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Ela67
Guest
So, dann will ich mal loslegen.
Dies soll also meine eigene Novembergeschichte werden, die ich versuche, jeden Tag ein kleines Stück weiterzuspinnen. Mal sehen, was dabei herauskommt.
Das Jahr ist alt geworden. Graue Nebelsträhnen hängen zwischen den fast kahlen Bäumen. Man denkt an die Toten.
Flurina spaziert dem kleinen Fluss entlang, der sich leise murmelnd und ohne Eile zwischen grossen Felsblöcken und Schwemmholz seinen Weg sucht.
Nein, er sucht den Weg nicht, er selber ist der Weg und der führt zum grossen Fluss und dann zum Meer, das weit oben im Norden liegt und von wo im Herbst immer die Möwen kommen um hier zu überwintern.
Auf einem der Felsblöcke sitzt ein Fischer.
Er muss ein Fischer sein, denn er hält eine Angel ins Wasser und neben ihm steht ein gelber Plastikeimer, ein Bild des Optimismus, denn Flurina zweifelt daran, dass es hier etwas zu fangen gibt. Er ist aber überhaupt nicht wie ein Fischer gekleidet. Er trägt weder Stiefel noch khakifarbene Hosen mit vielen Taschen und auch kein dickes, kariertes Flieshemd mit einer Weste darüber, sondern Turnschuhe, Jeans und einen blauen Umhang, der eher zu einem Opernsänger oder Zauberer passen würde.
Und auf dem Kopf eine rot-weisse Strickmütze mit Bommel.
Der Fischer scheint Flurinas Blick zu spüren, denn er dreht den Kopf und schaut ihr mit einem breiten Grinsen entgegen. "Frag, ob sie beissen!"
Flurina, die jetzt auf gleicher Höhe mit ihm ist, bleibt stehen und fragt: "Warum?"
"Weil das die übliche Frage ist um mit einem Fischer ins Gespräch zu kommen, der eigentlich nur seine Ruhe haben möchte."
Flurina überlegt kurz, ob sie einfach weitergehen soll.
Stattdessen fragt sie: "Beissen sie?"
Der Fischer strahlt und erwidert fröhlich: "Noch nicht, aber wenn du mir Gesellschaft leisten magst, dann wird sich das sicher bald ändern."
Er greift unter seinen Umhang und zieht eine Thermosflasche hervor. "Ich hab auch Kaffee."
Flurina klettert die niedrige Böschung hinunter und setzt sich neben den Fischer auf den Felsblock. Er giesst Kaffee in eine ziemlich zerbeulte Blechtasse und reicht sie ihr. Der Kaffee duftet verführerisch und die heisse Tasse wärmt Flurinas Hände.
Sie fragt: "Möchtest du denn keine Ruhe?"
Er lächelt und sagt: "Mal sehen."
Dann blicken sie beide schweigend aufs Wasser.
Dies soll also meine eigene Novembergeschichte werden, die ich versuche, jeden Tag ein kleines Stück weiterzuspinnen. Mal sehen, was dabei herauskommt.
1. Begegnung
Das Jahr ist alt geworden. Graue Nebelsträhnen hängen zwischen den fast kahlen Bäumen. Man denkt an die Toten.
Flurina spaziert dem kleinen Fluss entlang, der sich leise murmelnd und ohne Eile zwischen grossen Felsblöcken und Schwemmholz seinen Weg sucht.
Nein, er sucht den Weg nicht, er selber ist der Weg und der führt zum grossen Fluss und dann zum Meer, das weit oben im Norden liegt und von wo im Herbst immer die Möwen kommen um hier zu überwintern.
Auf einem der Felsblöcke sitzt ein Fischer.
Er muss ein Fischer sein, denn er hält eine Angel ins Wasser und neben ihm steht ein gelber Plastikeimer, ein Bild des Optimismus, denn Flurina zweifelt daran, dass es hier etwas zu fangen gibt. Er ist aber überhaupt nicht wie ein Fischer gekleidet. Er trägt weder Stiefel noch khakifarbene Hosen mit vielen Taschen und auch kein dickes, kariertes Flieshemd mit einer Weste darüber, sondern Turnschuhe, Jeans und einen blauen Umhang, der eher zu einem Opernsänger oder Zauberer passen würde.
Und auf dem Kopf eine rot-weisse Strickmütze mit Bommel.
Der Fischer scheint Flurinas Blick zu spüren, denn er dreht den Kopf und schaut ihr mit einem breiten Grinsen entgegen. "Frag, ob sie beissen!"
Flurina, die jetzt auf gleicher Höhe mit ihm ist, bleibt stehen und fragt: "Warum?"
"Weil das die übliche Frage ist um mit einem Fischer ins Gespräch zu kommen, der eigentlich nur seine Ruhe haben möchte."
Flurina überlegt kurz, ob sie einfach weitergehen soll.
Stattdessen fragt sie: "Beissen sie?"
Der Fischer strahlt und erwidert fröhlich: "Noch nicht, aber wenn du mir Gesellschaft leisten magst, dann wird sich das sicher bald ändern."
Er greift unter seinen Umhang und zieht eine Thermosflasche hervor. "Ich hab auch Kaffee."
Flurina klettert die niedrige Böschung hinunter und setzt sich neben den Fischer auf den Felsblock. Er giesst Kaffee in eine ziemlich zerbeulte Blechtasse und reicht sie ihr. Der Kaffee duftet verführerisch und die heisse Tasse wärmt Flurinas Hände.
Sie fragt: "Möchtest du denn keine Ruhe?"
Er lächelt und sagt: "Mal sehen."
Dann blicken sie beide schweigend aufs Wasser.