dennoch möge sich unsere Gesellschaft auch der Täter annehmen, die ebenso wie die Opfer unserer Hilfe bedürfen.
2.)
Täter ordentlich und menschlich zu behandeln heißt für mich nicht, dass der Täter freigelassen werden sollte, ohne sich innerlich geändert zu haben.
Möglicherweise ist er auch zu keiner Änderung fähig.
In diesem Fall hat die Gesellschaft mMn jedes Recht, sich (und auch ihre Pferde) vor ihm zu schützen.
Das heißt aber nicht, dass nun dieser Unglückliche durch ähnliche Grausamkeit bestraft werden soll!
MAn würde es doch genügen, ihn zu absentieren und zu therapieren (wenn auch sein Leben lang...).
3.)
Wen eine Gesellschaft (oder ein einzelner) ausgrenzt/ablehnt und wie die Ausgestoßenen behandelt werden, sagt sehr viel über ihre innere Haltung aus.
Damit sage ich nicht, dass die Gesellschaft dies und jenes nicht machen "darf"! (Sie macht es ja ohnehin!)
Doch steht es ihr in jedem Fall gut an, sich zu fragen, was sie gerade wirklich tut und ob dies auch gerechtfertigt ist.
Mord abzulehnen und dann selbst den Mörder zu morden, stellt den Richter auf die gleiche Stufe als den Mörder.
Ich finde, eine Gemeinschaft mit humanitären Werten ist aufgerufen, hier andere Vorgangsweisen zu finden.
Darum geht es.
4.) Wie schon mehrmals von anderen erkannt, läßt
folgende Aussage:
ja, es gibt noch andere bezeichnungen für die Nazis:
bodensatz, Schandflecken..... passen auch,
aber:
zum Nazi wird man durch seine Taten und Überzeugungen,
man muß diese Leute irgendwie bewerten,
und da mein Maßstab der hier schon oft zitierte humanistische Ausspruch Goethes ist
„edel sei der mensch, hilfreich und gut“
kann ich für Leute, die sich am anderen ende der Skala selbst angesiedelt haben, keine treffendere Bezeichnung finden.
eindeutig erkennen (auch wenn Du hier einen
"blinden Fleck" hast, lieber Claus), dass Du genauso agierst, wie die von Dir vielgehassten Nazis.
So viel mir bekannt ist, haben die auch immer ihren Maßstab angelegt und dann wie wild "verurteilt", was sie (aus ihrer moralischer Sicht) für "falsch" hielten.
Hier fehlt doch eindeutig die Toleranz gegenüber andersdenkenden und der Versuch des Austausches.
So könnte eine Annäherung verschiedener Standpunkte erfolgen: --> Nämlich nicht durch Ablehnung, sondern durch die Auseinandersetzung mit dem/n Anderen.