So, wie die Wortbedeutung "Krieg" sich geändert hat, ist auch "Neutralität" ein unbestimmter, weiterer Begriff geworden.
Militärische Schwache und Unbestimmtheit in unserem Verständnis von Staat macht uns, je weiter es in bildungsferne Schichten hinein geht, eher zur Gefolgschaft im "System Putin", weil wir im Verbund mit westlich orientierten Staaten uns irgendwie doch besser fühlen, bleiben wir Teil der EU, die wir eigentlich emotional nicht verstehen. Das ist in typisch österreichischer Ungenauigkeit unsere Neutralität als Grundhaltung.
Ganz vereinfacht und pragmatisch gesehen, bleiben wir so lange "neutral", bis die EU sich so weit entwickelt haben wird, dass diese echt als Einheit militärisch auftreten kann. Wie es momentan scheint, entfernen wir Europäer z.Zt. eher von so einer Einmutigkeit als daß wir uns auf eine gemeinsame Haltung militärisch mit gemeinsamen Zielen einigen könnten.
Die einzige Perspektive, die speziell von unserem Standort in der Welt aus in eine weitere Zukunft als Weg gezeichnet werden kann, würde so aussehen, daß Russland nach dem Denkmuster Putin's einerseits über Ukraine und Österreich auf dem Weg zum Atlantik vorrückt und daß andererseits Serbien Jugoslawien bis Österreich wieder vereinigt. Der alte "panslawistische Traum" des 19.Jht's wäre endlich erfüllt.
Ein Bekannter, ein gebildeter Serbe, hat mir es schon vor 15 Monaten so erklärt. Man kann solche Gedanken als völlig ir(r)elegant belächeln, aber unsere nationale Vorstellung von Neutralität und Indifferenz würde wohl nichts Konkreteres als Konzept uns vorgeben. Wir fürchten uns außerdem so sehr vor kalten Räumen, daß wir den Widerstand gegen Putin schon aufgegeben haben.