AW: Pietätlos
Ich habe lange gesucht ohne wirklich etwas zu finden, wo meine jetzigen Zeilen hinein passen.
Es hat aber auf jeden Fall mit dem Ende des Lebens zu tun.
Heute habe ich im TV eine Sendung gesehen, die sich mit dem Altenheim und dessen Mitarbeitern
beschäftigt hat. Mir graut es davor!!!!
Wohl gemerkt nicht vor den Betreuern/innen!!! Sondern vor dem System, dass von gesetzlicher
und sozialer Seite auferlegt ist.
Zunächst der dargestellte Fall: Eine Frau ist seit 30 Jahren in diesem Beruf,
sie hat keine (sagt man sanitäre?) Ausbildung und wird daher nach 30 Jahren noch immer als
Hilfskraft bezahlt (1600€).
Dabei meine ich, dass diese Arbeit wohl eher die schwere ist: Umbetten, waschen und auch
das Säubern. Das ist körperlich schwere Arbeit. Abgesehen von den Emotionen.
Da wurde auch gesagt, dass in der Industrie andere Löhne für schwere Arbeit gezahlt werden.
Dazu kommt noch, dass sehr viel Schreibkram zu erledigen ist. Jede Handlung mit und an den
Pflegbedürftigen muss karteimäßig erfaßt werden.
Mich hat das Ganze wieder einmal stark beschäftigt. In meinem Alter fragt man sich: Wann
ist es bei dir soweit? Dann gehen die Gedanken auch schon ganz andere Wege. Welches ist der
richtige FLuchtweg?
Was danach kommt ist mir gleich.
Warum bin ich doch heute mit Sascha nicht auf Tour gegangen. Wäre wohl heute der Tag
freundlicher gewwesen.
Ein interessantes Thema, das jeden angeht!
Zu den "geringen" Löhnen ist zu sagen, dass die Pflege von alten Menschen sehr personalintensiv und damit sehr teuer ist, bei gleichzeitig ziemlich leeren Kassen im Gesundheitssystem. Wären wir bereit, mehr beizutragen?
In Wien wird die Betreuung zu Hause in Form von Heimhilfe forciert, was einerseits für die alten Menschen erfreulich ist, wenn ihnen ermöglicht wird weiterhin in ihrer gewohnten Umgebung bleiben zu können und andererseits spart es der Gemeinschaft kosten (Altenbetreuung ist wohl immer mit öffentlichen Zuschüssen verbunden).
Da ich selber als Heimhelfer arbeite und aus ehrenamtlicher Tätigkeit auch die Abläufe im Seniorenheim kenne, kann ich sagen, dass man sich sich die Situation vermutlich meist trister vorstellt, als sie ist. Solche Fernsehsendungen (ich hab diese speziell nicht gesehen, aber offensichtlich war sie verstörend für dich) leben von schockierenden Bildern, die nicht den Alltag darstellen.
Generell ist es natürlich wünschenswert, wenn sich die Bürger mehr für dieses Thema interessieren. In der Praxis wird es ja psychisch und auch physisch (Sichwort: abgeschoben) verdrängt.
Was ich sehr empfehlen kann ist ehrenamtliche Betreuung von alten Menschen!
Das bringt Einblick ins System, die alten Leute in Kontakt mit dem "heutigen Leben" und ist eine gute Vorbereitung für das eigene Alt- und Hilsbedürftigwerden und diese menschliche Normalität steht halt im Widerspruch zum heutzutage als normal empfundenen Leistungs- und Profitdenken.