Hast du ein anschauliches Beispiel für mich?
Ich überlege, warum ich mich hier im Denkforum austausche. Bin ich, um der Erkenntnis Willen, an der Erkenntnis interessiert? Oder hat mein Lebensweg, meine gemachte Erfahrung, dafür gesorgt, dass mein Unterbewusstsein einen eigensinnigen Vorteil in der Erkenntnis zu erlangen glaubt? Hätte ich in der Jungend andere Erfahrungen gemacht, dann würde ich meine Persönlichkeit vielleicht heute ganz anders ausdrücken: Ich könnte ein Geschlechtsteil in meinem Gesicht tätowiert haben, ein Skinhead oder Punk sein, Manta fahren, und würde mich für Philosophie/Wissenschaft gar nicht interessieren. Doch ich machte unbewusst die Erfahrung, dass ich Vorteile gewinne, wenn ich wissend erscheine. Jeder Satz den ich sage, gibt über mich Aufschluss, ist Selbstdarstellung. In einem bestimmten Milieu würde ich mit dem Satz "Philosophie ist von Arsch" Beifall ernten, oder mit einem imponierenden Rülpser. In einem anderen Milieu würde ein Rülpser nicht belohnt werden, und über Philosophie müsste man hier besser feingeistig sprechen, um Anerkennung zu finden.
Ich möchte damit sagen, dass unser Handeln und Denken immer dem eigenen Vorteil dient, und ein Produkt des Umfeldes ist. Direkt ist es vorteilhaft, indem es den Nahrungserwerb oder das Überleben allgemein ermöglicht, und indirekt, indem es der Beeindruckung von Geschlechtspartnern oder Rivalen dient. So gesehen, nutzen wir Werte wie einen Federschmuck.
Auf das Mitgefühl bezogen trenne ich also zwei Sorten: Ich kann dem Verwandten gegenüber Mitgefühl haben, wodurch ich den Fortbestand der "Rudel-Gene" sichere. Dies funktioniert auch heute, auch wenn unser "Rudel" heute nicht mehr nur aus Verwandten, sondern auch aus Freunden besteht. Die zweite Art des Mitgefühls ist "Angeberei", demonstrierte soziale Ader (oder, im Fall der Philosophie, demonstrierte (vermeintliche) Intelligenz). Ein Weibchen wird vermutlich einem mitfühlenden Männchen den Vorzug geben, denn das mitfühlende Männchen wird sich besser um den Nachwuchs kümmern, als ein Egoist. Durch demonstrierte (vermeintliche) Intelligenz kann man im Berufsleben Vorteile erzielen, oder Feinde abschrecken.
Ich bin nicht sicher, ob dies deine Aussage trifft, und wäre dankbar, wenn du mir ein Beispiel geben könntest, was du mit "...Denkfigur und als Gegenmodell zu wiederum erdachten Wertekonstruktionen..." meinst.