Lieber Zeili,
es ist ja sehr erfreulich, dass wir zunächst mal in der groben 3-Teilung des Menschen in Geist-Körper-und Seele übereinstimmen und dieses Deinen Phasen zuzuordnen ist. Auch stimme ich Deinem Einwurf zu, dass die Menschen sich nicht überarbeiten, sondern der Entspannungs-Phase mehr Raum geben sollten. Leider entspricht dieses dem anerzogenen Verhalten in unserem Kulturkreis häufig nicht, ist uns doch der Lehrsatz eingetrichtert worden: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen! Wen wundert’s, wenn man dann beim Vergnügen mitunter eine Art schlechtes Gewissen hat und es vernachlässigt, weil es dem Leistungsdenken nicht entspricht.
Abgesehen von dieser Lehre, die Dein 3-Phasen-Konzept erteilen will, kann ich – ähnlich wie Coeur froid – kein weiterführendes Ziel erkennen. Vielmehr verstehe ich die Aufstellung der 3-Phasen-Theorie als einen Akt des Reflektierens über das Mensch-sein, so dass man anstelle von Phasen auch Wesensarten des Menschen setzen könnte. Die Anthropologie sieht im Menschen ein * spielendes Wesen, ein *arbeitendes Wesen, ein * liebendes und hassendes Wesen, ein * geschichtliches Wesen , ein * technisch begabtes und ein *religiöses Wesen.
Zu den verschiedensten Lebenssituationen kommt eines dieser Wesensarten zum Tragen, was soz. zu Deinen Phasen passt, nur dass die Anthropologen noch mehr Einteilungen vornehmen.
In einem vorigen Beitrag erwähntest Du andere Wesen als den Menschen (Pflanze + Tier), wobei ich einwerfe, dass nur allein der Mensch über sich selbst reflektieren kann (was ja m. Meinung nach wohl Grundlage dieses Themas ist).
Wenn ich selbst von dieser Möglichkeit Gebrauch mache, über das/mein Menschsein zu philosophieren, komme ich zu der schon beschriebenen Einsicht der Dreiteilung in Geist, Körper und Seele, aber wenn man dieses noch einmal hinterfragt, merkt man, wie viel-fältig die menschliche Struktur ist, denn m.E. nach lässt sich die Seele, Körper u.Geist erneut einteilen oder besser gesagt dreiteilen. Ich sehe in der menschlichen Seele auch die Pflanzen- u. Tierseele enthalten; indem wir sie in der Entwicklung überholt haben, haben wir sie dementsprechend dennoch in uns. Ach, ist das schwierig zu erklären! Ich nehme mal das Beispiel der Lebensalter, wir sind erst Kind, jugendlich, erwachsen – und in der dritten Stufe sind die durchlaufenen anderen beiden doch noch enthalten. So etwa stelle ich es mir mit der Dreiteilung der Seele auch vor. Was nun den Körper angeht, so teile ich ihn ein in 1. die biologischen Organe, 2. in die Fähigkeit der Motorik und 3. in die Sinneswahrnehmungen. Ist glaube ich, verständlich ausgedrückt, oder? (Bin nicht so geübt darin.)
Ja, und was den Geist angeht, mache ich wieder eine Anleihe bei der Anthropologie, die vom „Dreifachen Horizont des Geistes“ spricht. Damit sind drei Stufen (oder wie Du es vielleicht nennen würdest: drei Phasen) gemeint: Der Geist kann im Gegensatz zu Pflanze und Tier denken = 1. Ich bin ich.
Dann weiß er sogar, dass er dieses denken kann = 2. Ich weiß, ich bin ich. Und die 3. Stufe ist das Wissen um das Wissen = 3. Ich weiß, dass ich weiß, dass ich Ich bin.
Hm, klingt kompliziert, ist es aber nicht.
Alles in allem wollte ich aufzeigen, dass die von Dir in den Raum gestellte 3-teilung durchaus berechtigt ist, aber viel umfangreicher als auf Anhieb erkennbar. Der Mensch ist nun mal ein sehr komplexes Wesen, wen wundert es, dass so wenige mit allen Wesensheiten in Einklang sind und es so viel Zerrissenheiten gibt. Umso wichtiger erachte auch ich die Erholungs- und Besinnungsphasen, wobei ich nicht denke, dass Deine Beispiele ausreichen:
Das nächste nach dem fernsehen (das ich auch oft brauche) ist surfen; genügt das auch nicht, dann eben hinaus in die reale Welt (unterhalten, tanzen oder einfach nur ein Milieu studieren).
Diese decken m.E. nur den Vergnügungsbereich ab, der von Coeur Froid erwähnte Müßigang des Nichtstuns ist dagegen wahre Erholung (spirituell gesehen ist Meditation Erholung für die Seele).
Nun ist es sehr lang geworden, aber es waren meine Gedanken zu Deinem Phasen-Schema.
Lb. Gruß
Nachteule
PS: Danke für Dein Angebot eines Korrekteur-Zeugnisses für’s grafische Gewerbe, kleine Anmerkung dazu: ich habe - wenn auch vor vielen Jahren - Verlagskauffrau gelernt – ist ja irgendwie beruflich wesensverwandt, nicht wahr?